Der Mord an der jungen Polizistin Michèle Kiesewetter in Heilbronn ist für die Ermittler bis heute der rätselhafteste im Zusammenhang mit den Ermittlungen gegen den rechtsextremen Nationalsozialistischen Untergrund (NSU). Denn Kiesewetter und ihr Kollege sind die einzigen Opfer ohne Migrationshintergrund. Ob sich die aus Thüringen stammende Polizistin und die ebenfalls thüringischen NSU-Terroristen möglicherweise persönlich kannten, konnte nicht ermittelt werden.
Kiesewetters Kollege überlebte Kopfschuss
Heute vernahmen die Richter am Oberlandesgericht München Kiesewetters Kollegen Martin A., der einen Kopfschuss erlitt und nach eigenen Angaben nach wie vor mit den unaufgeklärten Tatumständen hadert. Er könne sich nur noch daran erinnern, wie er am 25. April 2007 mit Kiesewetter für eine Pause auf die Heilbronner Theresienwiese gefahren sei, wo die tödlichen Schüsse fielen, so A.
Versuche, dem 31-Jährigen Details zum Tathergang unter Hypnose zu entlocken, scheiterten. "Die zehn Minuten waren schwarz, die kamen nicht mehr wieder", sagte A. Der Polizist schwebte nach dem Kopfschuss wochenlang in Lebensgefahr und leidet bis heute körperlich und seelisch an den Folgen.
Fehlen der Dienstwaffen fiel schnell auf
Zwei Polizisten, die nach der Tat zuerst vor Ort waren, sagten aus, dass Kiesewetter bereits bei ihrem Eintreffen tot gewesen sei. A. habe dagegen noch kurz die Augen geöffnet und sei dann von Sanitätern versorgt worden. Wie einer der Polizisten mitteilte, fiel rasch auf, dass beiden Opfern die Dienstwaffen gestohlen worden waren. Im November 2011 tauschten sie neben den Leichen von Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos in einem Wohnmobil wieder auf.
Die Bundesanwaltschaft geht mittlerweile davon aus, dass das Motiv der beschuldigten NSU-Terroristen Hass auf den Staat gewesen sei. Bei der rechtsextremen Mordserie waren insgesamt zehn Menschen getötet worden, als Hauptangeklagte steht im Münchener NSU-Prozess Beate Zschäpe vor Gericht.