Heinrich Ignaz Franz Biber - Violinsonaten
Unter dem Stichwort "Alte Musik", möchte ich Ihnen eine Neuaufnahme mit Violinsonaten von Heinrich Ignaz Franz Biber vorstellen. Biber war der vielleicht bedeutendste Violinvirtuose des 17. Jahrhunderts und gerade in den letzten Jahren haben Einspielungen der berühmten "Rosenkranz-Sonaten" und der monumentalen "Missa Salisburgensis" den Namen dieses Komponisten mit Nachdruck in Erinnerung gerufen. Weit weniger bekannt und im Repertoire kaum verankert sind Bibers "8 Sonaten für Violine solo und Basso continuo" von 1681. Die Barockgeigerin Monica Huggett und das von ihr geleitete Ensemble "Sonnerie" haben jetzt auf dem englischen Label ASV eine Auswahl dieser Sonaten vorgelegt. Dazu eine Psalmvertonung für Violine, Bassstimme und Basso Continuo, sowie, quasi als Reminiszenz und Gedankenverbindung, die unbegleitete "Passacaglia" für Solovioline, die Biber an den Schluss der "Rosenkranz-Sonaten" stellte: * Musikbeispiel: H.I.F. Biber - aus: Passacaglia für Violine solo Die Schlusstakte der "Passacaglia" für Violine solo aus dem Anhang der "Rosenkranz-Sonaten" von Heinrich Ignaz Franz Biber in einer Neueinspielung mit der Barockgeigerin Monica Huggett. Monica Huggett und das Ensemble Sonnerie stellen in ihrer Aufnahme vier der insgesamt acht Sonaten Bibers für Violine solo und Basso continuo vor, namentlich die Nummern zwei, drei, fünf und sieben. Obwohl in Salzburg in Noten gestochen, wurde der Sonaten-Zyklus 1681 in Nürnberg veröffentlicht. Die violintechnischen Anforderungen war damals neu, geradezu Aufsehen erregend, und in ihrer Virtuosität völlig ungehemmt. Der englische Organist und Musikhistoriker Charles Burney sah in den Soli sogar die schwierigste und einfallsreichste Musik für Violine der damaligen Zeit. Aber auch an Phantasie und Originalität übertraf Biber mit diesen Sonaten alle Vorbilder, die er gekannt und studiert hatte, etwa die Sonaten von Uccelini, Pandolfi, Mealli, Schmelzer oder Muffat. Der Einfallsreichtum von Bibers Musik geht einher mit einer gewissen Unberechenbarkeit, mit inspirierten Überraschungsmomenten und von einem ausgeprägten Hang zum Improvisatorischen - all das fordert den Geiger nicht nur manuell sondern auch gestalterisch enorm. So klingen Bibers Sonaten auch heute noch frisch und unverbraucht. Und man mag kaum verstehen, warum diese Pretiosen des barocken Violinrepertoires bislang nicht auf ein breiteres Interesse bei Interpreten und Hörern gestoßen sind. * Musikbeispiel: H.I.F. Biber - aus: Sonate Nr. 3 F-Dur Ein Ausschnitt aus der Sonate für Violine und Basso Continuo Nr. 3 F-Dur von Heinrich Ignaz Franz Biber, in einer Neuaufnahme mit Monica Huggett und dem Ensemble "Sonnerie". Heinrich Ignaz Franz Biber wurde im Jahre 1644 im Wartenberg, ungefähr 80 km von Prag entfernt, geboren. Seine frühe musikalische Ausbildung ist nicht dokumentiert. Vermutlich war er Geigenschüler von Johann Heinrich Schmelzer in Wien. Nach einer Anstellung am Hofe des Fürstbischofs von Ölmütz kam Biber 1670 schließlich an den Hof des Fürsterzbischofs von Salzburg - eine Lebensstellung. Er stieg dort bis zum Kapellmeister auf und wurde sogar in den Adelsstand erhoben. Als Biber 1704 in Salzburg starb, stand er längst im Ruf, der führende Geigenvirtuose Europas zu sein. Die "8 Sonaten für Violine solo und Basso continuo" lassen erahnen, über welches instrumentale Können Biber verfügt haben muss. * Musikbeispiel: H.I.F. Biber - aus: Sonate Nr. 5 e-moll Ein Ausschnitt aus der Sonate für Violine solo und Basso continuo Nr. 5 e-moll von Heinrich Ignaz Franz Biber. In einer Neuaufnahme des Labels ASV hörten Sie Monica Huggett und das Ensemble Sonnerie. Das von Monica Huggett geleitete Ensemble Sonnerie gehört zu den vielseitigsten Formationen der "Alten Musikszene". Vom Trio bis hin zur Kammerorchesterbesetzung ist Sonnerie ständiger Gast auf den internationalen Festivals. In den Sonaten Bibers spielt das Ensemble in der Continuo-Besetzung mit Emilia Benjamin, Viola da gamba, Gary Cooper, Cembalo und Orgel sowie Elizabeth Kenny, Theorbe und Gitarre. Monica Huggett und das Ensemble Sonnerie bieten lebendige und anspringende Interpretationen, die auch der offensichtlichen Brillanz und Spielfreude von Bibers Musik gerecht werden. Der künstlerischen Qualität und dem Repertoirewert dieser Aufnahme stehen jedoch einige editorische Mängel gegenüber. So fehlen Satzangaben bzw. Vortragsbezeichnungen zu den einzelnen Sonaten. Das Begleitheft enthält zwar die wichtigsten Informationen zum Komponisten, den Werken und den Interpreten. Sprachlich aber ist die unbeholfene deutsche Übersetzung gewiss kein Ruhmesblatt. Bislang wurde der Instrumentalmusik Bibers stets mehr Aufmerksamkeit geschenkt als seinen zahlreichen geistlichen Vokalkompositionen. Allein die "Missa Salisburgensis", Bibers umfangreichste Partitur, bildet hier eine Ausnahme. Umso mehr ist es zu begrüßen, das Monica Huggett und das Ensemble Sonnerie in das Programm ihrer neuen CD auch ein kleineres geistliches Werk Bibers aufgenommen haben: die Psalmvertonung "Nisi Dominus" für Violine, Bassstimme und Basso continuo. * Musikbeispiel: H.I.F. Biber - aus: Nisi Dominus für Violine, Bass u. Basso continuo Zum Schluss erklang ein Ausschnitt aus der Psalmvertonung "Nisi Dominus" für Violine, Bassstimme und Basso continuo. In einer Neuaufnahme des englischen Labels ASV hörten Sie Monica Huggett, Barockvioline, Thomas Guthrie, Bass und das Ensemble Sonnerie.