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Hillary Clinton tritt an
Die zweite Chance zum ersten Eindruck

Die meisten US-Kommentatoren sind sich einig: Hillary Clinton wird es im Rennen um das Weiße Haus schwerfallen, ein neues Bild von sich zu zeichnen. Dafür ist sie zu bekannt in der politischen Arena – und sie gilt vielen als distanziert, machthungrig und elitär. Das wissen auch die Republikaner.

Von Marcus Pindur, Washington |
    Hillary Clinton bei einer Rede im März 2015 in New York.
    Hillary Clinton will erste US-Präsidentin werden (picture alliance / dpa / Andrew Gombert)
    Sie habe die zweite Chance, einen ersten Eindruck zu machen – so die Titelzeile der auflagenstärksten amerikanischen Zeitung "USA Today". Obwohl die großen amerikanischen Zeitungen alle von einer wenig überraschenden Nachricht sprechen, so berichten doch alle Medien ausführlich über die Ankündigung Hillary Clintons, sich auf die demokratische Präsidentschaftskandidatur zu bewerben.
    Die meisten Kommentatoren sind sich darüber einig, dass es Hillary Clinton schwer fallen wird, einen neuen, ersten Eindruck zu machen, weil sie dafür schlicht und ergreifend eine zu bekannte Person des amerikanischen politischen Lebens ist. Sie gilt vielen als distanziert, sie wird von ihren Gegnern als machthungrig und elitär dargestellt.
    Hillary Clinton müsse deshalb eine besonders zukunftsgerichtete Kampagne führen, so Bill Daley, der ehemalige Stabschef Bill Clintons im Weißen Haus.
    "Manche Leute haben seit 25 Jahren ein verzerrtes Bild von Hillary Clinton im Kopf, und daran wird man vermutlich nichts ändern können. Was sie tun kann, das ist, über die Zukunft zu reden."
    Hillary Clinton hat in ihrem Eröffnungsvideo dazu eine Botschaft gewählt, die aufstiegsorientierte Wähler der Mittelschicht ansprechen soll, gewürzt mit einem Schuss Links-Populismus.
    "Die Amerikaner haben sich aus harten Zeiten wieder emporgearbeitet. Aber die Chancen sind immer noch zugunsten derer an der Spitze der wirtschaftlichen Leiter verteilt. Ich will die Interessen der normalen Amerikaner vertreten."
    Republikaner werden Clintons Zeit als Außenministerin ins Visier nehmen
    Ihre erste programmatische Rede will Clinton erst im Mai halten. Gestern ist sie zunächst zu einer Reise in den wichtigen Vorwahlstaat Iowa aufgebrochen – mit dem Auto, nicht mit einem Privatjet. Dort will sie in Restaurants, Cafés, Kirchengemeinden Betrieben und Colleges mit potentiellen Wählern reden und ihnen zuhören.
    Katie Braun aus Des Moines, Iowa erwartet keine bahnbrechenden Nachrichten von Hillary Clintons Tour.
    "Sie soll einfach hier her kommen und sich anhören, was die Leute auf dem Herzen haben. Das ist das, was den Vorwahlkampf in Iowa ausmacht."
    Vonseiten der Republikaner gab es viel Ablehnung, bereits bevor Hillary Clinton ihre Kandidatur erklärt hatte. Jeb Bush, der voraussichtlich auch demnächst seine Kandidatur für die republikanische Nominierung erklären wird, schrieb in einer E-Mail, es sei an den Republikanern, sie zu stoppen. Ted Cruz, der Tea-Party Senator aus Texas, erklärte, Hillary Clinton repräsentiere die verfehlte Politik der Vergangenheit. Schon jetzt ist abzusehen, dass die Republikaner sich darauf konzentrieren werden, Hillary Clintons Zeit als Außenministerin Obamas ins Visier zu nehmen.
    Für sie selbst wird dies ein schwieriger Balanceakt: Sie stand stets für eine härtere Außenpolitik als Obama, kann es sich aber andererseits nicht leisten, dessen Anhängerschaft zu vergrätzen. Viel wird für sie davon abhängen, ob es ihr gelingt, ihre wirtschaftliche Botschaft als Kämpferin für die amerikanische Mittelschicht an die Wähler zu bringen.