Besonders betroffen vom Sturm sind die ostfriesischen Inseln. Auf Wangerooge hat die Sturmflut einen Strand nahezu komplett weggespült. Der Sand am Bade- und Burgenstrand sei zu 80 Prozent verschwunden, sagte Insel-Bürgermeister Dirk Lindner. Wegen der meterhohen Abbruchkante seien zwei Strandübergänge gesperrt. Schäden in anderen Bereichen der Insel könne man erst beurteilen, wenn das Nachthochwasser weg sei, so Linder.
Frachter vor Langeoog in Seenot
Vor Langeoog ist der 225 Meter lange Frachter "Glory Amsterdam" in Seenot geraten. Die 22-köpfige Besatzung versucht, ihr Schiff vor dem Auflaufen zu retten. Das Schiff schlingert in der aufgewühlten See vor einer Riffzone. Ein Hochseeschlepper hatte mehrfach vergeblich versucht, das manövrierunfähige Schiff abzuschleppen. Nun hängt es weniger als 1,5 Seemeilen von den Dünen Langeoogs entfernt an seinen Ankern. Sollten die nicht halten, droht der Frachter an den Riffen vor den Inseln aufzulaufen und in der Brandung zu zerbrechen. Er ist unbeladen, hat aber rund 1.800 Tonnen Schweröl und 140 Tonnen Diesel an Bord.
Land unter in Hamburg
In Hamburg hat eine Sturmflut die Elbe über die Ufer treten lassen. Feuerwehr und Polizei sind im Einsatz. So drohe eine Tiefgarage in der Nähe der Elbphilharmonie vollzulaufen, sagte ein Feuerwehrsprecher. Offenbar hätten die Flutschutztore die Garage nicht ausreichend funktioniert. Die Elbchaussee entlang des Hamburger Hafens ist einem Polizeisprecher zufolge ebenfalls überspült worden. Sie wurde teilweise, der Fischmarkt komplett gesperrt.
Bisher zwei Todesopfer in Deutschland
Am Jadebusen in Niedersachsen ist ein Mann ertrunken. Nach Angaben der Polizei handelt es sich bei dem Toten um einen 63-jährigen Camper, der am Jadebusen von den Wassermassen überrascht wurde und ertrank. Der Mann habe mit seinem Bruder auf einem Campingplatz in einem Bulli übernachten und sich beim Herannahen des Wassers zu Fuß in Sicherheit bringen wollen. Der 59 Jahre alte Bruder konnte gerettet werden. In Mecklenburg-Vorpommern kenterte ein Motorboot mit drei Urlaubern aus Sachsen, eine Frau starb. Die Suche nach einem Passagier blieb nach Angaben der Polizei Neubrandenburg bis Sonntagabend erfolglos. In Polen und Tschechien sind mindestens drei weitere Todesopfer zu beklagen. Zudem wurden mehrere Menschen bei Sturm-Unfällen verletzt.
Sturmschäden in Nord- und Ostdeutschland
Große Probleme verursachten die Stürme nicht nur an der Nordsee, sondern vor allem auch in anderen Teilen Nord- und Ostdeutschlands. Dort wurden zahlreiche Bäume entwurzelt. Aber auch in Sachsen-Anhalt, Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg waren die Feuerwehren vielerorts im Dauereinsatz, vor allem wegen umgestürzter Bäume und Baugerüste. Straßen wurden wegen umgekippter Bäume gesperrt. Meteorologen warnen vor dem Betreten der Wälder.
Kein Zugfernverkehr
In sieben Bundesländern kam der Zugverkehr weitgehend zum Erliegen. Berlin, Hamburg, Hannover, Bremen und Kiel seien zurzeit nicht ans Fernnetz angeschlossen, teilte die Bahn mit.
Wegen der Sturmschäden bleibt der Fernverkehr auf den Hauptstrecken bis zum Montag gesperrt, twitterte die Bahn. Kunden sollten sich vor Reisebeginn über die aktuelle Lage informieren. Dazu wurde eine Bahn-Sonderhotline unter 08000 996633 geschaltet.
Entspannung in Sicht
Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes schwächt der Wind sich allmählich ab. Unwetterböen gebe es nur noch auf den Bergen im Süden und im Erzgebirge. Zu Wochenbeginn soll es überwiegend trocken bleiben und kälter werden.
ali/db