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Hessens Wissenschaftspolitik
Enttäuschung über Goethe-Uni beim Exzellenzwettbewerb

Das hessische Ergebnis in der ersten Phase des Exzellenzwettbewerbs ist enttäuschend, viele Anträge haben die erste Hürde nicht geschafft. Die Frankfurter Goethe-Universität kann bereits jetzt die begehrte Auszeichnung "Exzellenz-Uni" nicht mehr erreichen.

Von Ludger Fittkau |
    Die Universität in Frankfurt am Main
    Die Frankfurter Goethe-Universität brachte von neun eingereichten Anträgen nur einen über die erste Hürde (picture-alliance / dpa / Frank Rumpenhorst)
    Der hessische Wissenschaftsminister Boris Rhein (CDU) versucht gar nicht erst, das hessische Ergebnis in der ersten Phase des aktuellen Exzellenzwettbewerbs des Bundes schönzureden:
    "Insgesamt ist das Abschneiden Hessens enttäuschend. Ich bin besonders enttäuscht über das Frankfurter Abschneiden."
    Die Frankfurter Goethe-Universität brachte von neun eingereichten Anträgen nur einen über die erste Hürde, damit kann sie die begehrte Auszeichnung "Exzellenz-Uni" in dieser Antragsrunde nicht mehr erreichen. Von einem möglichen Rücktritt der Uni-Präsidentin war kurzzeitig die Rede. Karin Wolff, wissenschaftspolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion in Wiesbaden:
    "Das muss die Uni in Frankfurt analysieren, ob die Verbundstrukturen noch nicht hinreichend ausgebaut waren. Oder die interne Fokussierung. Das wird auch die Goethe-Uni sehr gewissenhaft machen, denn die ärgern sich am meisten."
    Diesmal Verbundanträge gefragt
    Die SPD-Opposition will jedoch auch das CDU-geführte Wissenschaftsministerium nicht aus der Verantwortung lassen. Offenbar habe die Unterstützung bei der Antragsformulierung gefehlt, so Gernot Grumbach, wissenschaftspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. Denn die Autonomie der Universitäten Frankfurter am Main und TU Darmstadt bedeute nicht, die Unileitungen mit ihrem Antragsstress alleine zu lassen:
    "Nein, das ist schon immer ein Kooperationsverhältnis, wo die Unterstützung aus dem Ministerium kommen muss. Und die kommt in manchen Fällen und die kommt in manchen Fällen nicht, aber es ist eher erratisch als geplant."
    Das Ministerium hätte den Rhein-Main-Unis Darmstadt, Frankfurt und Mainz wohl auch klarer machen müssen, das diesmal besonders Verbundprojekte gefragt gewesen waren, ist in Wiesbaden zu hören. Fakt ist, dass im Rhein-Main-Raum deutlich weniger Verbundanträge abgegeben wurden als etwa in München oder Berlin.
    Janine Wissler, die Fraktionsvorsitzende der Linken im hessischen Landtag und stellvertretende Bundesvorsitzende ihrer Partei, sieht jedoch die zeitlich befristete Exzellenzinitiative grundsätzlich kritischer als die schwarz-grüne Landesregierung in Wiesbaden:
    "Ich bin der Meinung, dass die Hochschulen nicht unheimlich viel Energie darauf verwenden sollen, Anträge zu stellen. Sondern dass es eine verlässliche, eine langfristige Finanzierung sowohl für die Lehre, als auch für die Forschung geben muss. Weil dadurch zum Beispiel auch Arbeitsverhältnisse langfristig gestaltet werden können und man nicht nur kurzfristig Projekte bewilligt bekommt. Von daher sehen wir das grundsätzlich sehr kritisch, die Exzellenzinitiative sowohl auf Bundesebene als auch auf der Landesebene und wünschen uns eine gut durchfinanzierte Hochschule in der Breite."
    "Die normativen Ordnungen sind etwas einzigartiges"
    Denn im Rahmen der zeitlich befristeten Exzellenzstrategie wird auch das bisher in Frankfurt bestehende geistes- und sozialwissenschaftliche Cluster "Normative Orders", das sich etwa mit den Auswirkungen der Globalisierung auf Gerechtigkeitsvorstellungen heutiger Gesellschaften beschäftigt, nicht mehr weitergefördert. Für den zuständigen Minister Boris Rhein sowie für den SPD-Abgeordneten Gernot Grumbach, ist das völlig unverständlich:
    Grumbach: "Weil das Institut in Deutschland so herausragend ist, dass man da nicht ganz klar ist, unter welchen Kriterien das eigentlich zu beurteilen ist."
    Rhein: "Die normativen Ordnungen sind etwas Einzigartiges, das gibt es nicht noch einmal. Und insoweit muss man sich sehr genau anschauen, woran es gelegen hat. Ich will mich sehr klar hinter die Beteiligten stellen, die leisten eine großartige Arbeit, und das Land Hessen wird sie weiter unterstützen."
    Von einzelnen Mitgliedern des Senates der Goethe-Uni Frankfurt am Main war öffentlich darüber spekuliert worden, dass die Entscheidung gegen die Weiterförderung des Exzellenzclusters politische Gründe haben könnte. Daniel May, der bildungspolitischer Sprecher der grünen Landtagsfraktion, hält das für sehr unwahrscheinlich:
    "Ich kann mir nicht vorstellen, dass solche eher politisch motivierten und eher einseitig motivierten Vorstellungen letztendlich zu Entscheidungen geführt haben. Ich glaube, wir sind alle gut beraten, zwei Schritte Abstand zu nehmen und dann zu überlegen: Woran hat es gelegen und was können wir besser machen."