Multi-Club-Ownership
Hertha-Investor 777 Partners greift nach europäischem Fußball

Seit März ist die Investmentfirma 777 Partners an Hertha BSC beteiligt. Zugleich wollen die Macher um Josh Wander beim englischen Erstligisten Everton einsteigen – sie besitzen auch schon andere Vereine. Doch es bleiben Zweifel am Geschäftsmodell.

Von Constantin Eckner |
    Vereinspräsident Kay Bernstein, Investor Joshua Wander und Geschäftsführer Thomas E. Herrich präsentieren bei einer Pressekonferenz das Trikot mit der Aufschrift "Hertha BSC 777".
    Im März 2023 hat der deutsche Fußball-Zweitligist Hertha BSC mit der Investmentfirma 777 Partners, die von Joshua Wander (Mitte) geführt wird, eine "strategische Partnerschaft" vereinbart. (IMAGO / Matthias Koch / IMAGO / Sebastian Räppold / Matthias Koch)
    Vor drei Jahren war 777 Partners noch ein recht unbeschriebenes Blatt im europäischen Fußball. Damals war die Investmentfirma lediglich Minderheitseigentümer des FC Sevilla (Spanien). Ab September 2021 ging es dann Schlag auf Schlag: die Übernahmen von Genoa CFC (Italien), Standard Liège (Belgien) und Red Star FC (Frankreich) sowie der Einstieg bei Hertha BSC, damals noch Bundesligist, mittlerweile zweitklassig.
    Jetzt will das Unternehmen im Rahmen seiner Multi-Club-Ownership-Strategie den englischen Traditionsklub Everton kaufen. Doch die Übernahme zieht sich. Obwohl sich 777 Partners und Eigentümer Farhad Moshiri über einen Kauf von Moshiris Anteilen an Everton seit September einig sind.

    Sportökonom Breuer: 777-Geschäftsmodell kaum zu verstehen

    Der Grund dafür ist, dass die englische Premier League und die Finanzmarktaufsicht die Übernahme genehmigen müssen. Zuletzt kamen Zweifel an der Liquidität der in Miami (USA) beheimateten Firma auf. Im Oktober hat das Portal "Josimar" berichtet, dass 777 Partners nur mit der Unterstützung des Versicherers A-Cap in der Lage wäre, die eigenen Ausgaben zu decken – und dass Mieten und Gehälter nicht immer pünktlich gezahlt wurden. Die Anleihen wurden zu Zinsraten von bis zu 20 Prozent aufgenommen. Das wirft Fragen auf, wie dieses Geld wieder eingeworben werden soll.
    Josh Wander, Mitbegründer von Goodison Park 777 Partners, schüttelt Everton-Mehrheitsaktionär Farhad Moshiri nach dem Spiel der vierten Runde des Carabao Cups im Goodison Park in Liverpool die Hand.
    Die Übernahme des FC Everton durch 777 Partners hängt in der Schwebe. Hier schüttelt Josh Wander, Mitbegründer von 777 Partners, Everton-Klubbesitzer Farhad Moshiri die Hand. (IMAGO / PA Images / IMAGO / Peter Byrne)
    "Unter einer ökonomischen Ratio betrachtet versteht man das Geschäftsmodell von 777 Partners nicht ohne Weiteres – oder gar nicht", sagt Christoph Breuer, Sportökonom von der Deutschen Sporthochschule Köln. "Ich selbst bin durchaus immer wieder überrascht, welche Investmentgesellschaften und MCOs, also Multi-Club-Ownerships, sich in der Welt des Fußballs tummeln. Ganz viele davon haben eben kein nachvollziehbares Geschäftsmodell."
    Im November stufte die Ratingagentur AM Best die finanzielle Stärke und Kreditwürdigkeit von 777 Partners herab. Die Investmentfirma erwartet derweil bis Ende des Jahres 2023 eine Entscheidung der Premier League. Andernfalls würde 777 Partners eventuell Everton nicht weiter unterstützen – Everton hat bereits über 100 Millionen Britische Pfund als Anleihen erhalten.

    Was erhofft sich der Investor vom Besitz mehrerer Fußballklubs?

    Johannes Spors, der Sportdirektor von 777 Partners, bezeichnete Everton in einem Interview mit der britischen Zeitung "The Telegraph" als "fehlendes Teil in der Gruppe." Künftig möchte das Unternehmen Synergieeffekte zwischen den Klubs schaffen, einen globalen Talentepool entwickeln – und man hofft zugleich auf steigende Medienrechteerlöse.
    Doch zuvor muss weiteres Geld investiert werden. Laut britischen Medienberichten würde die Übernahme von Everton ein Volumen von 500 Millionen Pfund haben. Das Risiko, eine finanzielle Bruchlandung zu erleiden, ist erheblich. Spors sagte gegenüber dem "kicker", dass ein Eigentümerwechsel immer auch wirtschaftliche Probleme mit sich bringe, aber die habe 777 immer gelöst.

    Everton-Plan wird auch von anderen Klubs beäugt

    Alarmbereitschaft scheint bei Hertha BSC ob des möglichen Erwerbs von Everton noch nicht zu bestehen. "Und trotzdem ist es Thema", sagt Journalist und Hertha-Experte Marc Schwitzky.
    Er betont: "Also nicht alle interessieren sich dafür, würde ich behaupten, sondern gucken schon sehr darauf, wie es Hertha aktuell geht. Aber ein kleiner Teil interessiert sich natürlich dafür und schaut, ob es da eventuelle Gefahren gibt. Denn dieses Investment ist ja wieder ein sehr finanzkräftiges und jedes Investment kann ja dazu führen, dass sich der Investor verhebt. Und das hätte natürlich dann auch Auswirkungen auf alle anderen Investments."

    Pünktliche Zahlungen an Hertha BSC

    Die dritte Tranche von 20 Millionen Euro wurde von 777 Partners im Oktober pünktlich an Hertha überwiesen. Damit sind bereits über 50 der zugesagten 100 Millionen Euro geflossen. "777 spielte damit auch schon in der Lizenzerteilung vor Saisonbeginn eine maßgebliche Rolle. Ohne diese Investition, ohne diese Tranchen, wäre die DFL-Lizenz wohl nicht möglich gewesen", erklärt Schwitzky.
    Der Journalist und Hertha-Experte fügt an: "Allerdings, das muss ich betonen, ist es eben nicht so, dass 777 mal eben Geld überweist und alles ist gut. Sie erwarten sehr ausdrücklich, dass Hertha neben den vereinbarten Tranchen wirtschaftlich wirklich alles unternimmt, wieder auf die richtige Bahn zu kommen".
    Der Erfolgsdruck für 777 Partners, die seit kurzem viel Aufmerksamkeit im internationalen Fußball erregen, ist aufgrund der hohen Investments und hochverzinsten Anleihen enorm.