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Haus der Kunst in München
Viele Baustellen und eine ungewisse Zukunft

Finanzen, Bausubstanz und nicht zuletzt die unrühmlichen Querelen beim Rückzug des inzwischen verstorbenen Direktors Okwui Enwezor - das Haus der Kunst in München kommt aus den Negativschlagzeilen nicht mehr heraus. Die Bayerische Landesregierung ringt um die Zukunft des Hauses.

Von Carsten Probst |
Das Haus der Kunst in der Prinzregentenstrasse in München
Das Haus der Kunst in der Prinzregentenstrasse in München (imago stock&people)
Zwei zentrale Probleme, mit denen sich das Haus der Kunst konfrontiert sieht, bestehen schon seit Langem: Die angespannte Finanzlage und die schlechte Bausubstanz. Aus heutiger Sicht offenbart sich aber, dass die bayerische Politik ihnen Jahrzehnte ausgewichen ist. Der Grund dafür lieg in der Immobilie selbst. Ihre bauliche Instandsetzung ist keine Frage bloßer Ausbesserungsarbeiten, sondern erfordert eine grundsätzliche Neuformulierung des Gesamtkonzepts. Wie umgehen mit diesem Gebäude, bei dessen Konzeption einst Hitler persönlich Hand angelegt hat? Welches Programm, welche Innen- und Außenraumgestaltung und Einbettung in den Stadtraum ist sowohl historisch als auch für die Gegenwart angemessen und notwendig?
Projekt von historischer Dimension
Es ist ein Projekt von historischer Dimension, dem auch der bisher vorliegende Chipperfield-Entwurf nicht ohne weiteres gerecht wird. Dass man diesen Prozess in den letzten Jahrzehnten nicht bereits aktiv begonnen hat, fällt dem Land und dem Haus jetzt offenkundig auf die Füße. Man weiß gar nicht mehr wohin vor lauter Baustellen.
Dass mit Christoph Vitali und Chris Dercon, so umstritten sie im Einzelnen auch waren, das Haus jahrelang sehr erfolgreich bespielt wurde und es mit Okwui Enwezor sogar an die Spitze aktueller Diskurse katapultiert wurde, hat aus heutiger Sicht eher davon abgelenkt, dass Stadt, Land und Stiftung lange versäumt haben, über die Zukunft des Hauses der Kunst nachzudenken.
Fragwürdige Programmpolitik
Der derzeitige Geschäftsführer und kaufmännische Direktor Bernhard Spies ist kein Ersatz für einen Programmchef, er verwaltet nur das Vakuum, das jetzt entstanden ist, und dies tut er ausschließlich pragmatisch und ungelenk. Die Botschaft, die von seinem Walten ausgeht, mag buchhalterisch geboten sein, für das internationale Renommee des Hauses aber ist die Absage wichtiger Ausstellungsprojekte fatal. Wenn zukunftsweisende Programmpolitik als zu teuer und zu wenig publikumsträchtig bezeichnet wird, rückt ein Gesamtkonzept für das Haus ebenso in weite Ferne wie die Bestallung einer Programmdirektorion, die das Haus zu alter Höhe zurückführen könnte.