Rassistischer Anschlag von Hanau
Bundespräsident Steinmeier: "Angriff auf die offene Gesellschaft und die liberale Demokratie"

Vor fünf Jahren wurden in Hanau neun junge Menschen erschossen. Zum Jahrestag der rassistisch motivierten Morde hat Bundespräsident Steinmeier dazu aufgerufen, entschlossen gegen jede Form von Menschenfeindlichkeit einzutreten.

    Bundespräsident Steinmeier spricht während der Gedenkzeremonie, er steht hinter einem Rednerpult.
    Bundespräsident Steinmeier ruft dazu auf, entschlossen gegen jede Form von Menschenfeindlichkeit einzutreten. (AFP / KIRILL KUDRYAVTSEV)
    Steinmeier sagte auf einer Gedenkveranstaltung in Hanau, es sei "an uns, für ein gutes Miteinander zu sorgen, jeden Tag und immer wieder aufs Neue". Die Tat vor fünf Jahren sei ein Anschlag auf die offene Gesellschaft und die liberale Demokratie gewesen. Der Bundespräsident betonte, zur Vorgeschichte der Tat gehörten Ressentiments gegen Muslime, Juden, Sinti und Roma sowie im Internet verbreiteter Hass. Dieser ziele darauf ab, das gesellschaftliche Klima zu vergiften.
    Hessens Ministerpräsident Rhein erklärte, der Anschlag habe vor Augen geführt, wie wichtig es sei, sich gegen Rassismus, Antisemitismus und jede Form von Diskriminierung zu stellen.

    Bundeskanzler Scholz: "Rassistischem Hass entgegentreten"

    Bundeskanzler Scholz rief anlässlich des Jahrestags dazu auf, rassistischem Hass entgegenzutreten. Jeder Einzelne könne im Alltag ein Zeichen für mehr Mitmenschlichkeit setzen. Die unabhängige Antidiskriminierungsbeauftragte des Bundes, Ataman, sagte im Deutschlandfunk, gerade der aktuelle Wahlkampf löse bei den Angehörigen der Opfer von Hanau große Ängste aus. In der Politik gebe es einen negativen Diskurs nach dem Motto: "weniger Migranten, weniger Probleme". Die kommende Bundesregierung müsse daher endlich einen nationalen Plan gegen Diskriminierung und Rassismus beschließen und umsetzen, forderte Ataman.
    Zudem gebe es bei den Betroffenen die Befürchtung, dass nach dem fünften Jahrestag die Aufmerksamkeit der Gesellschaft für den Anschlag und seine Folgen nachlassen könnte, erklärte Ataman. Momentan sei noch viel Solidarität zu spüren. Es sei den Menschen in Hanau zu wünschen, dass dies anhalte.

    Mehr als 5.000 bei Gedenkmarsch in Berlin für die Hanau-Opfer

    In Berlin erinnerten am Abend nach Polizeiangaben mehr als 5.000 Menschen in einem Gedenkmarsch an die Opfer des Anschlags.
    Am 19. Februar 2020 hatte ein 43-jähriger Mann in Hanau neun Menschen mit Migrationshintergrund sowie seine Mutter und sich selbst getötet. Zuvor hatte er sich unter anderem im Internet rassistisch geäußert. Ende Dezember 2021 stellte die Bundesanwaltschaft ihre Ermittlungen zu dem Anschlag ein. Es gebe keine Anhaltspunkte für Mittäter, Anstifter, Gehilfen oder Mitwisser des Attentäters, erklärte die Behörde damals. Der Vater des Attentäters wurde bereits mehrfach wegen Bedrohung und Beleidigung von Überlebenden und Hinterbliebenen zu Geldstrafen verurteilt.
    Diese Nachricht wurde am 19.02.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.