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Heavy-Metal-Forschung
Als die Stahlindustrie den Takt der Musik vorgab

Die Globalisierung hat nach Einschätzung des Musikwissenschaftlers Jan Herbst auch in der Metal-Musik Einzug gehalten. Regionalen Färbungen hätten sich ausgehend von den Stahlregionen bis in die 90er-Jahre gehalten, so der Forscher im Dlf. Zuletzt seien sie aber weniger geworden.

Jan Herbst im Gespräch mit Fabian Elsäßer |
    Bruce Dickinson, Sänger der Band Iron Maiden, bei einem Konzert 2013 in Singapur
    Bruce Dickinson, Sänger der Band Iron Maiden, bei einem Konzert 2013 in Singapur (picture alliance/ANN / The Straits Time)
    Ein nationaler oder regionaler Metal-Sound, der für sich stehe, sei heutzutage fast nicht mehr auffindbar, so der der Musikwissenschaftler Jan Herbst von der britischen University of Huddersfield im Deutschlandfunk. Bei der Spurensuche stelle das Ruhrgebiet einen spannenden Hotspot für Metalmusik dar. Auch in Birmingham habe es eine vergleichbare Szene gegeben, wo die Musik-Ideen aus der einfachen Arbeiterklasse entstanden seien. Dort habe man die Geräusche der Stahlproduktion in der Klangästhetik des Metals zum Ausdruck gebracht. Solche regionalen Färbungen hätten sich bis in die 90er Jahre gehalten, seien aber zuletzt immer weniger geworden.
    Selbstkritischer mit der eigenen Biografie umgehen
    Herbst nimmt an der "Hard Wired VI"-Tagung an der Universität Siegen teil. Die internationale Konferenz zum Thema Heavy Metal findet an diesem Wochenende statt. Themen sind die Vielfalt von Metal-Realitäten. So geht es unter anderem um die Fragen, wie sich diese durch das Internet - vor allem durch YouTube und Bandcamp - verändern oder in welchem Verhältnis die Heavy-Metal Forschung zu den etablierten wissenschaftlichen Disziplinen steht.
    Wenn man die Tagung besuche, sehe man auch Band-T-Shirts und dergleichen, so Herbst. Das habe mit anderen wissenschaftlichen Tagungen wenig gemein. Dennoch habe die Konferenz natürlich einen wissenschaftlichen Anspruch. Historisch gesehen hätten sich zunächst Musiksoziologen und -psychologen mit dem Heavy Metal befasst. Da habe man vor allem all die negativen Konnotationen untersucht, die mit diesem Musikgenre so oft verbunden würden wie Drogenkonsum, fragwürdige Frauenbilder und so weiter. Dann habe sich das komplett geändert in Richtung Fanforschung.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.