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Sportminister Herrmann zu Olympia
"Deutschland wäre in der Lage, vorbildlich zu organisieren"

Eine deutsche Olympiabewerbung sieht der bayerische Sportminister Joachim Herrmann im Dlf-Interview positiv. Allerdings müssten vor konkreten Plänen noch viele Fragen geklärt werden. Unter anderem, welche Region sich überhaupt bewerbe.

Joachim Herrmann im Gespräch mit Astrid Rawohl |
Der Bayerische Innenminister Joachim Herrmann spricht mit erhobener Hand vor zwei Mikrofonen.
"Ja, wir brauchen eine Reform der Spitzensportförderung. Aber klar ist: im Detail sind da schon noch einige Probleme zu erwarten", sagt der bayerische Innen- und Sportminister Joachim Herrmann (CSU). Herrmann ist aktuell auch Sprecher der Sportministerkonferenz und damit Vertreter der Ländersicht in diesem Bereich. Die kürzlich angekündigten Pläne der Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), entgegen früherer Pläne die Ausgaben für den Sport nicht zu kürzen, werde man mit großer Sorgfalt beobachten, sagt er.
Das in den Plänen Faesers genannte Ziel, internationale Erfolge und Medaillen zu gewinnen, sieht Herrmann auch weiterhin als zeitgemäß. Dabei ginge es nicht vornehmlich darum, eine nationale Identität zu schaffen oder zu verstärken: "Wir wissen, dass ja gerade die großen sportlichen Erfolge letztendlich den Impuls geben, dass sich junge Menschen für bestimmte Sportarten interessieren und begeistern und dann selbst auch sportlich aktiv werden." Für Herrmann ist erfolgreicher Spitzensport somit auch eine Lösung für das Problem, dass sich viele junge Menschen Studien zufolge zu wenig bewegen.

European Games 2022 als positives Beispiel

Olympische Spiele in Deutschland sieht Herrmann nach den aus seiner Sicht sehr erfolgreichen European Championships in München 2022 positiv. Nun müsse aber zunächst vieles geklärt werden: Zum Beispiel, welche Regionen sich bewerben sollten und ob es um Sommer- oder Winterspiele ginge. In München halte man sich dabei nach der Ausrichtung 1972 zunächst zurück, sagt Herrmann.
Wenn man Spiele in Ländern wegen einer problematischen Situation der Menschenrechte und Demokratie kritisiere, müsse man selbst bereit sein, "als Musterland der Demokratie und der Menschenrechte so, wie jetzt eben auch nächstes Jahr Frankreich, selbst solche Spiele auszurichten." Außerdem müsse nachhaltig mit bestehenden Sportanlagen gearbeitet werden und im Einklang mit dem Klimaschutz: "Da muss man vorbildlich sein, und ich denke, wir in Deutschland wären in der Lage, das auch vorbildlich zu organisieren."

Sportausschuss mit angeschlagenem Vorsitzenden

Der offene und transparente Umgang des Deutschen Olympischen Sportbundes mit einer möglichen Olympia-Bewerbung finde er richtig, sagt Herrmann zur Olympia-PR-Kampagne des DOSB.
Der Sportausschuss des Deutschen Bundestages werde mit Blick auf eine mögliche Olympiabewerbung eine zentrale Rolle spielen, glaubt Herrmann. Etwa im Bezug auf die Finanzierung mithilfe von Mitteln des Bundes. Zur Diskussion um die Aufarbeitung der Dopingvergangenheit des Ausschussvorsitzenden Frank Ullrich wolle er sich allerdings nicht äußern. Das sei eine andere Ebene als die der Länder.