Sie habe aus ihrem letzten Anlauf auf die Präsidentschaftskandidatur gelernt, so Hillary Clinton in ihrem ersten größeren Interview seit ihrem Wahlkampfstart.
"Es komme in erster Linie darauf an, dass die Organisation stimme", sagte Clinton dem Nachrichtensender CNN.
Das ist eine der Lehren aus ihrer Niederlage 2008, als sie Barack Obama unterlag, dessen Wahlkampagne nicht nur auf einer emotionalen Welle surfte, sondern auch eine Organisation bis in jeden Stimmbezirk auf die Beine stellte. Eine weitere Lehre ist offensichtlich: Der politische Schwerpunkt der demokratischen Partei hat sich in den Jahren nach der großen Finanz- und Wirtschaftskrise nach links verschoben.
Einer ihrer Konkurrenten im Kampf um die Nominierung ist der selbsterklärte Sozialist Bernie Sanders, dessen linkspopulistische Rhetorik das Herz vieler Demokraten trifft:
"Sie mögen das Geld haben, aber wir haben das Volk hinter uns, und damit können wir gewinnen", so Bernie Sanders bei der mit 10.000 Teilnehmern bislang größten Veranstaltung aller Kandidaten in diesem Jahr. Damit bezog sich Sanders sowohl auf die Wall Street als auch auf die Kampagne Hillary Clintons. Sie hat in den letzten drei Monaten 45 Millionen Dollar an Wahlkampfspenden eingetrieben, der linke Senator aus Vermont immerhin 15 Millionen Dollar.
Clinton bewegt sich nach links
Klar ist, dass Hillary Clinton sich auch nach links bewegt hat. Ein Indikator dafür ist, dass sie sich im Streit um die internationalen Handelsabkommen TPP und TTIP abwartend geäußert hat. Als Außenministerin hatte sie diese Freihandelsverträge noch klar befürwortet. Doch so klar links wie Sanders wird sich Clinton nicht positionieren, sie hat den Blick nicht nur auf die Nominierung durch die Demokraten, sondern auch auf die Präsidentschaftswahl gerichtet. Ob sie sich für höhere Steuern für Unternehmen und Bestverdiener, so wie vom linken Flügel der Demokraten gefordert, einsetzen werde, ließ sie offen.
"Ich kann nur für mich sprechen, andere sollen für sich selbst sprechen. Ich bin der Ansicht, dass unsere Wirtschaft gleichzeitig wachsen muss und fair sein muss."
Am kommenden Montag will Hillary Clinton ihre eigenen wirtschaftspolitischen Vorstellungen erläutern.
Nachwehen der E-Mail-Affäre
60 Prozent der Wähler vertrauen Hillary Clinton persönlich nicht, ergab eine jüngste Umfrage - das sind die Nachwehen der sogenannten E-Mail-Affäre. Hillary Clinton hatte Tausende von privaten E-Mails von ihrem privaten Server gelöscht, nachdem sie ihr Amt als Außenministerin abgegeben hatte. Dies war zwar rechtlich einwandfrei, hat ihr aber den Vorwurf der Geheimniskrämerei eingebracht. Sie sei solche Vorwürfe von Seiten der Republikaner gewohnt, so Hillary Clinton.
Die jüngsten Ausfälle des republikanischen Kandidaten Donald Trump gegen Latino-Einwanderer bieten dagegen Clinton eine willkommene Angriffsfläche. Trump hatte erklärt, viele illegale Einwanderer seien, so wörtlich, Kriminelle und Vergewaltiger.
"Ich bin sehr enttäuscht von Donald Trumps Äußerungen. Und ich bin enttäuscht, dass es bei den Republikanern nicht sofort Stimmen gegeben hat, die gesagt haben: Genug ist genug."
Die Latinos sind ein wichtiger Teil der Wählerkoalition, die Barack Obama zusammengebracht hat -Hillary Clinton ist erkennbar darum bemüht, sie zusammenzuhalten. Sie liegt in den Umfragen weit vor allen Konkurrenten. Doch ob sie mit ihrer vorsichtig kalibrierten Botschaft die nötige Begeisterung bei der eigenen Basis entzünden kann, bleibt abzuwarten.