Viele Aktionäre betraten die Frankfurter Festhalle mit einem bedruckten Schwammtuch in der Hand. "Sauber machen, Herr Cryan", stand darauf zu lesen. Einer von vielen Protesten gegen die Geschäfte der Deutschen Bank und die Folgen, die das Haus zu einem Sanierungsfall gemacht haben. Entsprechend schlecht die Laune der Aktionäre:
"Ich bin sehr wütend, deshalb gehe ich hierher, mit also etwas gemischten Gefühlen, ich bin gespannt, ob der neue Vorstand Ausblicke liefern kann für die Zukunft"
John Cryan, der nach dieser Versammlung alleiniger Chef der Deutschen Bank sein wird, schlug dann auch erst einmal optimistische Töne an.
"Wir wollen wieder nach vorne schauen können. Wir wollen uns wieder mit aller Kraft auf unsere Kunden konzentrieren. Bei aller Vorsicht sehe ich uns, was unsere Rechtstreitigkeiten angeht, allmählich auf der Zielgeraden"
Rekordverlust in 2015
5,4 Milliarden Euro hat die Deutsche Bank für Rechtsstreitigkeiten zurückgelegt. Das wird nicht reichen, sagte Cryan und bezeichnete diesen Zustand als "indiskutabel". Vor dem Blick nach vorn der Blick zurück. Im vergangenen Jahr ein Rekordverlust. Die Dividende fällt aus – auch im kommenden Jahr und immer wieder die Diskussion um den Kulturwandel. Der scheidende Co-Chef Jürgen Fitschen – über 30 Jahre bei der Bank – bekam besonders den Unmut der Aktonäre zu spüren:
"Es muss allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern klar sein, dass es keine Toleranz für ein solches Verhalten gibt – Zwischenruf – Wer für uns arbeitet, muss ein sicheres Gefühl dafür entwickeln, welche Geschäfte wir machen und welche Geschäfte und Kunden wir meiden."
Berichten zufolge hat sich die Deutsche Bank bereits von 30.000 Kunden getrennt. In manchen Ländern gibt sie ihre Präsenz ganz auf und auch in Deutschland schließen Filialen. John Cryan kündigte deutliche Einschnitte an, um die Bank wieder in Form zu bringen:
"Der anstehende Abbau wird mehrere Ttausend Stellen betreffen. Wir werden alles tun, um diesen Prozess so schnell wie möglich aber auch fair und sozialverträglich zu gestalten."
Neues Vertrauen in John Crayn
Bis Ende 2018 sollen die jährlichen Kosten um fünf Milliarden Euro auf dann 22 Milliarden Euro gesenkt werden. Cryan gilt als ruhig, bodenständig und besonnen. Ihm trauen die Anleger zu, dass er das Ruder herumreißen kann. Ingo Speich von der Fondsgesellschaft Union Investment:
"Herr Cryan ist er richtige Mann zur richtigen Zeit, er ist ein Sanierer und Restrukturierer. Es ist nicht die Zeit für Visionen sondern die Zeit des Anpackens und des Aufräumens."
Als Sanierer lässt sich Cryan übrigens nur ungern bezeichnen. Wenn diese Bezeichnung aber helfe, um am Ende eine gewandelte und wieder ertragsstarke Deutsche Bank geschaffen zu haben, sei er einverstanden. Immerhin konnte Cryan für das erste Quartal wieder einen kleinen Gewinn bekannt geben.