Sie denkt wie wir, sagt Bartosz Wielinski, der ehemalige Berlin-Korrespondent der Tageszeitung "Gazeta Wyborcza". Weil sie als Bürgerin der ehemaligen DDR mit den meisten Polen die Erfahrung einer kommunistischen Vergangenheit teile, wisse sie um die Empfindungen und Empfindsamkeiten der Menschen. Sie finde daher fast immer die richtigen Worte, meint Wielinski, der vor allem Merkels Danziger Rede zum 70. Jahrestag des Kriegsbeginns noch im Ohr hat.
"Seit 20 Jahren besuchen deutsche Politiker polnische Gedenkstätten. Zu den bereits bekannten historischen Reden ist am 1. September die von Angela Merkel hinzugekommen. Die Kanzlerin hat von der schrecklichen Vergangenheit Deutschlands und von der deutschen Schuld während des Zweiten Weltkriegs gesprochen. Das heißt: die Deutschen flüchten nicht vor ihrer Verantwortung."
Angela Merkel
"Ich gedenke der 60 Millionen Menschen, die durch diesen von Deutschland entfesselten Krieg ihr Leben verloren haben. Ich verneige mich vor den Opfern."
Besonders bemerkenswert findet der Journalist Wielinski, dass Merkel ihren Auftritt in Danzig auch dazu genutzt hat, die Rolle Polens auf dem Weg zur deutschen Wiedervereinigung und zur Einheit Europas hervorzuheben.
"In der Tradition der Solidarnosc in Polen haben die Menschen damals überall das Tor zur Freiheit mutig aufgestoßen. Wir Deutschen werden das nie vergessen – nicht die Rolle unserer Freunde in Polen, Ungarn und der damaligen Tschechoslowakei und nicht die Rolle der moralischen Kraft und Wahrheit, die keiner so überzeugend und glaubwürdig verkörperte, wie Papst Johannes Paul II."
Für Merkel spricht nach Ansicht vieler Polen auch, dass sie sehr gut mit dem polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk kann. Die Chemie zwischen den beiden stimmt. Die deutsch-polnischen Beziehungen, die während der Doppel-Regentschaft der Kaczynski-Zwillinge schwere Schrammen abbekommen hatten, sind gefestigt. Jawohl, das Tandem Merkel/Tusk funktioniert, sagt der Premier höchstpersönlich:
"Wir duzen uns und ich habe den Eindruck, dass wir uns mögen. Wir treffen uns zwar nicht heimlich zum Abendessen, aber unser Verhältnis ist besser als nur durchschnittlich. Dass wir uns gut kennen, bedeutet allerdings nicht, dass ich nachlasse, für die Interessen Polens zu kämpfen. Sie kümmert sich um Deutschlands Interessen, ich mich um die der Polen."
Frank-Walter Steinmeier genießt in Polen weder die gleichen Sympathiewerte noch denselben Bekanntheitsgrad wie Angela Merkel. Die Polen wissen wenig über ihn. Dass er einst der "Kanzlerflüsterer" an der Seite Gerhard Schröders gewesen ist, macht ihn hierzulande nicht beliebter. Schröders Engagement für die deutsch-russische Ostsee-Pipeline ist den Polen nicht nur suspekt, sie ärgern sich über den pro-russischen Kurs des Ex-Kanzlers.
Für die Sozialdemokraten spricht aus polnischer Sicht sicherlich deren Haltung gegenüber Merkels Parteifreundin Erika Steinbach. Die Präsidentin des Bundes der Vertriebenen ist in Polen persona non grata. Dass die SPD mit dazu beigetragen hat, sie aus dem Stiftungsrat für das Sichtbare Zeichen heraus zu halten, liefert ganz klar Pluspunkte. Eugeniusz Smolar, der Leiter des Instituts für Internationale Beziehungen in Warschau, warnt jedoch davor, immer nur auf die beiden Reizthemen Steinbach und Ostsee-Pipeline zu schielen, zumal sie auch im deutschen Wahlkampf überhaupt keine Rolle spielten:
"Ich bin der Meinung, dass Steinbach und die Energiepolitik wichtige Themen sind, aber sie sollten nicht entscheidend für die deutsch-polnischen Beziehungen sein. Es gibt andere Dinge zu besprechen: Die NATO-Erweiterung, die gemeinsame Außenpolitik und Sicherheit innerhalb der EU. Wir haben unterschiedliche Ansichten zum Irak-Krieg. Besonders wichtig ist, die gemeinsame Bewältigung der Finanzkrise, und dass wir nicht zu nationalen Egoismen zurückkehren."
Die Polen trauen sowohl der jetzigen Regierungskoalition in Berlin als auch einem Bündnis aus Christdemokraten und Liberalen zu, die Probleme zu meistern. Wie gesagt, ihnen ist es egal, welche Koalition künftig in Berlin regieren wird, Hauptsache Angela Merkel bleibt Kanzlerin.
"Seit 20 Jahren besuchen deutsche Politiker polnische Gedenkstätten. Zu den bereits bekannten historischen Reden ist am 1. September die von Angela Merkel hinzugekommen. Die Kanzlerin hat von der schrecklichen Vergangenheit Deutschlands und von der deutschen Schuld während des Zweiten Weltkriegs gesprochen. Das heißt: die Deutschen flüchten nicht vor ihrer Verantwortung."
Angela Merkel
"Ich gedenke der 60 Millionen Menschen, die durch diesen von Deutschland entfesselten Krieg ihr Leben verloren haben. Ich verneige mich vor den Opfern."
Besonders bemerkenswert findet der Journalist Wielinski, dass Merkel ihren Auftritt in Danzig auch dazu genutzt hat, die Rolle Polens auf dem Weg zur deutschen Wiedervereinigung und zur Einheit Europas hervorzuheben.
"In der Tradition der Solidarnosc in Polen haben die Menschen damals überall das Tor zur Freiheit mutig aufgestoßen. Wir Deutschen werden das nie vergessen – nicht die Rolle unserer Freunde in Polen, Ungarn und der damaligen Tschechoslowakei und nicht die Rolle der moralischen Kraft und Wahrheit, die keiner so überzeugend und glaubwürdig verkörperte, wie Papst Johannes Paul II."
Für Merkel spricht nach Ansicht vieler Polen auch, dass sie sehr gut mit dem polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk kann. Die Chemie zwischen den beiden stimmt. Die deutsch-polnischen Beziehungen, die während der Doppel-Regentschaft der Kaczynski-Zwillinge schwere Schrammen abbekommen hatten, sind gefestigt. Jawohl, das Tandem Merkel/Tusk funktioniert, sagt der Premier höchstpersönlich:
"Wir duzen uns und ich habe den Eindruck, dass wir uns mögen. Wir treffen uns zwar nicht heimlich zum Abendessen, aber unser Verhältnis ist besser als nur durchschnittlich. Dass wir uns gut kennen, bedeutet allerdings nicht, dass ich nachlasse, für die Interessen Polens zu kämpfen. Sie kümmert sich um Deutschlands Interessen, ich mich um die der Polen."
Frank-Walter Steinmeier genießt in Polen weder die gleichen Sympathiewerte noch denselben Bekanntheitsgrad wie Angela Merkel. Die Polen wissen wenig über ihn. Dass er einst der "Kanzlerflüsterer" an der Seite Gerhard Schröders gewesen ist, macht ihn hierzulande nicht beliebter. Schröders Engagement für die deutsch-russische Ostsee-Pipeline ist den Polen nicht nur suspekt, sie ärgern sich über den pro-russischen Kurs des Ex-Kanzlers.
Für die Sozialdemokraten spricht aus polnischer Sicht sicherlich deren Haltung gegenüber Merkels Parteifreundin Erika Steinbach. Die Präsidentin des Bundes der Vertriebenen ist in Polen persona non grata. Dass die SPD mit dazu beigetragen hat, sie aus dem Stiftungsrat für das Sichtbare Zeichen heraus zu halten, liefert ganz klar Pluspunkte. Eugeniusz Smolar, der Leiter des Instituts für Internationale Beziehungen in Warschau, warnt jedoch davor, immer nur auf die beiden Reizthemen Steinbach und Ostsee-Pipeline zu schielen, zumal sie auch im deutschen Wahlkampf überhaupt keine Rolle spielten:
"Ich bin der Meinung, dass Steinbach und die Energiepolitik wichtige Themen sind, aber sie sollten nicht entscheidend für die deutsch-polnischen Beziehungen sein. Es gibt andere Dinge zu besprechen: Die NATO-Erweiterung, die gemeinsame Außenpolitik und Sicherheit innerhalb der EU. Wir haben unterschiedliche Ansichten zum Irak-Krieg. Besonders wichtig ist, die gemeinsame Bewältigung der Finanzkrise, und dass wir nicht zu nationalen Egoismen zurückkehren."
Die Polen trauen sowohl der jetzigen Regierungskoalition in Berlin als auch einem Bündnis aus Christdemokraten und Liberalen zu, die Probleme zu meistern. Wie gesagt, ihnen ist es egal, welche Koalition künftig in Berlin regieren wird, Hauptsache Angela Merkel bleibt Kanzlerin.