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Heldenfiguren
Sieh, das Böse liegt so nah

Sie erfreuen und beunruhigen das weltweite Publikum schon länger: die so genannten amerikanischen Qualitätsserien "Die Sopranos", "The Wire", "Broadwalk Empire", "Mad Men", "Dexter", "Breaking Bad" und neuerdings "The good Wife" und "House of Cards".

Von Barbara Sichtermann |
    Zuerst hat man begeistert festgestellt, dass mit diesen Serien der lange Atem des Epos zurückkehrt und zwar ausgerechnet ins Fernsehen, ein eher flüchtiges Medium. Inzwischen ahnt man, dass mehr geschieht. Die Figur des Helden erfährt eine radikale Wandlung. Sie ist nicht mehr einfach nur ein gebrochener Charakter, der Fehler macht wie wir alle. Sie entfernt sich auf eine Weise von den "Guten", die es dem Publikum trotz intensiven Mitfieberns nicht mehr möglich macht, sich mit ihr zu identifizieren.

    Was stattdessen auf Seiten der Zuschauer passiert, ist eine Identifikation mit der Ambivalenz, dem Zwiespalt, der Ungewissheit. Das ist eine ziemliche Herausforderung für das Publikum, für seine Gefühlslage beim Zuschauen und für das moralische Grundmuster, nach dem es fiktive Gestalten aus dem Fernsehen gewöhnlich beurteilt.
    Manuskripte zum Download und Nachlesen:
    Sieh, das Böse liegt so nah (PDF)
    Sieh, das Böse liegt so nah (txt)