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Hilfsgelder für Athen
Wo landen die Milliarden?

Die Finanzminister der Euro-Staaten beraten darüber, ob Griechenland neue Hilfsgelder erhalten soll. Eine Entscheidung wird voraussichtlich am 24. März getroffen. Im siebten Jahr der Griechenlandlandkrise stellt sich aber die Frage: Was ist eigentlich aus dem Geld der letzten zwei Hilfspaketen geworden?

Von Eric Graydon |
    Eine griechische Euro-Münze steht hochkant auf einer Landkarte Griechenlands.
    Lediglich fünf Prozent der bisherigen Hilfskredite flossen in die griechische Staatskasse. (dpa / Svancara Petr)
    Zurzeit befinden wir uns im dritten griechischen Hilfspaket. Aus den ersten beiden sind insgesamt knapp 216 Milliarden Euro nach Griechenland geflossen. Eine ganze Menge Geld. Das findet auch Jörg Rocholl, der Präsident der European School of Management and Technology hier in Berlin. Er und ein Kollege haben ganz genau analysiert, wo das Geld aus diesen Hilfspaketen eigentlich hingeflossen ist und bei dieser Frage, wie viel davon wirklich im griechischen Staatshaushalt landet, kamen sie zu einem ernüchternden Ergebnis: Nicht sonderlich viel, sagt Rocholl: "Wenn man sich die gesamten Hilfsmilliarden von 216 Milliarden anschaut, dann stellt man fest, dass man bei den Ausgaben im Wesentlichen die bisherigen Gläubiger bedient hat, dass man die Zinsen für die bisherigen Gläubiger bedient hat, dass man Banken rekapitalisiert hat in Griechenland. Der wesentlich geringere Teil, etwa fünf Prozent oder zehn Milliarden dieses gesamten Programms, sind wirklich im griechischen Haushalt gelandet."
    Der Grund dafür, dass Griechenland lediglich fünf Prozent der bisherigen Hilfskredite wirklich in die Staatskasse bekam, liegt in der Bankenkrise. Also der Krise, die der Eurokrise und dann der Griechenlandkrise vorweg gegangen war. 2010, als das erste Hilfspaket geschnürt wurde, hatte sich der griechische Staat dramatisch überschuldet. Ein übliches Vorgehen in einem solchen Fall: der Schuldenschnitt.
    Griechenland Staatsverschuldung ist weiterhin enorm hoch
    Besonders deutsche und französische Banken hatten aber im großen Stil in griechische Staatsanleihen investiert und hätten bei einem solchen Schnitt viel verloren, erläutert Rocholl: "Wenn es tatsächlich zu so einem Schuldenschnitt gekommen wäre zum damaligen Zeitpunkt, dann hätten vielleicht auch diese Banken gestützt werden müssen von ihren nationalen, aber vielleicht auch von den internationalen Organisationen. Man hätte aber vielleicht eine etwas andere Akzentuierung in der öffentlichen Debatte bekommen, dass nämlich diese Probleme nicht nur in Griechenland entstanden sind, sondern auch, weil die europäischen und internationalen Banken seltsamerweise doch viel zu stark in Griechenland investiert haben."
    Ein Schuldenschnitt kam dann auch, aber erst 2012. Nur hat sich seitdem nichts Grundlegendes verbessert. Die Staatsverschuldung Griechenlands ist weiterhin enorm hoch und auch ein weiterer Schuldenschnitt steht immer noch als mögliche Option im Raum. Zum jetzigen Zeitpunkt lehnt Rocholl einen solchen Schnitt aber, genau wie die Bundesregierung, ab: "Deutschland ist dagegen, auch aus nachvollziehbaren Gründen, weil man Angst hat, dass man, wenn man diesen Schuldenschnitt heute durchführt, den Druck auf die griechische Regierung nicht mehr hat, um zu nachhaltigen Strukturmaßnahmen zu kommen."
    Damit, so Rocholl, stünde man in kurzer Zeit wieder da, wo man jetzt stehe. Auch beim laufenden dritten Hilfsprogramm sieht es übrigens nicht viel besser aus. Von den 86 Milliarden Euro, die letzten Sommer vereinbart wurden, sollen lediglich 0,3 Prozent in den griechischen Haushalt fließen.