Chemie
Heidelberger Forscherteam fertigt aus Mikroalgen "Biotinte" für 3D-Laserdrucker

Forschern ist es nach eigenen Angaben erstmals gelungen, aus Mikroalgen "Tinte" für 3D-Laserdrucker zu gewinnen, mit denen sich zum Beispiel in der Medizin komplexe, höchst präzise Mikrostrukturen fertigen lassen. Das teilte die Universität Heidelberg mit, deren Wissenschaftlerinnen ein internationales Forschungsteam dazu leiten.

    Einen 3D-Drucker, der zum Beispiel zum Konstruieren von Blutgefäßen aus gezüchteten körpereigenen Zellen dient, stellt ein Unternehmen auf der Doppelmesse Biotechnica/Labvolution 2015 in Hannover vor.
    3D-Drucker: Wissenschaftler der Universität Heidelberg forschen nach nachhaltigen Druckmaterialien. (picture alliance / dpa / Holger Hollemann)
    Die algenbasierten Materialien können demnach zum Beispiel Grundlage für Implantate sein oder für den Druck anderer Produkte dienen, die im direkten Kontakt mit lebendem Gewebe den Stoffwechsel nicht negativ beeinflussen; also biokompatibel sind.
    Zugleich lasse sich mit den neuen Materialien die Umwelt schonen, betonte Chemikerin und Forschungsleiterin Eva Blasco. Bisher würden hauptsächlich Polymere als Tinten verwendet; das sind bestimmte chemische Verbindungen. Diese Polymere seien meist auf petrochemischer Basis gefertigt und trügen damit zur Erschöpfung der fossilen Brennstoffe bei, führte die Chemieprofessorin aus. Auch beim Ausstoß von Treibhausgasen spielten diese Polymere eine Rolle. Zudem könnten toxische Bestandteile in ihnen enthalten sein.
    Den Forschungsergebnissen zufolge eignen sich vor allem die Kieselalge Odontella aurita und die Grünalge Tetraselmis striata als "Biofabriken" zur Gewinnung nachhaltiger Materialien. Sie haben einen hohen Anteil an Fetten und photoaktiven Farbstoffen. Bei dem angewandten Druckverfahren sorgt Lichteinstrahlung für die Aushärtung der "Tinte". Die photoaktiven grünen Farbstoffe starten unter Einfall von Licht die chemische Reaktion, durch die sich die Tinte zu einer dreidimensionalen Struktur verfestigt. Die Mikroalgen wachsen zudem schnell und binden im Zuge der Kultivierung sogar Kohlendioxid, wie es heißt. Trotz ihrer Vorteile seien sie aber als Rohstoffe für den lichtbasierten 3D-Druck kaum in Betracht gezogen worden, betont Blasco.
    Diese Nachricht wurde am 12.08.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.