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Hilfe für Bam!

Die Dresdner Studentin Yvonne Stephan und ihr Freund David Thummerer waren auf dem Landweg nach Indien unterwegs, als sie für ein paar Tage im Iran halt machten. Dort besuchten die beiden im Süden des Iran Bam, eine der ältesten Städte der Welt. In einem altem Gasthaus mit Doppelstockbetten verbrachten sie den zweiten Weihnachtsfeiertag. Als es Nacht wurde legten sie sich in die unteren Betten um zu schlafen. Doch wenig später begann die Erde unter ihnen zu beben. Yvonne Stephan :

Mark Michel | 12.02.2004
    Ich bin im Schlaf überrascht wurden, es hat übelst gedonnert und alles wackelte. Es ist auch sofort alles zusammen gebrochen. Bei mir war es halt so, dass ich zwar eingeklemmt war aber nicht so dass mich die Steine erdrückten, sondern ich konnte mich einfach nicht bewegen. Ich hatte so einen Hohlraum wo genau für meinen Körper Platz war. Es war halt so, dass ich die anderen gehört habe, aber so dass es klang, als ob sie gerade am Ersticken wären und ich wollte das nicht hören, das war so schlimm, dieses...ich hab mir dann die Ohren zugehalten.

    Dann musste die 26-jährige drei Stunden im Dunkeln ausharren und auf Hilfe warten.

    Naja, und dann hat jemand nach mir gegraben, und da habe ich dann aber ganz doll Panik gekriegt, weil ich dachte wenn sie jetzt irgendeinen Stein falsch anfassen, dass dann alles zusammenbricht. Und da bin ich dann wirklich in Panik geraten. Aber es ging alles gut. Und ich hatte immer ein Loch wo meine Hand rauskucken konnte, und als ich dann, also jemand hatte meine Hand gedrückt. Und das war so ein tolles Gefühl, da habe ich dann gedacht: jetzt wird alles gut.

    Auch David, Yvonne's Freund, überlebte das schwere Beben. Zwar leicht verletzt und mit gequetschten Beinen, aber ohne bleibende Schäden. Die relativ stabilen Doppelstockbetten aus Metall waren ihr großes Glück. Sie boten den einzigen Widerstand gegen die herunterstürzenden Lehmbrocken des Dachgeschosses.

    Ihre Rettung haben sie einem deutschen Touristen zu verdanken, Michael Runkel aus Nürnberg. Michael war unverletzt und zusammen mit einigen Iranern begann er sofort nach Yvonne und David in den Trümmern zu graben. Wenig später wurden die drei Deutschen dann in ein Krankenhaus nach Teheran gebracht. Die Zeit dort und die Erlebnisse in Bam schweißten die drei Deutschen zusammen. Man redete viel miteinander und wollte in Kontakt bleiben, um vielleicht später gemeinsam den Menschen in Bam zu helfen. Yvonne Stephan:

    Und als wir dann zurück in Deutschland waren, war unser erster Gedanke: wir suchen uns eine Organisation und rufen im Namen der Organisation für Spenden auf, weil wir wussten, dass die Medien auf uns zukommen werden. Und dass wir das einfach nutzen müssen, diese Präsenz, dieses Interesse an uns, um eben den Menschen hier bewusst zu machen, was da passiert ist, so dass jeder helfen soll. Als wir dann in Deutschland zurück waren, ist zwei Tage später der Michael aus Nürnberg nach Hause gekommen. Und er hat sofort eine Privatinitiative ins Leben gerufen und hat ein Spendenkonto eröffnet. Und wir haben dann gesagt, ok, dann rufen wir für dieses Spendenkonto auf und machen daraus ein eigenes Projekt.

    Seitdem sammeln die Drei eifrig Spenden, veranstalten Benefizaktionen und Dia-Vorträge über den Iran. Ihrem Projekt gaben sie den Namen: "Hilfe für Bam!". Mittlerweile nimmt Bam viel Platz in ihrem Alltag ein. David Thummerer:

    Ich sage einmal so, dass sechzig bis 70 Prozent des Tages beschäftigen wir uns eigentlich mit der Geschichte. Ob das Internet-Recherchen sind, Telefonate mit Leuten führen. Wir bekommen auch Feedback von Leuten die darüber erfahren haben und die interessiert sind uns zu helfen. Ja es ist schon sehr, sehr viel Arbeit, die wir uns im Moment da aufgehalst haben, aber es macht auch irgendwie Spaß.

    An die hunderttausend Euro haben sich schon auf dem Spendenkonto angesammelt. Mit dem Geld wollen die Drei am liebsten den Kindern von Bam helfen, die eines oder beide Elternteile verloren haben. Yvonne, Stephan und Michael stehen deshalb in regem Kontakt mit Menschen aus Bam und Teheran. Noch ist aber unklar, wann und wie sie ihr Geld in ein Projekt investieren. Zwar sind alle großen Hilfsorganisationen vor Ort, aber wirklich konkrete Projekte gibt es in Bam noch nicht. Denn bis jetzt ist nicht entschieden, ob Bam wieder aufgebaut werden soll. Yvonne Stephan zur derzeitigen Lage:

    Es ist so, dass in Bam Zelte verteilt wurden, und die Leute haben die Zelte nicht wie es gedacht war auf dem Zeltplatz gebaut, sondern direkt neben ihren ehemaligen Häusern. Weil sie eben Angst haben, dass das Haus geplündert wird, denn unter den Trümmern ist ihr ganzes Hab und Gut und sogar noch Familienangehörige. Dadurch ist es schwer zu kontrollieren, was die Leute brauchen, wer überhaupt in Bam ist.

    So warten die Drei noch eine Weile ab, um dann vielleicht bald mit einem konkreten Hilfsprojekt nach Bam zurückzukehren - um Danke zu sagen und zu helfen. Yvonne:

    Als wir zurück waren in Deutschland hatten wir so ein schlechtes Gewissen, dass wir jetzt wieder zurück sind in unserer heilen Welt. Wir haben eine warme Wohnung, wir haben Essen, wir haben Kleider. Und wir sind einfach zurück gekommen und können ganz normal weiterleben. Und die ersten Tage war es für uns so schlimm hier zu sein. Einfach, dass so anzunehmen das Glück. Mit dem Kopf war man immer noch in Bam... Und deshalb denken wir, jetzt mit unserer Arbeit, dass wir dass besser verarbeiten können und zum anderen was uns wichtig ist DANKE zu sagen.

    Hilfe für Bam!
    Spendenkonto Sparkasse Erlangen
    Kto. 414 5 222
    Blz. 76350000