Wie die bayerische FDP am Freitag bekannt gab, starb die frühere Staatsministerin im Auswärtigen Amt bereits am Donnerstag. FDP-Landeschef Albert Duin würdigte sie als "große liberale Persönlichkeit".
Ihre Karriere begann Hildegard Hamm-Brücher in der Kommunalpolitik: Im Jahr 1948 wurde sie Stadträtin in München, später Landtagsabgeordnete in Bayern, schließlich Staatssekretärin im hessischen Kultusministerium. In der Regierungszeit von Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) war sie Staatssekretärin im Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft und während Helmut Schmidts (SPD) Kanzlerjahren die erste Staatsministerin im Auswärtigen Amt in Bonn. Nach Unstimmigkeiten mit den Parteikollegen und einer politischen Pause kandidierte die FDP-Politikerin 1994 dann für das Bundespräsidentenamt.
Abkehr von der FDP nach mehr als 50 Jahren
2002 trat sie nach 54 Jahren Mitgliedschaft aus der FDP aus - unter anderem wegen antisemitischer Äußerungen des damaligen Parteivizes Jürgen Möllemann. "Meine Entscheidung, die mir sehr schwer gefallen ist, basiert auf der Einsicht, dass ich meine persönlichen und politischen Grundwerte in der heutigen FDP nicht mehr ausreichend vertreten kann und gewährleistet sehe", heißt es im Austrittsschreiben Hamm-Brüchers an den damaligen FDP-Bundesvorsitzenden Guido Westerwelle.
Jugend im Zweiten Weltkrieg
Als Hildegard Brücher wurde sie 1921 in Essen geboren, als drittes von fünf Geschwistern. Schon mit elf Jahren wurde sie Vollwaise. Sei wuchs in Dresden bei ihrer jüdischen Großmutter auf, besuchte später das Internat in Salem und machte in Konstanz ihr Abitur. In den Kriegsjahren 1940 bis 1945 studierte sie Chemie in München. Damals musste erlebten, wie sich ihre jüdische Großmutter aus Angst vor der Deportation in das Konzentrationslager Theresienstadt das Leben nahm. Ihr Doktorvater schützte und förderte sie, obwohl sie nach den Rassengesetzen als "Halb-Jüdin" galt.
"Politikerin der Freiheit"
Kurz vor ihrem 24. Geburtstag endete der Zweite Weltkrieg - das in dieser Zeit Geschehene und Erlebte sah Hildegard Hamm-Brücher stets als Lebensauftrag für ihre Zukunft an. "Ich empfinde mich als Politikerin der Freiheit, nach der Zeit der Unfreiheit, die ich ja als Kind und als junger Mensch erlebt habe", so hat sie es einmal formuliert. Eine Frage ließ Hamm-Brücher dabei nicht mehr los: "Wie bekommt man diesen schrecklichen Nazi-Bazillus aus Deutschland, aus den Köpfen wieder raus?" Schnell war ihr klar, dass die Antwort darauf nur Bildung, Kultur, politisches Engagement heißen konnte.
(gwi/sima)