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Herkunft und Zukunft der Landesbanken

Gegründet wurden die Landesbanken vor gut 200 Jahren als "Hülfskassen" für wohltätige Zwecke und zur Wirtschaftsförderung. Ihr Geschäftsbereich hat sich seitdem sehr verändert.

Von Michael Braun | 17.11.2011
    Die Landesbanken in Deutschland stecken seit Jahren
    in der Krise. Hausgemachte Probleme, die Finanzkrise und Änderungen
    beim Geschäftsmodell haben viele Landesbanken, die sich in
    öffentlicher Hand befinden, schwer erschüttert. Aktuell müssen sie die Herabstufung der Ratingagentur Moody´s verkraften.
    Die Landesbanken – wo kommen sie her, wo gehen sie hin?

    1813. Schwedische und dänische Truppen ziehen während der Befreiungskriege gegen Napoleon durch die Provinz Westfalen, quartieren sich ein, fordern Hilfsdienste der Bevölkerung. Fünf Jahre später erklärt sich Schweden bereit, dafür zu zahlen. 160.000 Taler Entschädigung. Es war unmöglich, dieses Geld einzelnen Privathaushalten zuzuordnen, die die Soldaten hatten unterstützen müssen. So wurde eine "Hülfskasse" für wohltätige Zwecke und die Wirtschaftsförderung gegründet. Das war der Anfang der West LB.

    Sie hatte sich in den 1980er-Jahren zur größten deutschen Landesbank entwickelt. Und sie steht nun kurz vor dem Ende, wird aufgeteilt und abgewickelt.

    Noch gehört sie mit der BayernLB, der HSH Nordbank, der Landesbank Baden-Württemberg, der Landesbank Berlin und der Landesbank Hessen/Thüringen zu den sechs selbstständigen Landesbanken, an die auch die anderen Landesbanken gebunden sind: So gehört die Landesbank Bremen der NordLB, die Landesbank Saar mehrheitlich der BayernLB. Eigentümer der Landesbanken sind meist die jeweiligen Bundesländer und die dortigen Sparkassen.

    Zwei Aufgaben hatten die Landesbanken: Sie waren lange Spitzeninstitut der Sparkassen des jeweiligen Bundeslandes. Und zugleich waren sie Förderbank, die nach Maßgabe der jeweiligen Landesregierung handelte.

    Als Spitzeninstitut sammelten sie Gelder ein, die bei Sparkassen eingezahlt wurden, aber nicht als Kredit angelegt werden konnten. Dann wanderten diese Gelder an Sparkassen, die viel Kredit verkauften, aber wenige Einlagen hatten. Da meist Geld bei der Landesbank übrig blieb, verwendete sie es für eigenes Bankgeschäft, vor allem für Unternehmenskredite und hier vor allem für Zwecke, die für eine einzelne Sparkasse zu groß waren. So wuchs namentlich das Auslandsgeschäft der Landesbanken.

    Das Fördergeschäft war politisch gelenkt. Aus dem Stahlkonzern Preussag den Touristikkonzern TUI zu formen, war ein Beispiel für ein Projekt, das dem Land Nordrhein-Westfalen aus strukturpolitischen Gründen am Herzen lag und das die WestLB finanziell begleitete. In Bayern waren es die Medien- und Biotechindustrie, die die Landesregierung gefördert wissen wollte.

    Fördergeschäft und die Rolle als Spitzeninstitut der Sparkassen vertrugen sich schlecht. Und als nach Klagen privater Banken die EU-Kommission vor etwa zehn Jahren durchsetzte, dass Landesregierungen nicht mehr für Landesbanken haften durften, brach das System ein. Denn mit dem Wegfall der sogenannten Gewährträgerhaftung fiel ein Vorteil der Landesbanken weg: die billige, weil staatlich gedeckte Refinanzierung. Im Wettbewerb müssen sie sich einen neuen Platz suchen. Dieser Prozess hält an.