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Herz und Hände

Fritz Lang drehte den Film "Metropolis" nach dem gleichnamigen Roman seiner Frau Thea von Harbou, die dann auch beim Drehbuch mitwirkte. Der Hörspielautor Michael Farin, dessen "Metropolis"-Bearbeitung zum Hörspiel des Jahres 2002 gekürt wurde, gibt Auskunft:

Von Frank Olbert |
    Frank Olbert: Herr Farin, was hat Sie an dem Stoff gereizt?

    Mich hat diese Mischung interessiert. Auf der einen Seite entwirft Fritz Lang ein großes futuristisches Bild. Er hatte 1924 in New York die Wolkenkratzer und die zukünftige Gesellschaft erlebt. Auf der anderen Seite steht - wenn man es negativ formuliert - die Gartenlaubenromantik, diese großen echten Gefühle, die aber dann sehr schnell zum Klischee ausarten können, wenn man sie zu groß ausmalt. Diese Mischung aus einer modernen, ganz gespannten Gesellschaft, die eine neue Menschheitsentwicklung einleitet, und dem Rückgriff auf die sogenannten "alten" Gefühle wie Liebe, Eifersucht, Neid platzt derart spannend aufeinander in diesem Film, dass ich dachte, da könnte man etwas draus machen.

    Frank Olbert: "Mittler zwischen Hirn und Händen muss das Herz sein" - das ist so eine Art Motto, das Thea von Harbou ihrem Buch voranstellt. Siegfried Kracauer hat im Jahr 1946 dazu gesagt, dass die Forderung, das Herz solle Mittler zwischen Hirn und Händen sein, auch von Goebbels hätte stammen können. Wie sehen Sie denn die Verbindung des "Metropolis"-Stoffes zu Parolen der Nationalsozialisten?

    Unbewusst, glaube ich, ist das in der ganzen Zusammenarbeit zwischen Thea von Harbou und Fritz Lang vorgekommen. Man sieht es daran, dass Thea von Harbou nach ihrer Trennung von Lang für Veit Harland Bücher schrieb und Fritz Lang in die Emigration ging. Man hat aber auch schon 1927 in einer zeitgenössischen Kritik diese eigenartige Form von bürgerlicher Weltsicht, die dann in einen rechtsradikalen, alt-nationalen Zusammenhang hineinglitt, erkannt.