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Higgs hilft nicht weiter

Zu den großen wissenschaftlichen Ereignissen des vergangenen Jahres gehörte die Entdeckung des Higgs-Teilchens. Die Forscherteams am LHC-Beschleuniger in Genf hatten das bis dahin hypothetische Teilchen aufgespürt, das allen Bausteinen der Natur ihre Masse verleiht.

Von Dirk Lorenzen |
    Doch der anfängliche Jubel ist längst einer gewissen Ernüchterung gewichen. Die Higgs-Entdeckung hilft den Forschern bisher nicht entscheidend weiter.

    Denn alle bisherigen Daten deuten daraufhin, dass sich das neue Teilchen fast exakt so verhält, wie es das Standardmodell der Elementarteilchenphysiker vorhersagt.

    So kurios es klingen mag: Für die Wissenschaftler ist das sehr ärgerlich. Denn sie wissen längst, dass das Standardmodell nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Es lässt keinen Raum für die Dunkle Materie, die offenbar große Teile des Kosmos dominiert - und es lässt nicht zu, die Quantenwelt des ganz Kleinen mit der Welt des ganz Großen zu vereinen.

    Die Forscher am CERN hoffen, dass das Verhalten des Higgs-Teilchens ihnen einen neuen Ansatz liefert, die bestehenden Modelle zu erweitern. Doch bisher zeichnet sich so etwas nicht ab.

    Im Gegenteil: Die so beliebte Supersymmetrie, die viele Probleme lösen sollte, erscheint mittlerweile immer unwahrscheinlicher. So faszinierend es war, dass der LHC-Beschleuniger tatsächlich das Higgs aufspüren konnte - für die Forscher war es womöglich ein Pyrrhussieg.

    Noch so eine wenig ergiebige Entdeckung und sie sind verloren - jedenfalls suchen sie derzeit händeringend nach weiteren Hinweisen, wie unser Universum wirklich aufgebaut sein könnte.

    Bericht zu offenen Fragen nach der Higgs-Entdeckung

    Der LHC-Beschleuniger am CERN in Genf