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Heiliger Josef
Der brave Arbeitsmann

Der Vatikan stellt Josef dieses Jahr ins Scheinwerferlicht, ansonsten steht er im Schatten von Jesus und Maria. Eine bescheidene Karriere hat er seit dem Mittelalter hingelegt: als keuscher Gatte und verlässlicher Ernährer. Im 19. Jahrhundert wurde er gegen proletarische Revoluzzer in Stellung gebracht.

Von Rolf Cantzen |
Die Heilige Familie mit der heiligen Dorothee auf einem Gemälde von Paolo Veronese (1528-1588)
Der heilige Josef - eine Randfigur (imago stock&people / Kim Youngtae)
DEKRET
"Gewährung besonderer Ablässe anlässlich des von Papst Franziskus ausgerufenen Jubiläumsjahres zu Ehren des heiligen Josef …"
150 Jahre ist der Heilige Josef nun offizieller "Schutzpatron der ganzen Kirche". Deshalb gewährt sie im Kirchenjahr 2020/21 - quasi als Jubiläums-Angebot - den "vollkommenen Ablass":
"Erlass sämtlicher zeitlicher Sündenstrafen, ohne vorherige Läuterung im Purgatorium ..."
Zu vergeben ist also eine "Du-kommst-aus-dem-Fegefeuer-frei-Karte", postmortal einlösbar.

Die Sünden müssen einem schon richtig leidtun

"Ein vollkommener Ablass, der wäre verbunden mit dem Empfang des Bußsakramentes, also der heiligen Beichte, dem Kommunionempfang und es muss natürlich die entsprechende innere Gesinnung auch da sein. Und hier werden jetzt anregungsweise 15 Möglichkeiten vorgestellt, wie man den Ablass im Jahr des heiligen Josef gewinnen kann."
Aber die zählen wir jetzt nicht alle auf. Wichtig ist das, worauf heologie-Professor Josef Spindelböck hinweist: Die Sünden müssen einem schon richtig leidtun, man muss sie aufrichtig bereuen und die Gottesgnade benötigt man auch. Sonst erlebt man im Jenseits eine böse Überraschung und landet doch noch im Fegefeuer. "Ich möchte vier davon nennen", sagt Spindelböck.

Vier von 15 Möglichkeiten, einen Ablass zu gewinnen

"Da wäre einmal das erste, dass man die tägliche Arbeit dem Schutz des heiligen Josef anvertraut, so dass man sich in der Frühe sagt, alles was heute geschieht, das stelle ich unter den Schutz des heiligen Josef. Ein zweiter Vorschlag ist, dass man mit der eigenen Familie oder auch anderen, den Rosenkranz betet. Dann die Litanei des heiligen Josef ..."
Joseph Roths "Hiob" - "Von der Schwere des Glücks"
Die Theodizee-Frage ist eine der Ur-Fragen des Menschen: Ist Gott ohnmächtig? Dann wäre er entlastet angesichts des Leids, das uns widerfährt. Oder ist er allmächtig? Dann bleibt denen, die an ihn glauben, nur eines: die Anklage.
Barmherzige Werke sind auch Möglichkeiten, sich die "Du-kommst-aus-dem-Fegefeuer-frei-Karte" im Jubiläums-Jahr des Heiligen Josefs zu verdienen, so Spindelböck.
"Mein Vater und mein Großvater hießen bereits Josef; in Tirol wird der heilige Josef als Landespatron verehrt. Als Diözesanpriester von St. Pölten gehöre ich der 'Gemeinschaft vom heiligen Josef' an und bin seit 2016 ihr 'Moderator', also Leiter." Mehr Josef als beim Theologie-Professor Josef Spindelböck ist kaum zu kriegen.

Gerecht, gehorsam, barmherzig und schweigsam

DEKRET
"Heute ist es 150 Jahre her, dass der selige Pius IX. unter dem Eindruck der schweren und traurigen Umstände einer den Nachstellungen der Feinde ausgesetzten Kirche durch das Dekret "Quemadmodum Deus" den heiligen Josef zum Schutzpatron der ganzen Kirche erklärt hat..."
Josef sei gerecht, gehorsam, barmherzig, schweigsam gewesen, heißt es im Dekret, der Bräutigam von Maria, Nährvater Jesu, also nicht sein biologischer Vater, der Beschützer der Heiligen Familie, dazu ein fleißiger Arbeiter.
"So wird ein vollkommener Ablass den Gläubigen gewährt, die die Litaneien des heiligen Josef … vollständig oder zumindest teilweise … für die nach innen und außen verfolgte Kirche und zur Unterstützung der vielfältig verfolgten Christen beten."
Papst Franziskus knüpft hier an und möchte dem jungfräulichen Gemahl Mariens sowie dem rechtlichen Vater Jesu jenen Stellenwert im Bewusstsein der Kirche geben, der ihm gebührt.

Auf den Stammbaum kommt es an

Damit hat der Heilige Josef eine erstaunliche Karriere innerhalb der Katholischen Kirche hingelegt. Lange Zeit – bis zum Mittelalter – haben sich Kirche und Gläubige eher wenig für ihn interessiert. In den Evangelien geht er ein bisschen unter: Sie stellen ihn als "Mann Marias" vor, als Vater von Jesus. Zwei Evangelien adeln den Zimmermann durch imposante Stammbäume, also Genealogien, die bis auf Abraham und David zurückgehen.
"Diese Genealogie war dem Christentum nun sehr wichtig, weil sie, weil das Christentum auf diese Weise die Prophezeiung des Alten Testaments auf den Messias Jesus Christus beziehen konnte. Das heißt, das Christentum konnte sich über diese Genealogie als legitime Nachfolgereligion des Judentums darstellen."
Das heißt, so der Kultur- und Literaturwissenschaftler Albrecht Koschorke, um das Judentum als Vorläuferreligion des Christentums "kapern" zu können, instrumentalisiert man Josef als biologischen Vater Jesu.

Eine lächerliche Vaterfigur

Das soll er aber dann doch nicht gewesen sein, weil Josef "keusch" und Maria Jungfrau geblieben wären, allerdings "unbefleckt" schwanger vom Heiligen Geist.
"Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, beschloss sich in aller Stille von ihr zu trennen."
Außerehelicher Geschlechtsverkehr nebst Schwangerschaft – darauf stand damals Steinigung. Doch der verunsicherte Josef bekam – Matthäus Kapitel 1 – im Traum Besuch von einem Engel:
"Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet ist vom Heiligen Geist."
Ein Bild des Heiligen Josef mit dem Jesuskind, aufgenommen am 17.03.2009 in der Pfarrkirche St. Ulrich in Seeg
Jesus und Josef - eine vertrackte Beziehung (picture-alliance / dpa / Karl-Josef Hildenbrand)
Josef war, um einmal die patriarchalen Klischees zu bemühen, "gehörnt" worden und akzeptiert das ihm ins Nest gelegte "Kuckuckskind". Damit gibt er eine – aus patriarchaler Sicht – schwache, sogar lächerliche Vaterfigur ab. Albrecht Koschorke: "Das ist also ein Konstruktionsproblem, an dem haben die Kirchenväter nach meinem Dafürhalten erfolglos Jahrhunderte lang herumlaboriert."
Als "Vater" Jesu ist er noch bei der Geburt in Bethlehem dabei, bei der Beschneidung, er flieht mit Maria und Jesus nach Ägypten, arbeitet als Tischler, findet Jesus im Tempel. "Dann verliert sich jede Spur von Josef. Es wird weder erwähnt, was mit ihm passiert, ob er stirbt. Jedenfalls: Während der Kreuzigung ist er nicht mehr zugegen und es verlieren sich die Spuren so weit, dass nicht einmal mehr gesagt wird, dass er weg ist." Josef wird nicht mehr gebraucht.

Ein freundlicher Greis

In den apokryphen Evangelien, also den Schriften aus dem Umfeld des Neuen Testamentes, die in der Bibel nicht aufgenommen wurden, gibt es Geschichten, die Josef als alten, verwitweten Mann darstellen, der vor Jesus noch andere Kinder hatte und schließlich im Alter von 111 Jahren das zeitliche segnet, noch bevor Jesus stirbt.
"Warum hätte Gott für seinen menschgewordenen Sohn Jesus eine Person ausgesucht, die man sich eher als Großvater vorstellen könnte statt als wirklicher Vater?"
In vielen vor allem älteren bildlichen Darstellungen taucht Josef als freundlicher Greis auf. Das macht immerhin plausibel, dass seine altersbedingt reduzierte Libido ihn nicht mehr so sehr in Versuchung geführt haben dürfte, Marias Jungfräulichkeit anzufechten. Josef erscheint als Teil einer "Heiligen Familie", eines für das damalige jüdische Umfeld ungewöhnlichen drei-Personen-Haushalts – noch ungewöhnlicher ist die Zusammensetzung: Eine jungfräuliche Mutter, ein göttlicher Sohn und die Vaterposition ist gleich doppelt besetzt: Einer ist Josef, der andere im Himmel. Albrecht Koschorke sieht hierin auch einen Übergang von der jüdischen Stammesfamilie zur neuen christlichen Familie:

"Sie changiert zwischen diesen beiden Familiendispositiven, der Herkunftsfamilie, einer jüdischen Herkunftsfamilie, kinderreich und dann eben der Zielfamilie, einer christlichen Familie, die tatsächlich eben dann die Vaterposition ersetzt. Und das ist die Scharnierstelle, wo das Christentum sich dann familial, könnte man sagen, aus dem Judentum löst."

Familie im Geiste

Hinzu kommt, dass sich auch im Neuen Testament eine Verschiebung andeutet – weg von der Herkunfts- hin zur Glaubensfamilie:
"Als Jesus noch mit den Leuten redete, standen seine Mutter und seine Brüder vor dem Haus und wollten mit ihm sprechen."
Jesus aber nicht mit ihnen. Er fragte:
"Wer ist meine Mutter, und wer sind meine Brüder? Und er streckte die Hand über seine Jünger aus und sagte: Das sind meine Mütter und meine Brüder."
Heiliger Geist - Das letzte Drittel der Dreifaltigkeit
Pfingsten ist eines der höchsten christlichen Feste. "Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden", heißt es im Evangelium. Eine Geschichte von Tauben, Eiern und ekstatischen Zuckungen.
Jesus setzt damit "an die Stelle der verwandtschaftlichen Bindungen spirituelle Bindungen und die Bindungen der Jüngerschaft und das ist eine Bewegung, ein Auszug aus dem antiken Verwandtschaftssystem, das die ganze soziale Welt eigentlich geregelt hat", sagt Albrecht Koschorke.
Weit verzweigte großfamiliäre Verwandtschaftsgefüge regelten das soziale und politische Leben in vielen Gesellschaften der Antike. Die Oberhäupter der Familien waren – etwa in Rom – die Herren über Leben und Tod in ihrer weit verzweigten Familie.

Vom Vater zum Nährvater

Dagegen revoltierte das Christentum: Es gibt nur noch einen wirklichen Vater für alle Menschen.
"Vater unser, der Du bist im Himmel …"
Das degradiert Josef zum irdischen Ersatz- oder Nährvater. Er erscheint bis ins Mittelalter hinein entsexualisiert als männliche Jungfrau – eine Zumutung für eine patriarchale Gesellschaft. Kompensieren ließ sich das, indem der irdische Vater zum Vertreter des himmlischen avancierte.
Diese Umbesetzung der Vaterrolle war nicht nur von religiöser Bedeutung, sondern hatte ihre politische Basis: Sozialanthropologische Untersuchungen zeigen, so Albrecht Koschorke, "dass man sich ganz lange Prozesse auch der europäischen Geschichte vorstellen muss als Prozesse, in denen es um politische Kontrolle geht und zwar zwischen zwei Mächten. Die ursprüngliche Macht ist der Verwandtschaftsverband, demgegenüber die wachsenden Instanzen dessen, was dann später der Staat sein wird. Schon im römischen Imperium ist das so: Die katholische Kirche als zentralistische Instanz in Europa. Die Kirche konnte sich des Modells der heiligen Familie bedienen als eines nichtleiblichen Verwandtschaftsmodells, um gegen die Verwandtschaft, die also krakenartig versucht hat, alles unter ihre Kontrolle zu halten, vorzugehen."
Als das Christentum zur Staatsreligion und die Kirche zur Staatskirche wurde, stärkte dieses Familienmodell mit dem entmachteten Familienvater die entstehenden Staaten gegenüber den traditionellen Verwandtschaftssystemen. Flankierende Maßnahmen waren: Die Einführung des Zölibats - die kirchlichen Machthaber sollten nicht mehr den Familien verpflichtet sein. Die Ausweitung des Inzesttabus - das bis dahin übliche Heiraten innerhalb der Verwandtschaft, die die innerverwandtschaftlichen Bindungen stärkten, wurden verboten.
Die nun kleinere Familien existierten nun relativ isoliert und erhöhen den Einfluss des Staates. Kirche und Staat gewannen Zugriff auf die Familien und reglementierten sie. Der christliche Familienvater fungierte nun als Stellvertreter Gottes und des Staates. Das ist die neue Rolle des Heiligen Josef.

Josef macht Karriere

1487: Einführung des Festes des Heiligen Josef.
1621: Der 19. März wird zum offiziellen Feiertag, zum Josefstag.
Prof. Dr. Albrecht Koschorke: "Im Spätmittelalter, insbesondere in der frühen Neuzeit wird Josef auf signifikante Weise jünger und männlicher. Er wird auch kultisch rehabilitiert." Josef begann nun Karriere zu machen – als keusches männliches Pendant zu Marias Karriere und nun auch: als braver Handwerker.
"Weil Joseph war ein Zimmermann
Deß Handwercks sich thet nehmen an
In seinem Beruff also blib
Und fleissiglich sein handwerck trib."
Ein Gemälde eines unbekannten niederländischen Malers aus dem 16. Jahrhundert zeigt die Heilige Familie beim Abendbrot
Der heilige Josef als Ernährer (imago stock&people / Artokoloro)
Im 17. und 18. Jahrhundert, im Zuge von Reformation und Gegenreformation, avanciert Josef in Bildern und in frommen Traktaten und Predigten zum sorgenden Familienoberhaupt. Albrecht Koschorke: "Auf diese Weise wird die Josefs-Figur zurückgeholt, zurückgewonnen als Modell für Väterlichkeit, und zwar für alltägliche Väterlichkeit, immer mit der Besonderheit, dass hier die Linie der Verwandtschaft in gewisser Weise durchbrochen ist. Josef ist nicht verwandt mit seiner Familie und er muss sich seinen Platz immer noch und in aller Zeit mit Gott teilen."
Das heißt: Josef ist, wie der Familienvater, nicht souverän, er ist lediglich Repräsentant Gottes, aber als solcher Vorbild und Träger eines neuen Arbeitsethos:
"Weil er die reichthum dieser Welt verachtend seine zeit lieber mit einer ehrlichen Handarbeit als mit müssiggang verzehren wollen ..."
So eine zeitgenössische Schrift.

"Eine heile, kleinbürgerliche Welt"

"Ja, die Rehabilitierung Josefs geht einige Etappen. Das fing in der Reformationszeit bzw. Renaissancezeit an", sagt Albrecht Koschorke. Der politische Hintergrund: Staat und Kirche haben die alten Verwandtschaftssysteme weitgehend entmachtet. Doch ohne Widersprüche war diese Aufwertung nicht zu haben: Josef war als Familienoberhaupt Maria übergeordnet, als Heiliger aber weniger bedeutsam. Außerdem stimmte die heilige Familie und die sogenannte "Josefsehe" nicht mit der Familienfunktion der Nachwuchserzeugung überein. Doch Vorstellungen einer frommen – sexuell aufs Notwendige begrenzten Ehe, die Wertschätzung der Arbeit und das Loblied auf die Tugend des Gehorsams überdeckten die Widersprüchlichkeiten.
Josef wird zur Leitfigur, so Koschorke, "eines Familienvaters in einem Handwerkerhaushalt und lässt sich vereinnahmen gegen Industrialisierung, er lässt sich noch einmal zu demjenigen machen, der steht für eine heile Welt, für eine heile, kleinbürgerliche Welt und das ist insbesondere an der katholischen Familienpropaganda sehr folgenreich gewesen."
8. Dezember 1870: Pius IX erklärt den Heiligen Josef zum Schutzpatron der Universalkirche.
15. August 1889: Papst Leo XIII würdigt den Heiligen Josef in seiner Enzyklika vor allem zum Patron der Arbeiter.
"Ein besonderes Anrecht auf die Hilfe des heiligen Josef haben die Proletarier, die Arbeiter und alle Menschen in bescheidenen Lebensverhältnissen."

Josef statt Klassenkampf

Der politische Hintergrund: Industrialisierung und Kapitalismus produzierten Ausbeutung und Massenelend. Proteste wurden brutal unterdrückt. Prof. Dr. Josef Spindelböck: "Papst Leo XIII. hat die Verehrung des heiligen Josef sehr gefördert. Er war ein Papst, der für eine wirkliche Reform des sozialen Lebens im Sinne eines gerechten Ausgleichs eintrat. Dieser Papst hat den Arbeitern eine besondere Wertschätzung entgegengebracht."
Die Wertschätzung der damals bestehenden Ordnung war allerdings auch sehr groß: Nur mit erlaubten Mitteln, so der Papst, sollten die Arbeiter auf ihre Situation aufmerksam machen.
"Weder die Vernunft noch die Gerechtigkeit gestattet den Armen die von der göttlichen Vorsehung gefügte Ordnung umzustürzen."
Sie sollen sich …
"… nicht auf die Versprechungen der Revolutionäre verlassen."
Und sich der mütterlichen Fürsorge der Kirche und dem Schutz des Heiligen Josef anvertrauen. Kurzum: Josef wird zum Bollwerk gegen Revolution und Klassenkampf.

Ora et labora

1909: Die Litanei vom heiligen Josef wird für den liturgischen Gebrauch eingeführt.
1937: Papst Pius XI verkündet:
"Um den von allen ersehnten 'Frieden Christi im Reiche Christi' bald herbeizuführen, stellen Wir die große Aktion der katholischen Kirche gegen den atheistischen Weltkommunismus unter den Schutz des mächtigen Schirmherrn der Kirche, des heiligen Josef."
1955: Papst Pius XII verkündet, den 1. Mai zum Gedenktag "Josef des Arbeiters" einzurichten.
"Wie oft haben Wir die Liebe der Kirche zu den Arbeitern ausgesprochen und erklärt!"
Sturm auf das Winterpalais in St. Petersburg (Petrograd) am 7. November 1917.
In St. Petersburg entschied man sich im November 1917 gegen das Beten (picture-alliance / dpa / UPI)
Im 20. Jahrhundert nahm die Karriere des Heiligen Josefs also noch einmal Fahrt auf: Er sollte schützen vor dem Kommunismus, helfen im Kalten Krieg und radikale Arbeiterbewegungen mäßigen. Stattdessen sollten die Ausgebeuteten sich im Gebet an ihn wenden und an die Kirche.
2020: Papst Franziskus verfasst ein apostolisches Schreiben:
"Anlässlich des 150. Jahrestages der Erhebung des Heiligen Josef zum Schutzpatron der Ganzen Kirche."
Hier fasst Papst Franziskus zunächst zusammen, was aus dem biblischen Josef inzwischen geworden ist – unter anderem:
"Geliebter Vater, Vater im Erbarmen, im Gehorsam, im Annehmen, Vater mit kreativem Mut, Vater im Schatten, – Vater der Arbeiter …"
Die Rede ist von der "Würde" der Arbeit:
"Welche Freude ist es, das Brot zu essen, dass die Frucht der eigenen Arbeit ist."
Von Ausbeutung und Unterdrückung ist hier nicht die Rede. Stattdessen:
"Der Mensch, der arbeitet, egal welcher Aufgabe er nachgeht, arbeitet mit Gott selbst zusammen …"
Halleluja!