Archiv

Hebron als "gefährdetes" Weltkulturerbe
"Das Unesco-Komitee hätte diese Entscheidung nicht treffen dürfen"

2017 wurde Hebron auf palästinensischen Antrag ins Weltkulturerbe aufgenommen. Die USA und Israel verkündeten daraufhin ihren Austritt - wegen "anhaltender anti-israelischer Tendenzen". Die Organisation sei instrumentalisiert worden, kritisierte Verena Metze-Mangold, Präsidentin der deutschen Unesco-Kommission, die Entscheidung im Dlf.

Verena Metze-Mangold im Gespräch mit Sebastian Engelbrecht |
    Israelische Siedler laufen bewacht von Soldaten durch eine Straße in Hebron, die nur ihnen zugänglich ist.
    Israelische Siedler laufen bewacht von Soldaten durch eine Straße in Hebron, die nur ihnen zugänglich ist (EPA/Abed al-Hashlamoun)
    "Erbe ist etwas elementar Entscheidendes", sagt die Präsidentin der deutschen Unesco-Kommission, "deshalb gibt es ja so einen Streit."
    In Hebron befindet sich die Grabstätte der israelitischen Erzväter Abraham, Isaak und Jakob; die Stadt ist allen drei monotheistischen Weltreligionen heilig, also Christen, Juden und Muslimen. Diese Bedeutung hat der palästinensische Antrag auf Aufnahme der Altstadt von Hebron aber offenbar verschwiegen, während er die "Bedrohung" Hebrons durch die israelischen Besatzer hervorhob. Die Stadt ist seit 1998 geteilt.
    "Völkerrechtlich muss man von Hebron als einem besetzten Gebiet sprechen, wenn man die UN-Beschlüsse ernst nimmt", so Metze-Mangold. Dennoch hätte das Unesco-Komitee die Entscheidung zu Hebron nicht treffen dürfen, weil sie das "entgegen ihrer eigenen Verfahren getan hat". Diese Verfahren sähen vor, dass Fachleute, in diesem Fall der internationalen Denkmalschutzorganisation ICOMOS, zu Rate gezogen werden, die von Israel aber nicht ins Land gelassen worden seien. Deshalb hätte keine Resolution verabschiedet werden dürfen, sondern man hätte weiter verhandeln müssen.
    Dass über solche Stätten in verschiedenen Staaten ein jeweils unterschiedliches Geschichtsverständnis herrsche, sei normal. "Diese Bedeutungszuweisung auf einem bestimmten Territorium muss man sehr tolerant und sehr sensibel handhaben", erklärt Metze-Mangold. Sie kritisiert, dass in dieser Sache auch Europa nicht mit einer Stimme gesprochen habe.
    Mit Audrey Azoulay als neuer UNESCO-Generalsekretärin verbindet sie die Hoffnung, "dass wir durch diese schwierige Phase aufgerüttelt werden und wirklich anfangen, phantasievoll und genau zu arbeiten, trotz der finanziellen und personellen Schwächung, um dann über neue politische Instrumente und Methodik auch voranzukommen".