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Hermann Glaser ist gestorben
Vordenker der modernen Kulturpolitik

26 Jahre war er Kulturdezernent seiner Heimatstadt Nürnberg. Dabei setzte sich Hermann Glaser für eine Politik ein, die möglichst vielen Menschen die Teilhabe an Kultur gestatten sollte. Glasers Tod sei "ein herber Verlust für uns alle", sagte dessen ehemaliger Kollege und Kulturpolitiker Oliver Scheytt im Dlf.

Oliver Scheytt im Gespräch mit Michael Köhler |
    Hermann Glaser, ehemaliger Kulturdezernent in Nürnberg und Leiter des Kulturausschusses des Deutschen Städtetages, aufgenommen am 19.07.2013 am Rande eines Interviews in seinem Haus in Roßtal (Bayern)
    Der Kulturhistoriker Hermann Glaser (dpa/Daniel Karmann)
    Der Kulturpolitiker und Publizist Hermann Glaser gehörte zu den führenden Köpfen der Nachkriegszeit in Deutschland. Seine zahlreichen Publikationen umfassten ein breites Spektrum - vom alltäglichen kulturellen Leben bis zur Gartenkultur. Der soziale Charakter der Kulturpolitik stand für ihn im Mittelpunkt und so war er ein Vordenker der modernen Kulturpolitik. Sein Buch "Bürgerrecht Kultur" gilt als Standardwerk genauso wie seine "Kulturgeschichte der Bundesrepublik Deutschland".
    Immer wieder hat Hermann Glaser wichtige Anregungen für die Kulturpolitik in Deutschland gegeben. Dabei war er ein kritischer Geist und nahm nie ein Blatt vor den Mund. Ihm ging es um die Öffnung von traditionellen Theatern und Museen für neue Formen. Kultur sollte seiner Ansicht nach in den Alltag hineinwirken. So eröffnete er in Nürnberg Kulturläden.
    1973 war er Mitbegründer des selbst verwalteten Nürnberger Jugendzentrums KOMM. Damit sollte den aus seiner Sicht gegängelten Jugendlichen mehr Freiraum gegeben werden. Das KOMM machte 1981 bundesweit Schlagzeilen, als nach einer Hausbesetzer-Demonstration 140 Jugendliche verhaftet wurden. Am Ende wurden sämtliche Verfahren eingestellt.
    Hermann Glaser ist in der Nacht zu Montag im Alter von 89 Jahren gestorben.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.