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Hightech in Brandenburger LPG-Garage

Eine Brandenburger Firma bringt derzeit das passende Auto für die aktuellen Benzinpreise auf den Markt. Es soll nur knapp 2,5 Liter auf 100 Kilometern verbrauchen und sehr effizient sein. Darin steckt das Ergebnis von sieben Jahren Tüftelei sowie Geld und Know-how, das die Maschinenbauer mit der Konstruktion von Windkraftanlagen erworben haben. Am Freitag wird - mit dem ersten fertig produzierten Wagen - die Produktionslinie des kleinen Flitzers eröffnet. 100 Exemplare sollen im Jahr produziert werden und drei sind auch schon bestellt.

Von Michael Fuhs |
    Schnell, komfortabel und trotzdem sparsam, geht das? Christian Wenger-Rosenau von der Jetcar Zukunftsfahrzeug GmbH sagt ja. Nur sei im Automobilbau bisher noch recht wenig dafür getan worden. Selbst viele Autos, die mit relativ wenig Sprit auskommen, nutzen die Energie schlecht aus. Sie sind zwar sparsam, haben dabei aber auch schlechte Fahrleistungen. Das soll beim Jetcar 2,5 anders sein. Silbermetallic, windschnittig, tiefer gelegt, damit erinnert sein Äußeres an ein Flugzeug. Und auch der Fahrer soll dieses Gefühl haben.

    Der Jetcar fährt 160, 165 etwa, Höchstgeschwindigkeit und befördert zwei Personen. Das Auto hat einen Kofferraum, der nicht sehr groß ist, aber der reicht für zwei Personen. Man kann im Supermarkt einkaufen, hier passt ein Kasten Bier oder Wasser rein, und man kann hier mehrere Koffer reinstellen, zirka 180 Liter.

    Und das bei 2,5 bis drei Liter Verbrauch auf 100 Kilometer. Christian Wenger-Rosenau und seine sechs Mitarbeiter schrauben den Spar-Flitzer in vier ehemaligen Werkzeughallen einer brandenburgischen LPG zusammen, auf einem Dorf etwa 80 Kilometer nordwestlich von Berlin. Ihr Konzept für hohe Effizienz: ein kleiner Luftwiderstand, eine leichte Karosserie und ein guter Motor. Das scheint nicht neu, doch die Brandenburger Tüftler setzen es konsequent um:

    Hier ist die Plastewerkstatt, wo wir die Karosserieteile fertigen. Die Form ist entstanden aus einem Rumpf vom Segelflugzeug. In der Mitte ist noch dieser Flugzeugrumpf, mit der stark gewölbten Frontscheibe, den gewölbten Seitenschieben und hinten wieder flach auslaufend, so dass der Luftstrom nicht abreißt. Man muss sich vorstellen, da sitzen zwei Leute hintereinander, sehr aerodynamisch.

    Da die zwei Sitze hintereinander angeordnet sind, ist die Stirnfläche, bis auf die vorne und hinten ausladenden Räder und Kotflügel, ziemlich klein, und deshalb auch der Luftwiderstand. Die Ingenieure haben im Windkanal so lange daran gefeilt, geformt und gespachtelt, bis er minimal wurde. Von diesem Prototypen wurde quasi ein Abdruck genommen, eine Negativform.

    Diese Form steht im hinteren Teil der Fabrikhalle. Sie sieht aus, wie ein auf den Kopf gestelltes Auto von innen. Mehrere Lagen Fasergewebe werden hineingelegt und mit Kleber bestrichen. Wenn er getrocknet ist, wird die Karosserie herausgenommen, bei 60 Grad in einem Ofen gehärtet und auf den Stahlrahmen geschraubt. Er ist rechteckig, verbindet die Radaufhängungen und gibt dem ganzen die nötige Festigkeit, und das bei nur 700 Kilo Gewicht. Da braucht man nicht viel PS.

    Das ist ein kleiner Dieselmotor, drei Zylinder, 800 Kubik mit 40 PS, das Auto ist also recht schwach motorisiert, der Motor ist auf der Höhe der Zeit, Turbolader und eben hocheffizient. Wir können mit Biodiesel fahren im Moment, und wollen später umbauen, dass er auch mit Rapsöl fahren kann. Dann ist es das effizienteste Fahrzeug, was es gibt.

    Effizienz ist eines von Christian Wenger-Rosenaus Lieblingsworten. Nicht der Kraftstoffverbrauch alleine ist entscheidend, sondern wie gut die Energieressourcen in die gewünschte Mobilität umgesetzt werden. Genau das ist die Stärke und vielleicht auch der Haken des Jetcar.

    Man muss das wissen, für was man es braucht. Wir sehen eigentlich nur den Einsatzweck als zusätzlichen Wagen zu einem größeren, dass man sagen kann, ich fahr alleine oder zu zweit und da fahre ich mit dem kleinen.

    Oder eben umweltbewusster Liebhaber sein, der den Preis von zirka 40.000 Euro für die mühevolle Handarbeit nicht scheut.