Thomas Schierack hat Lampenfieber. Der Chef des Bastei-Lübbe Verlages erwartet seine erste Hauptversammlung - seit knapp einem Jahr ist sein Unternehmen eine Aktiengesellschaft. Der Verlags-Markt ist im Umbruch, in zunehmendem Maße werden heute Bücher auch in digitalisierter Form vertrieben, der Anteil an E-Books wird immer größer - und für die Neuausrichtung des Verlages brauchte man Geld - Geld, das durch den Börsengang eingesammelt werden sollte. Thomas Schierack bereut den Schritt nicht:
"Es ist ganz gut, dass man am Anfang des Jahres nicht genau weiß, auf was man sich einlässt – man erlebt immer ein paar Überraschungen, aber unterm Strich sind das positive Überraschungen - ist natürlich in manchen Punkten mehr Arbeit, aber wir ziehen nach einem Jahr ein positives Fazit."
Doch nicht nur das notwendige Kapital sollte durch den Gang an die Börse herbeigeschafft werden - in Zukunft soll das Geschäft auch noch stärker im Ausland angekurbelt werden:
"Das Zweite ist aber auch, dass wir durch 'nen Börsengang und durch eine börsennotierte Aktien-Gesellschaft gerade im Ausland auch ein ganz anderes Standing haben und da haben wir schon gemerkt, dass es viel einfacher ist auf der Ebene jetzt mit den Amerikanern zu reden - börsennotiertes Unternehmen als frühere GmbH & Co KG."
15 Prozent des Umsatzes, sagt Thomas Schierack macht der digitale Anteil derzeit bei Bastei-Lübbe aus, in fünf Jahren will der Verlag rund die Hälfte des Umsatzes mit dem Digital-Geschäft verdienen. Dazu sollen die elektronsichen Bücher auch verstärkt im Ausland abgesetzt werden.
Großes Interesse an Verlagsumbau
Thomas Schierack: "Bei den digitalen Inhalten, die wir haben, ist es teilweise auch so, dass wir die ganzen Rechte besitzen - die jetzt übersetzen, ins Englische, Mandarin und damit die Möglichkeit haben, digital über Amazon und über Apple oder Google die weltweit zu vertreiben - und das ist der Bereich, wo wir in den nächsten Jahren ein großes Wachstum sehen."
Wie Thomas Schierack seinen Verlag umbaut - das scheint auf großes Interesse zu stoßen - mit rund 150 Anteilseignern hatte man zur ersten Hauptversammlung gerechnet, gut doppelt so viele Aktionäre haben sich angemeldet – und die verfolgen genau, was ihr Verlag so treibt.
Vom besten Ergebnis in der über 60-jährigen Unternehmens-Geschichte spricht der Verlags-Chef. Gut 107 Millionen Euro hat Bastei-Lübbe im vergangenen Jahr umgesetzt. Doch einen der Garanten für den Verlags-Erfolg, einen Welt-Autor, hätte man beinahe vor einigen Jahren beinahe wieder nach Hause geschickt:
"Das wäre bei Dan Brown fast ins Auge gegangen, denn Brown war in England und Amerika schon rausgekommen, war da mehr oder weniger gefloppt - dann haben wir das Manuskript bekommen und es lag bei uns dann eigentlich schon im Stapel, dass es wieder abgesagt wird - und unsre heutiger Verlagsleiter hat das dann mal gelesen und fand das dann extrem spannend - dann sind wir hingegangen, haben ein besonderes Cover drauf gemacht und dann hat es sich in Deutschland innerhalb von wenigen Wochen 300 bis 400 tausendmal verkauft, und dann ist der Dan Brown durch die Decke gegangen mit seinen Büchern."
Und dessen Bücher wird man in Zukunft auch viel häufiger auf E-Book-Readern oder mit dem Smartphone lesen.