Wie es dazu kam, erzählt die 15-Jährige, die aus Saudi-Arabien stammt, in diesen Tagen oft. Sie habe sich bei WhatsApp mit Freundinnen unterhalten. Ihre Namen hätten in dem Chat aber keine Rolle gespielt: Vielmehr habe sich jede ein Emoji ausgesucht – also eines jener Piktogramme, die zu Hunderten auf Smartphones zu finden sind - von Smileys bis Pizza ist fast alles dabei. Nur Rayouf fand keines, das ihr zusagte, denn ein Emoji mit Kopftuch gibt es nicht. Bis jetzt.
Bei Snapchat sei sie vor ein paar Wochen darauf gestoßen, wie man selbst ein solches Symbol gestalten könne, erzählt Rayouf der britischen BBC. Noch am selben Abend macht sich die Schülerin an die Arbeit, nach anderthalb Stunden steht der Entwurf. Mittlerweile – und ein wenig Feinschliff weiter - ist er auf dem besten Weg zum Unicode-Konsortium, der gemeinnützigen Organisation, der sich praktisch alle großen Software-Unternehmen angeschlossen haben und die über neue Emojis wacht.
In Chats ersetzen die Symbole – insbesondere unter Jugendlichen - oft ganze Sätze. Das britische "Oxford Dictionary", das in puncto Glaubwürdigkeit etwa auf gleicher Höhe wie der Duden rangiert, erhob sogar die Umschreibung eines Emojis zum "Wort des Jahres 2015", das "Gesicht mit Freudentränen". In seiner Begründung hob die Jury hervor, Emojis stellten eine nuancierte Form der Kommunikation dar – und eine, die Sprachgrenzen überschreitet.
"Die Menschen wollen sich in Emojis wiedererkennen"
Rayouf Alhumedhi argumentiert ähnlich. "Ich wollte etwas entwerfen, das nicht nur mich symbolisiert, sondern mit mir Millionen von Frauen in der ganzen Welt, die stolz darauf sind, Kopftuch zu tragen", sagt sie. Außerdem hätten Emojis in der letzten Zeit einen wahren Boom erlebt, fügt die 15-Jährige an - gerade, seit es bei den Smileys etwa die Möglichkeit gebe, zwischen verschiedenen Hauttönen zu wählen.
Tatsächlich haben inzwischen fast alle Software-Unternehmen ihr Emoji-Lexikon erweitert, auch um die Darstellung gleichgeschlechtlicher Paare und Symbole für Frauen in sogenannten Männerberufen und umgekehrt. "Wir begrüßen diesen Prozess der Diversifizierung", heißt es in dem offiziellen Antrag an Unicode, in dem Rayouf Alhumedhi als Hauptautorin fungiert. "Aber damit sollte noch nicht Schluss sein." Auch Frauen mit Kopftuch trügen zur Vielfalt der Welt bei.
"Die Menschen wollen sich in den Emojis wiedererkennen", glaubt Alhumedhi. Ihr virtueller Hidschab ist – ähnlich wie in der Realität – wie ein Kleidungsstück konzipiert, das man anderen Emojis, etwa einem lachenden Gesicht, sozusagen anziehen kann. Wie lange es dauert, bis sie als Hidschab-Emoji mit ihren Freundinnen chatten kann, weiß sie aber noch nicht. Zurzeit laufen die letzten Arbeiten an dem Entwurf, im November steht ein wichtiger Prüfungstermin an. Läuft alles glatt, könnten die Software-Unternehmen das Hidschab-Emoji noch in diesem Jahr in ihr Portfolio aufnehmen.