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Hightech in der Fabrik
Schutzhelm mit Datenbrille verbessert Arbeitsschutz

Ein Job im Stahlwerk ist gefährlich, die Arbeiter tragen deshalb Schutzkleidung. Forscher der Westsächsischen Hochschule Zwickau wollen einen Schritt weiter gehen: Sie haben einen Schutzhelm mit Datenbrille für den Einsatz in gefährlichen Umgebungen entwickelt. Präsentiert wird der Hightech-Helm auf der Cebit in Hannover.

Von Jan Rähm |
    Ein Mitarbeiter der Salzgitter AG steht am im Stahlwerk Salzgitter vor dem Hochofen.
    Ein Mitarbeiter eines Stahlwerks vor einem Hochofen. (picture alliance / dpa / Jochen Lübke)
    150 Gramm sollen das Leben der Arbeiter sicherer machen, die in den Stahlwerken in Salzgitter Roheisen veredeln. Dort wird derzeit ein Aufsatz für handelsübliche Schutzhelme erprobt.
    "Wenn man sich in einem Stahlwerk einen Mitarbeiter anschaut, der zum Beispiel am Hochofen arbeitet. Der hat einen richtig dicken Kittel, also eine richtig dicke Hitzeschutzschicht muss der sich anziehen, damit er die hohen Temperaturen aushält, dicke Handschuhe, er hat den Helm, er hat eine Schutzbrille auf."
    Arbeiter eingeschränkt durch Schutzausrüstung
    Rigo Herold erklärt, wie die bisherige Schutzkleidung in so einem Stahlwerk aussieht. Das Problem, so der Elektrotechnik-Professor an der Westsächsische Hochschule Zwickau: Der Arbeiter ist ziemlich stark eingeschränkt durch die Schutzausrüstung.
    "Wenn man den vor Gefahren warnen möchte, dann hat man ja das Problem, wie warne ich den vor den Gefahren. Man kann da, weil es laut ist, keine Warnsignale aussenden. Eine Art Vibrationsalarm ist auch nur mäßig einsetzbar, weil man das durch diesen dicken Kittel gar nicht merken würde. Wir haben daher die Idee gehabt, das einzig sinnvolle ist, dass man vor dem Auge eine visuelle Meldung darstellt, wo man eben diesen Mitarbeiter mit seiner Arbeitskleidung dort eigentlich warnen kann sinnvoll."
    Gewicht soll Helmträger nicht belasten
    Die Forscher aus Sachsen wollten aber keinen neuen Helm bauen, sondern wenn möglich die üblichen Helme mit einer Erweiterung verbessern. Heraus kam eine Art Ring, im Durchmesser so groß wie der Helmumfang. Links und rechts hängen kleine Quader. Aus einem wächst ein metallener Glieder-Arm, ein sogenannter Schwanenhals, der vorn einen kleinen Zylinder mit dem optischen Modul trägt.
    "Die Datenbrille beinhaltet unter anderem dieses Optikmodul, wo ich die virtuelle Information anzeigen kann. Dann elektronische Komponenten also inklusive Akku, dass ich eben mobil bin, und einem Empfänger für Bluetooth, ähnlich wie man das bei Smartphones mit den Headsets kennt, wo ich die Information, die angezeigt werden soll, per Funk empfangen kann."
    Die Optik störe laut ersten Tests nicht das Sichtfeld und lenke nicht ab. Auch die Beweglichkeit des Arbeiters werde nicht eingeschränkt. Und dank austarierter 150 Gramm belaste das zusätzliche Gewicht den Helmträger kaum.
    "Das muss man sich wie eine Art Waage vorstellen. Das heißt, ich habe zwar etwas mehr Gewicht, aber der Helm ist jetzt nicht unbequemer, weil der Helm ziemlich ausgeglichen ist von der Gewichtsverteilung her. Das heißt, dadurch zieht es nicht irgendwie nach vorn oder nach hinten."
    Gefährliche Arbeitsplätze sicherer machen
    Wenn der Arbeiter dann mit dem so aufgerüsteten Helm im Stahlwerk unterwegs ist, werden ihm immer dann Warnungen eingeblendet, wenn es für ihn brenzlig werden könnte. Rigo Herold beschreibt so eine Situation:
    "Zum Beispiel: Über einem Mitarbeiter im Stahlwerk schwebt ein Kran. Er sieht es eigentlich gar nicht sofort. Und er kriegt dann angezeigt: Über dir schwebt jetzt eine Last. Das ist eine Gefahr und ich soll zur Seite gehen."
    Außer den Warnungen können auch Hinweise oder Arbeitsanweisungen eingeblendet werden. Zudem kann sich eine Zentrale mit Ton und Video über den Aufsatz an den Arbeiter wenden. Wie sich diese "Schutzhelm Datenbrille" in der Praxis bewährt, wird aktuell mit verschiedenen Prototypen einem Stahlwerk in Salzgitter erprobt. Klappt alles wie geplant, geht der Helmaufsatz in die Serienproduktion und soll auch andere gefährliche Arbeitsplätze sicherer machen.