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Deutscher Schwimmverband
Hempels Anwalt kündigt Schadenersatzklage gegen DSV an

Nach den öffentlichen Vergewaltigungsschilderungen des früheren Weltklasse-Wasserspringers Jan Hempel hat dessen Anwalt eine Klage auf Schadenersatz und Schmerzensgeld in Millionenhöhe angekündigt.

    Der Dresdner Jan Hempel sitzt während einer Trainingspause auf dem Brett vom Drei-Meter Turm.
    Der ehemalige Wasserspringer Jan Hempel (Stefan Hesse/dpa)
    "Es ist der krasseste Missbrauchsfall, den der deutsche Sport je erlebt habe", sagte der Jurist Thomas Summerer im ARD-Fernsehen. Bei über 1.200 Fällen sexualisierter Gewalt über einen Zeitraum von 14 Jahren hinweg dürfe es nicht verwundern, wenn man einen Betrag in siebenstelliger Höhe fordere. Die Klage richtet sich gegen den Deutschen Schwimm-Verband. Der DSV habe in der Überwachung und in der Kontrolle seiner Trainer völlig versagt, führte Summerer aus. Es sei ein Präzedenzfall im deutschen Sport, den man mit aller Konsequenz durchziehen werde. Man habe mit dem Verband über eine Wiedergutmachung gesprochen. Es gebe eine mündliche Absichtserklärung, dass man die Sache wieder gutmachen wolle und eine Entschädigung zahlen möchte, aber das sei bislang nicht erfolgt. Man sei auf ein Schweigekartell gestoßen, weshalb man nun die Gesprächsebene verlassen habe.

    Unmittelbar vor Wettkämpfen vergewaltigt

    Der heute 51 Jahre alte Hempel hatte im vergangenen August in der ARD-Dokumentation "Missbraucht - Sexualisierte Gewalt im deutschen Schwimmsport" berichtet, sein inzwischen verstorbener Trainer Werner Langer habe ihn Jahre lang missbraucht und vergewaltigt - zum Teil unmittelbar vor Wettkämpfen auf der Herrentoilette. Der Olympia-Zweite von 1996 warf dem Schwimmverband vor, zu jener Zeit falsch mit der Situation umgegangen zu sein. Er hatte nach eigenen Angaben 1997 die damalige Bundestrainerin über die Vorkommnisse informiert. Im Anschluss suspendierte der DSV Bundestrainer Lutz Buschkow, der von den Übergriffen gegen Hempel gewusst, aber nichts Entscheidendes unternommen haben soll. Buschkow erklärte indes, er habe von den Missbrauchsvorwürfen erst durch die Veröffentlichung erfahren.
    Hempel hatte jüngst auch eine beginnende Alzheimer-Erkrankung öffentlich gemacht.

    DSV setzte Aufarbeitungskommission ein

    Der DSV hatte vor einer Woche ein unabhängiges Gremium zur Aufarbeitung von Vergewaltigungen und anderen Fällen sexualisierter Gewalt in dem Verband eingesetzt. Neben den Soziologinnen Bettina Rulofs und Fabienne Bartsch besteht es aus den Sportjuristen Caroline Bechtel und Martin Nolte. Rulofs veröffentlichte bereits bedeutende Studien zu sexueller und interpersoneller Gewalt im Spitzen- und Breitensport. Man wolle ihnen zuhören und so ihr Leid anerkennen, sagte Rulofs in einem Beitrag der Deutschlandfunk-Sportredaktion.Ein Ziel der Kommission sei es herauszufinden, welche Gewalthandlungen sie erlebt und was diese auch für ihre Biografie, für ihr Leben bedeutet hätten. Dabei gehe es sowohl um mögliche gesundheitliche und psychische Aspekte als auch um sportliche Entwicklungen.
    Der Vizepräsident des Schwimmverbandes, Rupieper, sagte anlässlich der Einsetzung der Untersuchungskommission, man wolle transparent mit Fehlern in der Vergangenheit umgehen und sich mit allen verfügbaren Möglichkeiten dafür einsetzen, weitere Vorfälle zu verhindern. Man betone stets, wie wichtig die Sicherheit und das Wohlergehen aller Mitglieder sei. Deswegen sei der Verband froh, dass nun der Prozess der Aufarbeitung der in der ARD-Dokumentation genannten Vorwürfe sexualisierter Gewalt beginnen könne.
    Diese Nachricht wurde am 19.03.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.