Er war der große Hoffnungsträger: Jürgen Klinsmann wurde im November vergangenen Jahres angestellt, um den Hauptstadtklub Hertha BSC aus dem Bundesliga-Abstiegskampf zu führen. Die Winterpause verlief vielversprechend, es wurde viel Geld in neue Spieler investiert. Trotzdem war der Rückrundenstart holprig: Lediglich ein Sieg aus den ersten vier Spielen. Anfang der Woche dann der völlig überraschende Rücktritt Jürgen Klinsmanns vom Trainerposten. Seit heute Vormittag ist klar, dass er auch in den Aufsichtsrat nicht zurückkehren wird.
Wie ist diese Entscheidung begründet worden?
Der Hauptgrund war einfach die Art und Weise, wie dieser Rückzug verlaufen ist. Jürgen Klinsmann hatte bei seinem ursprünglichen Rücktritts-Livestream noch gesagt, dass er durchaus bereit wäre, die Arbeit im Aufsichtsrat wiederaufzunehmen. In einem zweiten Livestream ist er dann aber zurückgerudert und wollte den Hertha-Verantwortlichen die Entscheidung überlassen.
Die haben entschieden: Investor Lars Windhorst hat auf einer Pressekonferenz bestätigt, dass Jürgen Klinsmann nicht länger im Aufsichtsrat sitzen wird.
"Leider muss ich sagen, dass aufgrund der Art und Weise, wie Jürgen Klinsmann sich verabschiedet hat, eine Zusammenarbeit unmittelbar mit ihm jetzt im Aufsichtsrat von Hertha BSC aus meiner Sicht nicht vorstellbar ist."
Also eine ganz klare Stellungnahme des Investors, der Jürgen Klinsmann im Sommer ja überhaupt erst nach Berlin geholt hatte.
Was genau waren denn die Gründe für Klinsmanns plötzlichen Rückzug?
Der einzige Grund für den Rückzug war nach Aussage von Jürgen Klinsmann das Verhältnis zwischen ihm und dem sportlichen Geschäftsführer Michael Preetz:
"Es ging einfach um klare Kompetenzaufteilung und diese Kompetenzaufteilung haben wir nicht hinbekommen. Das betrifft in erster Linie natürlich mich und auch den Michael Preetz, weil man in Deutschland gewohnt ist, dass ein Manager auf der Ersatzbank sitzt, also quasi am Spielfeldrand, und sich dort mit einbringt. Ich war das nicht gewohnt, ich kenne das englische Modell wo der Manager nur einen Vorgesetzten hat. Und das ist der Chef des Clubs."
Und Michael Preetz hat heute zwar bestätigt, dass es immer wieder Differenzen zwischen Klinsmann und der Chefetage gegeben hat, was die Aufgabenbereiche eines Cheftrainers betrifft, "allerdings dass ich auf der Bank sitze und engagiert an der Seitenlinie auftauche sind keine Dinge, die wir jemals miteinander besprochen haben. Und das ist das, was ich meinte: Wenn möglicherweise Problemfelder auftreten und Konfliktsituationen da sind, dann bin ich es gewohnt, dass man die miteinander thematisiert und bespricht und versucht zu lösen. Das kann man nicht, wenn man sich umdreht und davonläuft."
Wie geht es jetzt weiter?
Jetzt soll erst einmal Co-Trainer Alexander Nouri übernehmen und versuchen, die Mannschaft zu stabilisieren. Das ist auch bitter nötig: In den nächsten vier Bundesliga-Spielen geht es gegen vier direkte Konkurrenten im Abstiegskampf: Am Samstag spielt die Hertha beim Tabellenletzten SC Paderborn. Der Rücktritt von Jürgen Klinsmann kommt also in vielerlei Hinsicht zum ungünstigsten Zeitpunkt für die Hertha.