Seine Augen blitzen hämisch, sein massiges Kinn rollt, so als gäbe es da unentwegt etwas zu zermalmen. Bruno Ganz spielt Max, das Familienoberhaupt einer rein männlichen Rumpffamilie mit maliziösem Charme. Unvermittelt schlägt sein Stimmung in physische Aggression um, wenn er seine Söhne Joey und Lenny maßregelt. Der berühmte Mime spielt inmitten eines französischen Ensembles, musste den Mut aufbringen, die zentrale Rolle in einer zweieinhalbstündigen Aufführung in Französisch zu meistern. Das allein ist beachtlich. An seiner Seite spielen Louis Garrel den jugendlichen Boxer Joey, der sich von seinen Vater vertrimmen lässt und Micha Lescot, ein unberechenbarer, zynischer Intrigant. Pascal Greggory spielt Max Bruder Sam, einen Chauffeur, der sich einbildet, seine zahlungskräftigen Kunden könnten seinen jämmerlichen sozialen Status aufbessern. Mit nach vorn durchgedrücktem Becken stolziert er lächerlich durch die schäbige Männerwirtschaft. In die Vorderbühne hinein hat Johannes Schütz ein realistisches Interieur gebaut, mit kleiner Wohnküche, abgeschabtem Mobiliar und einer Treppe in den ersten Stock, ein Bühnenbild, dessen verschiedene Teile gradkantige Lücken aufweisen, eine Welt bereit, auseinander zu driften.
Und dann kommt eines Nachts Teddy, der erfolgreiche Philosophieprofessor, nach Jahren der Abwesenheit dorthin zurück, um seinem Vater und seinen Brüdern seine Frau Ruth vorzustellen. Drei Söhne soll er mit ihr zusammen haben, womit sich das hier skizzierte Familienschema wiederholt hätte. Aber bei diesem merkwürdigen Paar, das so gar nicht zusammenpasst, könnte das auch eine reine Behauptung sein. Emmanuelle Seigner spielt die Dame mit der ungeklärte Herkunft als Girlie, das sich unverholen an Lenny heranmacht und später auch an weitere männliche Mitglieder eines merkwürdigen Elendsvereins, in dem keiner vom anderen lassen kann.
Nach der kurzen Pause sieht man das sechsköpfige Ensemble in einer neckischen Gruppenszene, wenn die Männer zur Musik der 70er-Jahre Ruth umringen, die den elenden Männerverein jetzt eigentlich unter ihr erotisches Regiment bringen müsste. Was bei Pinter schon eine reichlich unerklärliche, rätselhafte Machtübernahme durch das weibliche Geschlecht sein soll, wird in dieser Aufführung gänzlich unwahrscheinlich. Denn man begreift in einer Spielanlage, die sich zunächst auf psychologische Figurenzeichnung verstand, überhaupt nicht, was dieses Madamchen mit ihren mechanischen, antrainierten Posen eigentlich umtreibt und warum ihren Mann das böse Geschehen so gar nichts angeht. Jetzt wo Pinter folgend, das Rätselhafte ins Unheimliche umschlagen müsste, ins Ab- und Hintergründige, bleibt die Inszenierung bis ihre Optik hinein fröhlich hell und übersichtlich. So bleibt denn nur, nach zähem Start, die Freude über schauspielerische Momente, etwa wenn Bruno Ganz seine Häme über seinen Bruder ausschüttet.
Gern würde man hier die Renaissance einer Spielkultur bewundern, wie sie früher einmal an der Schaubühne üblich war, an der Bondy mit maßgeblichen Inszenierungen beteiligt war, denn an darstellerischem Potenzial fehlt es dem kleinen Ensemble nicht. Auch ist die neue Übersetzung von Philippe Djian griffig und überträgt die Sprache des fast 50 Jahre alten Stückes in die heutige Idiomatik. Nein, was hier fehlt, ist ein entschiedener dramaturgischer Zugriff auf einen Stoff, dessen kuriose Reflexion über Männer- und Frauenherrschaft heute völlig neu erschlossen werden müsste. Der Inszenierung hätte das geholfen, sie wirkt fahrig, ungenau, fast so als verschenkte sie die paar Ideen, die sie von Boulevard unterscheiden.
Und dann kommt eines Nachts Teddy, der erfolgreiche Philosophieprofessor, nach Jahren der Abwesenheit dorthin zurück, um seinem Vater und seinen Brüdern seine Frau Ruth vorzustellen. Drei Söhne soll er mit ihr zusammen haben, womit sich das hier skizzierte Familienschema wiederholt hätte. Aber bei diesem merkwürdigen Paar, das so gar nicht zusammenpasst, könnte das auch eine reine Behauptung sein. Emmanuelle Seigner spielt die Dame mit der ungeklärte Herkunft als Girlie, das sich unverholen an Lenny heranmacht und später auch an weitere männliche Mitglieder eines merkwürdigen Elendsvereins, in dem keiner vom anderen lassen kann.
Nach der kurzen Pause sieht man das sechsköpfige Ensemble in einer neckischen Gruppenszene, wenn die Männer zur Musik der 70er-Jahre Ruth umringen, die den elenden Männerverein jetzt eigentlich unter ihr erotisches Regiment bringen müsste. Was bei Pinter schon eine reichlich unerklärliche, rätselhafte Machtübernahme durch das weibliche Geschlecht sein soll, wird in dieser Aufführung gänzlich unwahrscheinlich. Denn man begreift in einer Spielanlage, die sich zunächst auf psychologische Figurenzeichnung verstand, überhaupt nicht, was dieses Madamchen mit ihren mechanischen, antrainierten Posen eigentlich umtreibt und warum ihren Mann das böse Geschehen so gar nichts angeht. Jetzt wo Pinter folgend, das Rätselhafte ins Unheimliche umschlagen müsste, ins Ab- und Hintergründige, bleibt die Inszenierung bis ihre Optik hinein fröhlich hell und übersichtlich. So bleibt denn nur, nach zähem Start, die Freude über schauspielerische Momente, etwa wenn Bruno Ganz seine Häme über seinen Bruder ausschüttet.
Gern würde man hier die Renaissance einer Spielkultur bewundern, wie sie früher einmal an der Schaubühne üblich war, an der Bondy mit maßgeblichen Inszenierungen beteiligt war, denn an darstellerischem Potenzial fehlt es dem kleinen Ensemble nicht. Auch ist die neue Übersetzung von Philippe Djian griffig und überträgt die Sprache des fast 50 Jahre alten Stückes in die heutige Idiomatik. Nein, was hier fehlt, ist ein entschiedener dramaturgischer Zugriff auf einen Stoff, dessen kuriose Reflexion über Männer- und Frauenherrschaft heute völlig neu erschlossen werden müsste. Der Inszenierung hätte das geholfen, sie wirkt fahrig, ungenau, fast so als verschenkte sie die paar Ideen, die sie von Boulevard unterscheiden.