Die Verrohung des Umgangs - vor allem in sozialen Netzwerken - wirkt sich auch auf Kinder und Jugendliche aus. Lehrer sehen eine Zunahme von Beschimpfungen aus der Anonymität heraus. Der Schritt zu offener Gewalt sei da nicht mehr weit, berichtet Joachim Straub, Vorsitzender des Landesschülerbeirats in Baden-Württemberg:
Auf die Auswirkungen von Ausgrenzung und Demütigung auf unser Gehirn weist der Neurobiologe Joachim Bauer von der Uniklinik Freiburg und Autor des Buches "Schmerzgrenze" hin: Das Gehirn stufe verbale Gewalt wie körperlichen Schmerz ein. Wem die Anerkennung entzogen, wer systematisch niedergemacht und entwertet werde, werde irgendwann krank. Das Sprachzentrum und Netzwerke, wo Handlungen geplant werden, hingen eng zusammen - wo viel Hass-Sprache ist, dort erhöhe sich das Risiko, dass irgendwann auch zugeschlagen wird.
Die Lösung liege im Perspektivwechsel, so Bauer. Man müsse die Hasser dazu bringen, sich in die Lage der Betroffenen zu versetzen. Und den Tätern die Möglichkeit bieten, sich auch einmal darzustellen. Denn viele treibt vor allem ihr eigenes Geltungsbedürfnis.