"Der EU-Stresstest hat aber auch neue Erkenntnisse geliefert, die wir jetzt umsetzen werden in der Schweiz."
Hans Wanner, der Chef der Schweizer Atomaufsicht, sagt, es gebe durchaus offene Fragen. Fünf Atomkraftwerke hat die Schweiz – und wenn es zu einem heftigen Beben käme, dann könnte die Schutzhülle um den Kernreaktor der schwache Punkt werden - auch und vor allem bei den zwei Atomkraftwerken an der Grenze zu Deutschland. So muss das Atomkraftwerk Gösgen zwischen Basel und Zürich und das Atomkraftwerk Leibstadt in der Nähe von Schaffhausen Daten nachliefern, sagt Georg Schwarz von der Atomaufsicht ENSI:
"Die Containment-Isolation ist im Betrieb nicht absolut dicht. Da hat es betriebliche Systeme, die eine Verbindung nach außen machen können - zum Beispiel ein Wasserreinigungssystem, Lüftung etc. - und während des Unfalls müssen dann diese Leitungen durch Ventile geschlossen werden. Jetzt haben uns die Betreiber im Rahmen des EU-Stresstests zwar die Stabilität des Gebäudes eingereicht, aber nicht die Stabilität und die Stromversorgung der Schließventile und da haben wir einfach eine Nachforderung gestellt."
Ein Fragezeichen gibt es aber nicht nur, wenn der Worst Case eines Erbebens durchgespielt wird. Auch die Auswirkungen einer Überflutung sind nicht bis ins Letzte erforscht. So müssen zwei der fünf Schweizer Atomkraftwerke den Beweis erbringen, dass es nicht passieren kann, dass etwa eingestürzte Brücken zu Verstopfungen führen, Flüsse überfluten und die nahegelegenen Atommeiler gleich mit. Entscheidend für die Beurteilung von Sicherheit sind also physikalische Berechnungen und der Augenschein. Und ein Restrisiko bleibt ohnehin immer. Das gilt vor allem für das Atomkraftwerk Mühleberg in der Nähe von Bern, kritisiert Stefan Füglister von Greenpeace in der Schweiz. In Deutschland, glaubt er, wäre das AKW längst nicht mehr am Netz:
"Es handelt sich dabei um den gleichen Typ wie Fukushima I, also ein sehr altes Atomkraftwerk. Es wurde 1972 in Betrieb genommen und verfügt über eine sehr schwache äußere Hülle, ist mit Rissen im Kernmantel behaftet, verfügt nur über eine Wasserentnahmequelle zur Kühlung und zur Notkühlung. Das sind alle Merkmale, die es eigentlich nahelegen ein solches Werk mindestens vorübergehend außer Betrieb zu setzen."
Und dass dies passiert, ist zumindest nicht ausgeschlossen. Die Schweiz hat ihren Stresstest an die EU weitergeleitet, dort wird er geprüft. Experten der EU kommen in die Schweiz, schauen sich die Atommeiler an. Dann wird die EU Empfehlungen an die Regierung in Bern geben. Hineinregieren wird und darf Brüssel aber nicht. Eine Order zur Stilllegung eines Atomkraftwerks ist daher Utopie, so Greenpeace. Dabei gebe es auch in Sachen Katastrophenschutz noch viel zu tun – auch und gerade rund um die Atomkraftwerke an der Deutsch-Schweizer Grenze, was tun die Menschen im Süden von Baden-Württemberg im Falle eines Atomunfalls auf Schweizer Seite?
Füglister: "Man geht eigentlich davon aus, dass es reicht, die Leute in der 20-Kilometerzone zu warnen und sie aufzufordern, den Keller aufzusuchen. Von Evakuationsplänen ist nichts konkretisiert worden. Das ist nach den Vorfällen in Fukushima nicht mehr haltbar."
Dass es beim Katastrophenmanagement Defizite gibt, das bestätigt selbst Rosa Sardella von der Schweizer Atomaufsicht. Die Behörden sind offenbar nicht gut vorbereitet, wenn es im Notfall schnell gehen muss, wenn Hunderttausende ihre Häuser verlassen müssen:
"In Japan haben sie es gemacht, bevor die Radioaktivität ausgetreten ist. In der Schweiz ist bisher diese Maßnahme zwar auf dem Papier vorgesehen - in der Verordnung steht, dass man diese Vorsorgeevakuierung machen kann -, aber die Vorbereitungen sind noch nicht so weit."
Das alles zu verbessern, ist auch Sache der Kantone in der Schweiz. Aber auch die Atomkraftwerkbetreiber müssen wohl nachrüsten – für den Endspurt übrigens, denn die Schweiz hat wie Deutschland nach Fukushima den Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen. 2034 soll der letzte Meiler vom Netz sein.
Hans Wanner, der Chef der Schweizer Atomaufsicht, sagt, es gebe durchaus offene Fragen. Fünf Atomkraftwerke hat die Schweiz – und wenn es zu einem heftigen Beben käme, dann könnte die Schutzhülle um den Kernreaktor der schwache Punkt werden - auch und vor allem bei den zwei Atomkraftwerken an der Grenze zu Deutschland. So muss das Atomkraftwerk Gösgen zwischen Basel und Zürich und das Atomkraftwerk Leibstadt in der Nähe von Schaffhausen Daten nachliefern, sagt Georg Schwarz von der Atomaufsicht ENSI:
"Die Containment-Isolation ist im Betrieb nicht absolut dicht. Da hat es betriebliche Systeme, die eine Verbindung nach außen machen können - zum Beispiel ein Wasserreinigungssystem, Lüftung etc. - und während des Unfalls müssen dann diese Leitungen durch Ventile geschlossen werden. Jetzt haben uns die Betreiber im Rahmen des EU-Stresstests zwar die Stabilität des Gebäudes eingereicht, aber nicht die Stabilität und die Stromversorgung der Schließventile und da haben wir einfach eine Nachforderung gestellt."
Ein Fragezeichen gibt es aber nicht nur, wenn der Worst Case eines Erbebens durchgespielt wird. Auch die Auswirkungen einer Überflutung sind nicht bis ins Letzte erforscht. So müssen zwei der fünf Schweizer Atomkraftwerke den Beweis erbringen, dass es nicht passieren kann, dass etwa eingestürzte Brücken zu Verstopfungen führen, Flüsse überfluten und die nahegelegenen Atommeiler gleich mit. Entscheidend für die Beurteilung von Sicherheit sind also physikalische Berechnungen und der Augenschein. Und ein Restrisiko bleibt ohnehin immer. Das gilt vor allem für das Atomkraftwerk Mühleberg in der Nähe von Bern, kritisiert Stefan Füglister von Greenpeace in der Schweiz. In Deutschland, glaubt er, wäre das AKW längst nicht mehr am Netz:
"Es handelt sich dabei um den gleichen Typ wie Fukushima I, also ein sehr altes Atomkraftwerk. Es wurde 1972 in Betrieb genommen und verfügt über eine sehr schwache äußere Hülle, ist mit Rissen im Kernmantel behaftet, verfügt nur über eine Wasserentnahmequelle zur Kühlung und zur Notkühlung. Das sind alle Merkmale, die es eigentlich nahelegen ein solches Werk mindestens vorübergehend außer Betrieb zu setzen."
Und dass dies passiert, ist zumindest nicht ausgeschlossen. Die Schweiz hat ihren Stresstest an die EU weitergeleitet, dort wird er geprüft. Experten der EU kommen in die Schweiz, schauen sich die Atommeiler an. Dann wird die EU Empfehlungen an die Regierung in Bern geben. Hineinregieren wird und darf Brüssel aber nicht. Eine Order zur Stilllegung eines Atomkraftwerks ist daher Utopie, so Greenpeace. Dabei gebe es auch in Sachen Katastrophenschutz noch viel zu tun – auch und gerade rund um die Atomkraftwerke an der Deutsch-Schweizer Grenze, was tun die Menschen im Süden von Baden-Württemberg im Falle eines Atomunfalls auf Schweizer Seite?
Füglister: "Man geht eigentlich davon aus, dass es reicht, die Leute in der 20-Kilometerzone zu warnen und sie aufzufordern, den Keller aufzusuchen. Von Evakuationsplänen ist nichts konkretisiert worden. Das ist nach den Vorfällen in Fukushima nicht mehr haltbar."
Dass es beim Katastrophenmanagement Defizite gibt, das bestätigt selbst Rosa Sardella von der Schweizer Atomaufsicht. Die Behörden sind offenbar nicht gut vorbereitet, wenn es im Notfall schnell gehen muss, wenn Hunderttausende ihre Häuser verlassen müssen:
"In Japan haben sie es gemacht, bevor die Radioaktivität ausgetreten ist. In der Schweiz ist bisher diese Maßnahme zwar auf dem Papier vorgesehen - in der Verordnung steht, dass man diese Vorsorgeevakuierung machen kann -, aber die Vorbereitungen sind noch nicht so weit."
Das alles zu verbessern, ist auch Sache der Kantone in der Schweiz. Aber auch die Atomkraftwerkbetreiber müssen wohl nachrüsten – für den Endspurt übrigens, denn die Schweiz hat wie Deutschland nach Fukushima den Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen. 2034 soll der letzte Meiler vom Netz sein.