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Hauptversammlung bei Daimler
Rekorddividende als Beruhigungspille

Zehn Prozent Umsatzsteigerung: Da muss man die Führungsspitze nicht austauschen. Und so darf Dieter Zetsche wohl mit weiteren drei Jahren als Vorstandsvorsitzender bei Daimler rechnen. Das erklärte der Aufsichtsrat zum Auftakt der Hauptversammlung des Autobauers.

Von Dieter Nürnberger | 01.04.2015
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    Mit Premiumware erfolgreich: Daimler-Chef Dieter Zetsche (picture alliance / dpa / Britta Pedersen)
    Noch vor Beginn der Rede des Vorstandsvorsitzenden war alles klar in Sachen Personalie Dieter Zetsche. Aufsichtsratschef Manfred Bischoff brauchte nur ein paar Sätze, um für den Applaus des Tages auf der Hauptversammlung in Berlin zu sorgen:
    "Ich kann Ihnen aber mitteilen, dass es aus heutiger Sicht die absolute Absicht des Aufsichtsrats ist, die Bestellung von Herrn Doktor Zetsche zu gegebener Zeit, um weitere drei Jahre zu verlängern."
    Somit wird der oft propagierte Generationswechsel an der Konzernspitze wohl bis Ende 2019 dauern. Und auf der Hauptversammlung wurde mit dem Schweden Ola Källenius auch schon ein Name für den Nachfolger heiß gehandelt.
    Zweitplatziert mit Rekordzahlen
    Zetsche selbst konnte heute mit Rekordzahlen glänzen. 2014 lief es rund bei Daimler.
    "Noch nie haben sich so viele Kunden für ein Fahrzeug von Daimler entscheiden wie 2014 - über 2,5 Millionen. Dadurch hat Daimler einen Umsatz von fast 130 Milliarden Euro erzielt, 10 Prozent mehr als im Vorjahr."
    Daimler will bis 2020 wieder der größte und profitabelste Premiumautobauer der Welt werden. Derzeit geht dies Titel noch an den Erzkonkurrenten BMW. Doch konnte Daimler aufholen, mit dem Absatzplus 2014 hat sich der Abstand verringert. Zetsche kündigte mit einer Dividende von 2,45 Euro pro Aktie ebenso einen neuen Rekordwert an.
    Dass der Konzern derzeit gut aufgestellt ist, bezweifeln auch größere Anteilseigner nicht, doch sehen sie vereinzelt dennoch Nachholbedarf. Ingo Speich von Union Investment beispielsweise macht auf weiterhin vorhandene Defizite in der Profitabilität aufmerksam und er kritisiert ebenso, dass der Konzern beim Umweltschutz hinterherhinke. Andere Hersteller würden verstärkt auf Elektromobilität setzen, Daimler hingegen immer noch den Hybridantrieb. Für Ingo Speich allerdings eine ineffiziente Brückentechnologie.
    "Solange wir eben keine vernünftigen Batteriespeicher haben, hat diese Technologie ihre Existenzberechtigung. Aber es ist ja auch nichts Neues. Da stellt sich schon die Frage an ein Unternehmen wie Daimler, was ja normalerweise immer recht weit in der Produktinnovation beheimatet ist - warum liegt man nicht auch in der Elektromobilität weit vorn? Da sind eben auch andere Unternehmen weiter vorn."
    China im Blick
    In der Bilanz des Vorstandschefs spielt der chinesische Markt längst eine Hauptrolle. Das Reich der Mitte sei kein Land der unbegrenzten Möglichkeiten, aber es biete enorme Chancen. Doch auch hier zeigen die Rahmendaten des Marktes aus Sicht von Autoexperten allenfalls einen gelungenen Aufholprozess, doch liege man noch längst nicht auf Augenhöhe mit der Konkurrenz im Premiumbereich.
    Zetsche sparte kein Thema aus. Dass nun langsam auch IT-Unternehmen am Autogeschäft Interesse zeigen, ist für ihn keine Bedrohung, sondern eher Bestätigung. Kritiker sehen in einem beispielsweise selbstfahrenden Google-Auto allerdings sehr wohl eine weitreichende Entwicklung, in der klassische Autobauer eines Tages vielleicht nur noch die Hardware liefern. Diese Diskussion wird wohl in der nun verlängerten Ära von Daimler-Chef Dieter Zetsche noch an Schärfe zunehmen.