Altkanzler Helmut Kohl will seinen Nachlass einer Stiftung übergeben. Das kündigte der Anwalt und Vertraute des 84-Jährigen, Stephan Holthoff-Pförtner, an. "Ich habe es mit ihm besprochen, auch mit Frau Richter. Beide haben gesagt, es besteht überhaupt kein Zweifel, dass die Verwaltung über das geistige, politische Erbe Historiker bekommen. Es soll eine Stiftung sein", sagte Holthoff-Pförtner in der ARD-Sendung "Günther Jauch". Maike Kohl-Richter, Kohls zweite Ehefrau, erhebe keine Ansprüche.
Streit um 600 Stunden Gespräche
Der Streit um den Nachlass entzündete sich an der Frage, was mit den Aufzeichnungen von mehr als 600 Stunden Gesprächen zwischen Kohl und Heribert Schwan aus den Jahren 2001 und 2002 geschehen soll. Sein früherer Biograf veröffentlichte basierend auf den Aufzeichnungen ein Buch, nachdem Kohl die Zusammenarbeit aufgekündigt hatte.
Im Deutschlandfunk erklärte Schwan, er wolle nicht mit Kohl abrechnen, müsse aber darauf achten, dass die Deutungshoheit über die Bänder bei ihm bleibe. "Das ist auch ein Stück meines Lebenswerkes", so Schwan. Eine Kopie der Aufzeichnungen will er nur dem Bundesarchiv übereignen.
Neuer Antrag vor Gericht
Nachdem Kohl zunächst eine Beschwerde beim Oberlandesgericht Köln zurückgezogen hatte, kündigten seine Anwälte nun am Wochenende an, gegen einzelne Zitate in dem Buch vorzugehen. Man habe "Antrag auf Unterlassung von 115 Zitaten aus dem Buch gestellt", hieß es aus der Kanzlei Holthoff-Pförtner im "Focus".
Kohls Ex-Biograf Schwan zitiert in dem Buch "Vermächtnis - Die Kohl-Protokolle" den Altkanzler mit drastischen Äußerungen über frühere Weggefährten. Kohl beantragte gegen die Verbreitung des Buchs beim Kölner Landgericht eine einstweilige Anordnung, scheiterte damit jedoch. Eine Beschwerde in der nächsthöheren Instanz zog er zurück, nachdem der zuständige Senat den Streitparteien rechtliche Hinweise erteilt hatte.
(bor/swe)