In knapp 30 Ländern war Koelbl unterwegs, in China zum Beispiel, Russland, den USA oder den Vereinigten Arabischen Emiraten. Fotografiert hat sie Soldaten. Aber vor allem auch die Ziele, auf die sie übungshalber schießen. "Targets" heißt deshalb die Ausstellung, die vieles über die militärische Ausbildung und einiges über Feindbilder verrät. Seit Freitag ist sie im Deutschen Historischen Museum in Berlin zu sehen. Die Idee zu dem Projekt sei bei einem Besuch der Bundeswehr vor 30 Jahren entstanden, sagte Koelbl im Deutschlandfunk. Die Fotografie zeige den Umriss einer durchlöcherten, lichtdurchfluteten Figur im Morgengrauen an eine kalten Wintertag. Diese Figur sei für sie Symbol für Gewalt und Tod, sagte Koelbl.
Der Feind, auf den auf deutschen Truppenübungsplätzen derzeit gezielt wird, sehe relativ neutral aus, sagte Koelbl im Deutschlandfunk. Nur hierzulande finde sich "so etwas wie naive Malerei", die in Werkstätten entstehe. Dort würden neben der Reparatur auch neue Zielscheiben hergestellt und bemalt. Solche "ausgesägten Männekes mit Holzgewehren vor der Brust" an der Seite von Kühen habe Koelbl im Laufe ihres Projektes nur in Deutschland vorgefunden. "Die Kühe, das ist wirklich etwas deutschlandgemäßes".
Das Einholen einer Fotografieerlaubnis auf dem offiziellen Dienstweg sei sehr mühevoll gewesen, sagte Koelbl. Schließlich habe Russland zwei Jahre nach der ersten Anfrage zugestimmt; bei den Vereinigten Arabischen Emirate waren es vier Jahre. Die Höhe des Verteidigungsetats habe auch eine Aussagekraft über die Gestalt der Schießziele. Hier gebe es einen großen Gegensatz zwischen den Kämpfern der PKK und den US-Soldaten. "Diese subtile Gewalt, die täglich stattfindet und die man eben so auch in den Bildern subtil immer spürt, das sind Themen, die mich immer schon beschäftigt haben und vielleicht auch noch weiter beschäftigen."
Die Ausstellung "Targets" ist noch bis zum 5. Oktober im Deutschen Historischen Museum in Berlin zu sehen. Weitere Fotos enthält der gleichnamige Bildband aus dem Prestel-Verlag. Kostenpunkt: knapp 50 Euro.
Herlinde Koelbl, am 31. Oktober 1939 in Lindau am Bodensee geboren, zählt zu den bedeutendsten deutschen Fotografen. Ihr bekanntestes Werk ist der Bildband "Spuren der Macht – Die Verwandlung des Menschen durch das Amt" mit Angela Merkel und Gerhard Schröder. Die Dokumentarfilmerin begleitete in "Rausch und Ruhm" dem Weg von Benjamin von Stuckrad-Barre durch den Drogenentzug.
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