Am Abend des 8. November 1939 versammelten sich die sogenannten "Alten Kämpfer" der NSDAP im Münchner Bürgerbräukeller, um Hitlers jährliche Rede zur Erinnerung an den Putsch von 1923 mitzuerleben. Gewöhnlich dauerte sie von 20.30 Uhr bis gegen 22.00 Uhr. Diesmal allerdings begann Hitler 20 Minuten früher und verließ den Saal bereits kurz nach 21 Uhr, um wegen des schlechten Flugwetters mit einem Sonderzug nach Berlin zurückzufahren. Um 21.20 explodierte eine Bombe im Pfeiler über dem Rednerpult. Acht Menschen starben, 60 wurden zum Teil schwer verletzt. Der Reporter des Reichssenders München berichtete am Vormittag danach:
"Nun sind wir hier herinnen, im ehemaligen Saal, oben ein riesiges Loch, man sieht den Himmel durch ... Die Decke ist heruntergestürzt, zum Teil hereingestürzt, eingebrochen, Stücke von dem Stuck hängen noch dran, abgebröckelt zum Teil ... Ein Gewirr von Ziegeln, von Holzsplittern. Der Luftdruck hat selbstverständlich alle Scheiben eingeschlagen, herausgedrückt. Es ist ein Bild fürchterlicher Zerstörung."
Hitler und seine Entourage erfuhren erst bei einem Zwischenhalt in Nürnberg von dem Anschlag. Propagandaminister Joseph Goebbels notierte:
"Der Führer und wir alle sind wie durch ein Wunder dem Tode entronnen. Wäre die Kundgebung wie alle Jahre programmgemäß durchgeführt worden, dann lebten wir alle nicht mehr. Der Führer ... steht doch unter dem Schutz des Allmächtigen."
Dass wieder einmal die sogenannte Vorsehung ihre Hand im Spiel gehabt hatte, davon waren Hitler und auch seine Paladine überzeugt. Auf der Trauerfeier für die Opfer des Attentats vor der Münchner Feldherrenhalle am 11. November erklärte Rudolf Heß, Hitlers Stellvertreter:
"Immer war die Vorsehung mit dem Führer, und immer hat sich alles, was seine Gegner gegen ihn unternahmen, letzten Endes zu seinen Gunsten gewandt, und damit gewandt zugunsten des deutschen Volkes."
Die offizielle Version behauptete, der britische Secret Service stecke hinter dem Attentat. Doch tatsächlich hatte es ein Einzelner ausgeführt: der damals 36-jährige Schreiner Georg Elser aus Königsbronn in Württemberg. Den Nationalsozialismus hatte er von Anfang an abgelehnt, und im Herbst 1938 war er zur Überzeugung gelangt, dass Hitler beseitigt werden müsse, wenn die Lage der Arbeiterschaft verbessert und ein neuer Weltkrieg verhindert werden sollte. Er beschaffte sich Dynamit, Zündkabel und anderes Zubehör und konstruierte mit großem handwerklichen Geschick einen Sprengkörper. Im August 1939 zog er nach München und versteckte sich mehr als 30 Nächte im Bürgerbräukeller, um im ausgewählten Pfeiler einen Hohlraum anzulegen. Am 6. November deponierte er die Bombe und stellte die Zeitzünder an. Bei dem Versuch, die Schweizer Grenze bei Konstanz illegal zu überschreiten, wurde Elser am Abend des 8. November festgenommen. In seinen Taschen fand man eine Ansichtskarte vom Bürgerbräukeller und einige Metallteile von einem Zünder. Er wurde an die Sonderkommission der Gestapo nach München überstellt. Nach tagelangen Verhören und schwerer Folter legte er am 14. November ein Geständnis ab. Doch die Führung des Regimes wollte die Alleintäterschaft nicht wahrhaben; nach wie vor suchte sie die Hintermänner in Kreisen des britischen Secret Service. Am 22. November meldete der Rundfunk:
"Nicht nur der Attentäter selbst, also der Mann, der die frevelhafte Tat beging, ist gefasst worden und hat gestanden, nein, gleichzeitig konnten zwei hohe Beamte des englischen Geheimdienstes gefasst werden, die von der Hauptstadt eines neutralen Landes aus mithilfe eines Emigranten den Anschlag vorbereiteten." (Politische Zeitungs- und Rundfunkschau, 22.11.1939)
Tatsächlich hatten die beiden britischen Geheimdienstagenten, die die Gestapo aus dem niederländischen Grenzort Venlo nach Deutschland verschleppt hatte, mit dem Attentat nicht das geringste zu tun. Elser wurde ins KZ Sachsenhausen verbracht und dort als "Sonderhäftling" festgehalten. Im Februar 1945 wurde er nach Dachau verlegt und hier am 9. April ermordet. Lange hat es gedauert, bis Georg Elser die Anerkennung als eine der herausragenden Gestalten des deutschen Widerstands gefunden hat. Wo Generäle zögerten, da handelte er. Obwohl ohne Zugang zu den Korridoren der Macht, war er dem Ziel, Hitler zu töten, näher gekommen als irgendjemand vor dem 20. Juli 1944.
"Nun sind wir hier herinnen, im ehemaligen Saal, oben ein riesiges Loch, man sieht den Himmel durch ... Die Decke ist heruntergestürzt, zum Teil hereingestürzt, eingebrochen, Stücke von dem Stuck hängen noch dran, abgebröckelt zum Teil ... Ein Gewirr von Ziegeln, von Holzsplittern. Der Luftdruck hat selbstverständlich alle Scheiben eingeschlagen, herausgedrückt. Es ist ein Bild fürchterlicher Zerstörung."
Hitler und seine Entourage erfuhren erst bei einem Zwischenhalt in Nürnberg von dem Anschlag. Propagandaminister Joseph Goebbels notierte:
"Der Führer und wir alle sind wie durch ein Wunder dem Tode entronnen. Wäre die Kundgebung wie alle Jahre programmgemäß durchgeführt worden, dann lebten wir alle nicht mehr. Der Führer ... steht doch unter dem Schutz des Allmächtigen."
Dass wieder einmal die sogenannte Vorsehung ihre Hand im Spiel gehabt hatte, davon waren Hitler und auch seine Paladine überzeugt. Auf der Trauerfeier für die Opfer des Attentats vor der Münchner Feldherrenhalle am 11. November erklärte Rudolf Heß, Hitlers Stellvertreter:
"Immer war die Vorsehung mit dem Führer, und immer hat sich alles, was seine Gegner gegen ihn unternahmen, letzten Endes zu seinen Gunsten gewandt, und damit gewandt zugunsten des deutschen Volkes."
Die offizielle Version behauptete, der britische Secret Service stecke hinter dem Attentat. Doch tatsächlich hatte es ein Einzelner ausgeführt: der damals 36-jährige Schreiner Georg Elser aus Königsbronn in Württemberg. Den Nationalsozialismus hatte er von Anfang an abgelehnt, und im Herbst 1938 war er zur Überzeugung gelangt, dass Hitler beseitigt werden müsse, wenn die Lage der Arbeiterschaft verbessert und ein neuer Weltkrieg verhindert werden sollte. Er beschaffte sich Dynamit, Zündkabel und anderes Zubehör und konstruierte mit großem handwerklichen Geschick einen Sprengkörper. Im August 1939 zog er nach München und versteckte sich mehr als 30 Nächte im Bürgerbräukeller, um im ausgewählten Pfeiler einen Hohlraum anzulegen. Am 6. November deponierte er die Bombe und stellte die Zeitzünder an. Bei dem Versuch, die Schweizer Grenze bei Konstanz illegal zu überschreiten, wurde Elser am Abend des 8. November festgenommen. In seinen Taschen fand man eine Ansichtskarte vom Bürgerbräukeller und einige Metallteile von einem Zünder. Er wurde an die Sonderkommission der Gestapo nach München überstellt. Nach tagelangen Verhören und schwerer Folter legte er am 14. November ein Geständnis ab. Doch die Führung des Regimes wollte die Alleintäterschaft nicht wahrhaben; nach wie vor suchte sie die Hintermänner in Kreisen des britischen Secret Service. Am 22. November meldete der Rundfunk:
"Nicht nur der Attentäter selbst, also der Mann, der die frevelhafte Tat beging, ist gefasst worden und hat gestanden, nein, gleichzeitig konnten zwei hohe Beamte des englischen Geheimdienstes gefasst werden, die von der Hauptstadt eines neutralen Landes aus mithilfe eines Emigranten den Anschlag vorbereiteten." (Politische Zeitungs- und Rundfunkschau, 22.11.1939)
Tatsächlich hatten die beiden britischen Geheimdienstagenten, die die Gestapo aus dem niederländischen Grenzort Venlo nach Deutschland verschleppt hatte, mit dem Attentat nicht das geringste zu tun. Elser wurde ins KZ Sachsenhausen verbracht und dort als "Sonderhäftling" festgehalten. Im Februar 1945 wurde er nach Dachau verlegt und hier am 9. April ermordet. Lange hat es gedauert, bis Georg Elser die Anerkennung als eine der herausragenden Gestalten des deutschen Widerstands gefunden hat. Wo Generäle zögerten, da handelte er. Obwohl ohne Zugang zu den Korridoren der Macht, war er dem Ziel, Hitler zu töten, näher gekommen als irgendjemand vor dem 20. Juli 1944.