Lange Ferien, geregelte Arbeitszeiten. Den Schritt vom Schwimm-Bundestrainer zum Lehrer für Sport und Biologie bereut Henning Lambertz nicht: "Ich habe gerne mit den Schwimmern verschiedene Kontinente besucht. Aber das Familienleben blieb auf der Strecke und momentan genieße ich es total, dass man wirklich geregelt am frühen Nachmittag Zuhause ist und die Zeit dann mit seiner Familie verbringen kann."
Momenten wie die Europameisterschaft im vergangenen Jahr in Glasgow fehlen dem 48jährigen dennoch. Acht Medaillen holten die Deutschen Schwimmer unter seiner Leitung, darunter zweimal Gold. "Das sind tolle Momente, die möchte man nicht missen."
Immer noch engen Kontakt zum Schwimmen
Henning Lambertz ist jedoch weiter im Hochleistungssport tätig. Er betreut den ehemaligen Weltmeister über 200 Meter Brust, Marko Koch, und die Staffel-Europameisterin Reva Foos. Für sie schreibt Lambertz Trainingspläne und führt Leistungsdiagnostiken durch. "Deshalb ist der Sport nicht ganz verschwunden. Und gerade jetzt bei der WM in Südkorea hat man noch ganz, ganz viel Kontakt."
Zum Problem, dass es immer schwieriger wird, Menschen für das Traineramt im Schwimmen zu begeistern, sagt der ehemalige DSV-Cheftrainer: "Es gibt viele Trainer, die viel arbeiten, aber wenig verdienen. Das sind Momente, die gegen den Trainerjob sprechen."
Das müsse schnellstmöglich verändert werden. Hinzu käme, dass die Sicherheit fehle: "Es wird schwierig, wenn man nur in zwei- oder vierjahres-Rhythmen denken darf, weil dann die Verträge wieder enden können."
Meinungsverschiedenheiten mit dem Sportdirektor
Für Lambertz war nicht nur das immer stärker leidende Familienleben Grund, sein Amt als Cheftrainer an den Nagel zu hängen. Auch der Rücktritt von DSV-Präsidentin Gabi Dörries kam hinzu. Darüber hinaus traten Meinungsverschiedenheiten mit DSV-Sportdirektor Thomas Kurschilgen auf: "Wir hatten zwar die gleichen Ziele. Aber unterschiedliche Vorstellungen vom Weg dorthin. Das ließ sich nicht mehr unter einen Hut bringen."
Aus dem Schwimmer-Lager berichtet Lambertz von schlechter Kommunikation innerhalb des Verbands. "Ich höre, dass man zum Beispiel wochenlang keine Antwort auf Emails bekommt. Außerdem wundern sich Athleten über Flugverbindungen, die man für sie bucht. Oder über Aufstellungen, die nicht erklärt werden."
Aus dem Schwimmer-Lager berichtet Lambertz von schlechter Kommunikation innerhalb des Verbands. "Ich höre, dass man zum Beispiel wochenlang keine Antwort auf Emails bekommt. Außerdem wundern sich Athleten über Flugverbindungen, die man für sie bucht. Oder über Aufstellungen, die nicht erklärt werden."
Kritik an der Kommunikation des DSV
Lambertz selbst übt Kritik an der aus seiner Sicht schlechten Kommunikation: "Wir müssen schon dafür sorgen, dass die Gedanken, die wir uns machen, auch nach außen getragen werden. Zumindest die großen Ziele oder Teilziele müssen wir den Medien weitergeben. Ich finde es sehr schade, dass dieser Weg nicht weitergegangen wird. "
Lambertz, der in seiner Zeit als Cheftrainer auf verstärktes Krafttraining gesetzt hatte und die Zentralisierung in Stützpunkten vorantrieb, vermisst ein sportliches Konzept beim Deutschen Schwimmverband. Er selbst war für seine Schritte kritisiert worden. "Wichtig ist doch, dass man überhaupt etwas macht. Wenn man gar nichts aufstellt, ist auch nichts da, woran man Kritik üben kann. Das ist für mich die schlechtere Variante."
Zuversichtlich für Olympia
Mit Blick auf die Olympischen Spiele im kommenden Jahr ist Lambertz dennoch zuversichtlich. Hoffnung gibt ihm zum Beispiel die Junioren-Europameisterschaft im vergangenen Jahr, die Deutschland hinter Russland als zweitbeste Nation abgeschlossen hat: "Wir haben sicherlich nicht 20 bis 25 Medaillen-Anwärter. Das wäre vermessen zusagen. Aber es muss uns gelingen, aus einer breiten Basis eine eloquente Spitze zu formen."