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Hauptsache, es läuft wie geschmiert

Keine wimmernde Gitarre, keine Laufschuhe, keine Autorennen. Ohne Reibung wäre Michael Schumacher eine lahme Null, Moses Kiptanui eine rutschende Lachnummer, und Jimmy Hendrix wäre kein genialer Musiker, sondern ein öder Langweiler gewesen. Reibung ist auf der anderen Seite der größte Energievernichter auf dieser Welt. 70% aller Energie, so Schätzungen, gehen durch Reibung "verloren" Schon die alten Ägypter transportierten ihre Pyramidenquader auf Kufen und schoben sie über Holzrollen, die sie mit Wasser gegen die Reibungshitze befeuchteten. Leonardo da Vinci konstruierte Kugellager, um Reibung zu minimieren. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass Reibung der Ausgangspunkt jeder Zivilisation ist: kein Feuer ohne reibende Hölzer oder Feuersteine. Nichts läuft ohne Reibung. Oder doch, manches sogar nur ohne sie. Gemessen an Wichtigkeit und Alter des Phänomens ist das heutige Wissen über Reibung eher dürftig. Was mikroskopisch, also auf atomarem Niveau bei Reibungsphänomenen vor sich geht, ist bestenfalls simulierbar, aber auch das nicht in makroskopischen Dimensionen, sprich Reifen, Bremsen oder Maschinen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) steckt Millionen Mark in einen Sonderforschungsbereich, dessen einziges Thema die Reibung (Tribologie) ist. Millionen Forschungsgelder für ein derart betagtes Feld? Das viele Forschungsgeld ist nichts verglichen mit den Verlusten, die aus Wissenslücken über Reibungsphänome entstehen. Diese verwandeln allein in den US, so schätzen Experten, 420 Milliarden Dollar in unnötigen Abrieb.

Bernd Schuh |