Als Spielerberater Jörg Neblung im Fernsehen ein Spruchband in einer Fankurve las mit der Aufschrift: "Ohne Fans ist Fußball nichts", antwortete er auf Twitter und sorgte damit für viel Aufsehen. Fußball ohne Fans sei "Fußball in Reinform", schrieb er. "Das Transparent war der Schlag ins Gesicht jeder Sportart, die ohne Fans auskommen muss", erläuterte er im Deutschlandfunk. In dieser Zeit seien die Vereine und die Liga auf die Geisterspiele angewiesen. Gleichzeitig sagt Neblung aber auch: "Ich glaube, dass Fans gebraucht werden, besonders langfristig."
"Natürlich funktioniert Sport an sich, ohne dass Menschen dabei zuschauen", sagt auch Helen Breit. Sie engagiert sich für das Fan-Bündnis "Unsere Kurve". "Aber wir sprechen über den Zuschauersport Fußball und nicht über Fußball als Sport, wo elf Menschen in der einen Mannschaft gegen elf Menschen einer anderen Mannschaft sich einen Ball hin und her kicken."
Die Stadionatmosphäre sei für sie unersetzbar, deshalb schaue sie sich die Spiele zwar am Fernseher an, so Breit, "meine unmittelbare, gefühlte Beteiligung fällt aber weg, es fesselt mich nicht so stark."
Die Fans seien bereit, die Geisterspiele als "Erste-Hilfe-Maßnahme" während der Coronakrise in Kauf zu nehmen, weil anders die Vereine nicht überleben können.
"Damit verbinden wir auch die Kritik, dass die Vereine nicht überleben können, weil es eine Vereinseitigung der Einnahmenquellen gibt, weil Unsummen für Spielerkader ausgegeben werden."
Durch die Corona-Zeit würden die Schwachstellen im Fußballgeschäft offengelegt, so Breit. "Wir wollen in den Diskurs gehen und aushandeln, wie man Leitplanken in diesem Geschäft setzen kann."
Dazu zählten wirtschaftliche Nachhaltigkeit und ethische Regulierung
Neblung: Man kann nicht alles regluieren
"Selbstverständlich ist unser Markt unreguliert und in Teilen unmoralisch", gesteht auch Spielerberater Neblung ein. Man könne aber nicht alles regulieren. "Der freie Markt ist das, was allem zugrunde liegt und der sollte tunlichst auch frei bleiben."
Eine Gehaltsobergrenze in der Bundesliga einzuführen hält Neblung deshalb auch für "schlicht idiotisch". Damit würde sich die Liga komplett ins Abseits stellen. "Der freie Markt wird dazu führen, dass wir alle Spieler ins Ausland verlieren, weil sie natürlich dann in England das Doppelte, Dreifache verdienen können."
Inzwischen wird bereits auch in der Politik darüber diskutiert, wann und in welchem Umfang Zuschauer wieder zugelassen werden sollen in den Bundesliga-Stadien. "Das ist eine schwierige Diskussion", glaubt Helen Breit. "Wir müssen gesamtgesellschaftlich schauen, dass wir gute Lockerungen hinbekommen und unser Leben gut organisieren können." Da gebe es in der Gesellschaft noch sehr viel mehr Schwachstellen als im Fußball. Fußballspiele im Stadion zu verfolgen mit Abstandsregelungen, ohne Umarmungen oder Stehplätze "steht konträr zu dem, wie zum Beispiel aktive Fans ins Stadion gehen."