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Hindufanatiker gegen Muslime
Indiens Öffentlichkeit fürchtet um religiöse Toleranz

In Indien leben die verschiedenen Glaubensgemeinschaften weitgehend friedlich miteinander. Doch vor zwei Jahren hat die Regierung ein neues Staatsbürgerschaftsgesetz eingeführt, durch das sich Muslime diskriminiert fühlen. Seitdem gibt es immer wieder Auseinandersetzungen.

Von Peter Hornung |
Nationalistische Hindu-Aktivisten haben ein gemeinschaftliches Essen auf einem Gelände in Gurgaon organisiert, auf dem zuvor Muslime zum Freitagsgebet zusammengekommen waren
Nationalistische Hindu-Aktivisten haben ein gemeinschaftliches Essen auf einem Gelände in Gurgaon organisiert, auf dem zuvor Muslime zum Freitagsgebet zusammengekommen waren (picture alliance/AA/Amarjeet Kumar Singh)
Sieg dem Affengott Hanuman, Sieg für Mutter Ganges, Sieg der Mutter Kuh – was sie rufen, hat weniger mit Religion zu tun, sondern mehr mit Macht und mit Hass. Inder stellen sich hier gegen Inder.
Vielleicht 100, 150 junge Männer sitzen im Kreis auf kleinen Teppichen – auf einem großen Parkplatz von Gurgaon vor den Toren Delhis. In der Mitte ein Feuer. Ein in orange gekleideter Priester, der gleichzeitig Anführer ist, vollzieht eine Pudscha, ein hinduistisches Ritual, ein Feuergebet.
Die jungen Hindus sind hier, weil sie verhindern wollen, dass Muslime an diesem Platz ihr Freitagsgebet vollziehen, dort wo sie es sonst immer tun. Waren die sich nicht bewusst, dass wir die Pudscha an dieser Stelle verrichten? Warum wollten sie denn hier beten? Die sollen nach Hause gehen, das ist unser Land.“

Gurgaon - Sinnbild für Indiens wirtschaftlichen Aufstieg

Keine hundert Meter entfernt steht eine größere Gruppe von muslimischen Männern, junge, alte, die meisten von ihnen Wanderarbeiter. Ein Älterer regt sich auf, fragt: Wo ist Recht und Ordnung?
Sie kommen aus armen Bundesstaaten Indiens, arbeiten auf den zahllosen Baustellen Gurgaons, das mit seinen Hochhäusern und Glasfassaden längst Sinnbild für Indiens wirtschaftlichen Aufstieg geworden ist. Internationale Konzerne haben hier ihre Zentralen für Südasien, IT-Unternehmen, Finanzdienstleister, Banken, zudem gibt es viele Spezialkliniken, in die Medizintouristen aus dem Ausland kommen. Die muslimischen Wanderarbeiter wollen wenigstens zu einem kleinen Teil von diesem Wachstum profitieren, um ihre Familien ernähren und in Würde leben zu können.
Abends in Gurgaon, Indien, mit Blick auf das Google-Gebäude
Abends in Gurgaon, Indien, mit Blick auf das Google-Gebäude (picture alliance/NurPhoto/Nasir Kachroo)
Doch mit dieser Würde sei es nicht so weit her, sagt Altaf Ahmad, Mitglied des Rats der Muslime von Gurgaon. Denn schon für das gemeinsame Beten gebe es keinen angemessenen Ort. "Sie beten unter freiem Himmel, weil die Stadtverwaltung von Gurgaon – die so weltoffen, so international sie eigentlich sein will – den Muslimen hier nicht genügend Orte bietet, wo sie beten können.“

Konflikte um Gebetsräume

Hunderttausende Muslime gibt es in dieser Stadt, die insgesamt 1,1 Millionen Einwohner hat. Aber nur eine größere Moschee und wenige kleine Gebetsräume. „Wir haben die Stadtverwaltung und die Regierung des Bundesstaats gebeten, Land zur Verfügung zu stellen, damit wir Muslime Moscheen bauen und friedlich und in Würde beten können, ohne von diesen rechtsextremen Gruppen gestört zu werden.“
Und wenn sie nicht stören, dann überziehen die mit viel Geld ausgestatteten radikalen Gruppen die muslimische Gemeinde mit Klagen. „Wir konnten in den vergangenen 16 Jahren keine Moscheen bauen, weil immer wieder von rechtsextremen Gruppen dagegen geklagt wurde. Wir haben eine nur halbfertige Moschee. Der Fall ist von Gericht zu Gericht gegangen und liegt nun beim Obersten Gerichtshof Indiens.“
An ihrem angestammten Platz können sie nicht beten, deshalb haben sich die Muslime nun in eine Ecke des Parkplatzes zurückgezogen. Vielleicht 70, 80 Männer. Sie beten direkt vor einer Reihe Lastwagen, die hier abgestellt sind. Kein würdiger Ort, aber besser als nichts. Doch auch hier werden sie gestört von den Fanatikern.
Dinesh Thakur ist Anführer der Radikalen. Er ist gekleidet wie ein Priester, tritt aber auf wie ein Einpeitscher. Sie hätten keine Erlaubnis hier zu beten, die Muslime, sagt er. Muslime hätten vier Frauen, das sei unanständig, außerdem hätten Muslime in der Nähe vier Hindus getötet. Und er schließt seine Tirade voll haltloser Beschuldigungen mit einer unverhohlenen Drohung. Damit will er auch verhindern, dass Muslime erneut in den Tempel der religiösen Gemeinschaft der Sikhs gehen, wie sie das in den vergangenen Wochen getan hatten. „Wenn sie weiter hier draußen beten oder dafür in einen Sikh-Tempel gehen, dann werden wir ihnen den Kopf abschlagen.“

Polarisierung als politisches Kalkül

Die örtliche Polizei schaut bei diesem Schauspiel nur zu, junge Polizisten in braunen Uniformen und mit langen Schlagstöcken aus Holz. Selbst wenn sie wollten, könnten sie wohl wenig ausrichten. Was fanatische Hindus hier tun, das habe System, sagt Altaf Ahmad vom Rat der Muslime.
„Sie versuchen, durch Polarisierung politisch an Boden zu gewinnen. Sie versuchen Hindus davon zu überzeugen, dass Muslime ihre Feinde sind. Sie seien diejenigen, die Unruhe stiften. Sie verbreiten üble Lügen. Aber eine Lüge, die tausendmal wiederholt wird, wird irgendwann für die Wahrheit gehalten. Das ist ihre Agenda, das wollen sie erreichen.“

Konflikt um Staatsbürgerschaftsrecht

Ein im Dezember 2019 von der Modi-Regierung initiiertes neues Staatsbürgerschaftsrecht habe das seine dazu beigetragen, denn es diskriminiere Muslime klar. Muslime hätten zunächst friedlich demonstriert, aber extremistische Hindus hatten in der Folge zu Gewalt aufgerufen. „Die Proteste gegen das Staatsbürgerschaftsgesetz waren ja zu einer Massenbewegung geworden. Und ganz offensichtlich waren die Fanatiker nicht glücklich darüber, dass diese Proteste immer weitergingen. Die einzige Lösung, die sie sahen, war, zur Gewalt anzustiften.“
Proteste im März 2020 gegen das Staatsbürgerschaftsrecht in Indien
Proteste im März 2020 gegen das Staatsbürgerschaftsrecht in Indien (picture alliance/ZUMAPRESS/Manish Rajput)
Rückblende – vor genau zwei Jahren: eine große, friedliche Demonstration gegen das neue Staatsbürgerschaftrecht in Shaheen Bagh, einem Stadtviertel im Süden Delhis. Was ein Mann hier ruft, klingt wie ein Kampfruf, doch es geht um Verbrüderung. Hinus, Muslime, Sikhs und Christen, ruft er - und die Menge antwortet: Wir sind alle Brüder und Schwestern.

Muslime befürchten Ausgrenzung

Hunderte junge Musliminnen haben eine wichtige Kreuzung blockiert - ein Sitzstreik seit Wochen schon, seit bekannt wurde, dass Indien ein neues Staatsbürgerschaftsrecht bekommen soll, das Muslime diskriminiert. Inzwischen steht hier ein Zelt, damit die Frauen vor der Kälte geschützt sind. Vorne im Zelt ein Podest, vielleicht einen halben Meter hoch. Darauf sitzen einige alte Frauen. Bilkis ist 82, sie trägt ein weißes Kopftuch und einen dunkelblauen Sari mit roten Ornamenten.
„Ich bin hier seit anderthalb Monaten und protestiere. Alle vier, fünf Tage gehe ich mal nach Hause. Aber ich werde hier sitzen, bis das Gesetz zurückgenommen ist. Das macht mir nichts aus. Zuhause sitze ich ja auch nur rum.“

Muslimische Inderinnen demonstrierten zum ersten Mal

An ihren Augen dunkler Kajal-Stift, ihr Blick ist durchdringend, der starke Wille ist ihr anzusehen. Sie ist eine der Dabbang Daadi, der „furchtlosen Großmütter“, wie sie hier genannt werden. Denn eigentlich ist es unerhört, dass muslimische Inderinnen demonstrieren. Sie tun es zum ersten Mal. Nicht für sich, sondern für ihre Kinder und Enkel.
Sie habe Angst, dass ihnen in einem reinen Hindustaat ihre Staatsbürgerschaft entrissen werde, sagt die 75-Jährige Sarwari. Sie wolle nicht, dass Indien in Einzelteile zerfalle. Ob Hindus, Muslime, Sikhs oder Christen - sie seien alle gleich. Das Gesetz solle zurückgenommen werden, dann würden sie alle nach Hause gehen.
Das neue Staatsbürgerschaftsgesetz - konkret geht es um eine Ergänzung des bestehenden - entzweit Indien. Es sei ein großzügiger Akt Indiens gegenüber religiös Verfolgten in Afghanistan, Pakistan und Bangladesh. Das sagte vor zwei Jahren Jay Panda, stellvertretender Vorsitzender der Regierungspartei BJP. „Dieses Gesetz ist dafür da, religiösen Minderheiten aus diesen drei Nachbarländern Zuflucht zu gewähren und einen indischen Pass zu geben.“

Regierung verteidigt neue Regelung

Ausgeschlossen von dieser Regelung sind jedoch Minderheiten aus den drei Ländern, die dem Islam zuzuordnen sind: so die Hazara in Afghanistan, die Ahmadiyya in Pakistan oder die Rohinyga in Myanmar. Sie haben keine Chance auf einen indischen Pass, auch wenn sie schon lange als Flüchtlinge in Indien sind. Das gleichzeitig eingeführte neue Melderecht, so die Befürchtung, könne dazu führen, dass zudem viele indische Muslime ihre Staatsangehörigkeit verlieren, wenn sie nicht nachweisen können, dass sie aus Indien stammen. Eine unfreundliche Botschaft an die muslimischen Landsleute, sagen Kritiker, und durch die Verbindung von Staatsbürgerschaft und Religion eine Abkehr vom säkularen Staat Mahatma Gandhis. Nein, es habe kein Inder etwas zu befürchten, entgegnet Jay Panda von der Regierungspartei BJP.
Pakistanische Hindu-Flüchtlinge zeigen in Jaipur, Rajasthan, ihre Bescheinigung, nachdem die Behörden ihnen die indische Staatsbürgerschaft gewährt haben
Pakistanische Hindu-Flüchtlinge zeigen in Jaipur, Rajasthan, ihre Bescheinigung, nachdem die Behörden ihnen die indische Staatsbürgerschaft gewährt haben (picture alliance/NurPhoto/Vishal Bhatnagar)
„Es gibt viele arme Menschen, manche Analphabeten, die irregeführt wurden. Sie denken, das Gesetz werde auch indische Bürger betreffen. Das stimmt einfach nicht. Das Gesetz wird keinen Inder gleich welcher Religion betreffen.“ Die Demonstranten aber, so der Regierungspolitiker, die wüssten oft gar nicht, wogegen sie protestierten. „Als man sie gefragt hat, wie das Gesetz sie denn betreffen werde, kamen da keine klaren Antworten. Die haben sich offensichtlich doch gar nicht damit beschäftigt. Die werden von jemandem aufgestachelt.“

Ein Keil in Indiens Gesellschaft?

Das sieht die Lehrerin Ritu Kaushik anders. Sie will mit ihrem Protest ein Zeichen setzen, damit nicht ein Keil in Indiens Gesellschaft getrieben werde. Ritu ist gar keine Muslimin, sie ist Hindu. Dennoch hilft sie bei dem Protest. „Das ist kein Kampf alleine der Muslime. Es ein gemeinsamer Kampf von Hindus, Muslimen, Sikhs und Christen, weil das Ganze gegen die Traditionen unserer Nation ist.“
Inzwischen werden Gerüchte gestreut, die protestierenden Frauen seien bezahlt. 500 Rupien, gut sechs Euro, bekämen sie zugesteckt, damit sie hier sitzen. Alles Unsinn, sagt Bilkis, die furchtlose Großmutter. „Wir haben Premierminister Modi um nichts gebeten, weder um Kleidung noch um Essen. Wir kriegen unser Essen von den Leuten aus der Umgebung. Und was die Anschuldigungen betrifft, wir säßen hier nur, weil wir 500 Rupien bekämen: Wir haben kein Geld genommen, wir werden von niemandem bezahlt.“

Pogrome in Neu-Delhi

Die friedlichen Proteste gegen das Staatsbürgerschaftsgesetz waren eine Provokation für radikal-hinduistische Gruppen. Im Februar 2020 kam es in Indiens Hauptstadt zu mehrtägigen Pogromen in muslimischen Vierteln, fanatisierte Hindus griffen Muslime an. 53 Menschen starben, 250 wurden verletzt, 2000 verloren ihr Zuhause.
Indische Muslime protestieren im Juni 2017 gegen Angriffe von Hindufanatikern. Auf dem Banner steht: "Wir sind Inder und Indien ist unser Heimatland"
Indische Muslime protestieren im Juni 2017 gegen Angriffe von Hindufanatikern. Auf dem Banner steht: "Wir sind Inder und Indien ist unser Heimatland" (picture alliance/AP Photo/Bikas Das)
Zwei Jahre später sind noch viele Fragen offen - zum Staatsbürgerschaftgesetz und dem neuen Melderecht. Auch wenn es bislang kaum negative Auswirkungen zumindest für die indischen Muslime zu haben scheint: Sie fühlten sich fortwährend verunsichert, sagt Zafar Sareshwala, früher Rektor der Maulana Azad National Urdu-Universität in Hyderabad, einer von zwei islamischen Universitäten in Indien.
„Das Problem ist, wenn man das Staatsbürgerschaftsrecht und das neue Meldegesetz nebeneinanderlegt, dann kommt man zu dem Schluss, dass jeder einzelne Muslim in Indien eigentlich nachweisen müsste, dass er Inder ist. Für die Hindus gilt das nicht. Sie haben die indische Staatsangehörigkeit auf jeden Fall.“

Ein neuer Hindu-Tempelbezirk

Sie rufen Modi, Modi und jubeln dem Premierminister zu. Wir sind wieder in der Gegenwart, es ist Anfang Dezember 2021 – und wir sehen, wie der Hinduismus wie eine Staatsreligion daherkommt – in Gestalt des indischen Premierministers Narendra Modi. Der Premier, der eigentlich Premier aller Inder ist, klingt zunächst wie ein Priester.
Überall ist Lord Shiva, Sieg der Mutter Annapurna, Sieg der Mutter Ganga – mit religiösen Formeln beginnt die Rede des indischen Premierministers hier in der Stadt Varanasi am heiligen Fluss Ganges. Innerhalb von zweieinhalb Jahren hat Modi einen neuen Hindu-Tempelbezirk errichten lassen – um den bedeutenden alten Kashi Vishvanath-Tempel herum. Hohe Mauern, weite Höfe – und ein Korridor vom Ganges hoch zum Tempel.

Premierminister Modi eröffnet Tempel

„In unseren heiligen Schriften heißt es, dass man von allen Fesseln befreit wird, sobald man Kashi betritt. Der Segen von Lord Vishweshwara, eine übernatürliche Energie, erweckt unsere innere Seele, sobald wir hierherkommen.“
Umgerechnet 40 Millionen Euro hat das religiöse Bauwerk gekostet. Bis zu 70.000 gläubige Hindus pro Tag können nun zunächst ihr rituelles Bad im Ganges vollziehen und dann am Kashi-Tempel beten. Varanasi ist der Wahlbezirk von Premier Modi, hier finden in den kommenden Wochen die Wahlen zum Landesparlament von Uttar Pradesh statt, dem mit 200 Millionen Einwohnern größten indischen Bundesstaat, bislang schon regiert von Modis hindunationalistischer Partei BJP. Ein Premier, der einen Hindutempel mit religiösem Pomp eröffnet, das ist für die 40 Millionen Muslime in Uttar Pradesh ein Signal der Ausgrenzung. Und: Wenn Modi über die muslimischen Herrscher in Indiens Geschichte spricht, befürchten sie: Er meint auch die Gegenwart, er meint auch uns.

Protest auch von liberalen Hindus

„Die Invasoren haben diese Stadt angegriffen und versucht, sie zu zerstören! Die Geschichte der Grausamkeiten des Herrschers Aurangzeb und seines Terrors ist Zeugnis davon. Er versuchte, die Zivilisation mit dem Schwert zu zerstören und die Kultur mit Fanatismus! Aber die Grundlagen dieses Landes sind anders als im Rest der Welt.“
Die Politik von Modis Lager verheiße für die heilige Stadt Varanasi nichts Gutes, so der Dozent Amitabh Bhattacharya von der örtlichen Universität. Hindus und Muslime hätten über lange Zeit in großer Harmonie miteinander gelebt, wie an vielen Orten Indiens. „Diese wunderschöne Harmonie oder Lebensart ist auf gewisse Weise gestört, bedroht oder zumindest geschwächt.“
Die Eröffnung des neuen Kashi-Tempelbezirks durch den indischen Regierungschef sehen nicht nur Muslime als Affront, sondern auch liberale Hindus wie Amitabh Bhattacharya. „Wenn es religiöser Hass ist, dann ist es eine Gefahr für die Kultur dieser Stadt. Denn diese Stadt ist im Grunde eine Stadt des Friedens. Und es ist die Stadt der Toleranz. Intoleranz ist kein Bestandteil der Kultur von Varanasi.“

Mordaufrufe auf radikalen Versammlungen

Und was für die Stadt gelte, gelte auch für ganz Indien, sagt Bhattacharya. Doch er habe Hoffnung, sagt er. „Auch diese politische Aggression ist sterblich. Diese neue Philosophie und ihre Philosophen werden auch irgendwann gehen müssen. Früher oder später. Lasst uns hoffen, dass es bald ist.“
„Wir legen einen Eid hab, geben unser Wort, wir erklären, dass wir bis zum letzten Atemzug Indien zu einer Hindu-Nation machen, eine Nation nur für Hindus. Wir werden kämpfen und sterben, und wenn es nötig ist auch töten.“ Kurz vor Weihnachten 2021, eine Veranstaltung in Haridwar im nordindischen Bundesstaat Uttarakhand. Drei Tage lang haben hier radikale Hindus ein „dharma sansad“ veranstaltet, eine Art religiöses Parlament.
Doch diese Veranstaltung artete aus in eine Flut von Hassreden und Mordaufrufen. „Bilder voller Gewalt, die Indien in Schrecken versetzt haben – von einer hasserfüllten Veranstaltung. Drei Tage voller Aufrufe zum Völkermord und zur Gewalt gegen Muslime.“

Fassungslose Kommentare in den Medien

Ein großes Thema seither in den indischen Medien – es gibt viele fassungslose Kommentare, gerade in den liberalen Zeitungen und Fernsehkanälen. Offenbar wurde durch die Veranstaltung auch die Nähe der Organisatoren zu führenden Politikern deutlich – so den Regierungschefs der Bundesstaaten Uttarakhand und Uttar Pradesh, beide gehören der Modi-Partei BJP an. Die Rufe nach Strafverfolgung der Verantwortlichen kamen dann auch eher aus der Hauptstadt Neu-Delhi als aus den Bundesstaaten. Die Muslime Indiens hätten sich jedoch nicht provozieren lassen, sagt Zafar Sareshwala, früher Rektor einer muslimischen Universität.
„Sie wollen, dass die Gemeinschaft der Muslime darauf reagiert. Und ich bin froh, dass die Muslime es weitgehend ignoriert haben. Dass sie das getan haben, ist ein großer Rückschlag für diese Fanatiker. Aber es geht hier auch um Recht und Gesetz. Und hier müssen die Regierung und die Polizei dieser Region dafür sorgen, dass diese Leute die ganze Härte des Gesetzes spüren.“
Und auch wenn sie Verbindungen zu den derzeit Regierenden hätten, stünden diese Fanatiker nicht für ganz Indien, sagt Sareshwala. „Es ist fast wie Nine-eleven. Damals wurden nicht nur Flugzeuge gekidnappt. Es wurde der Islam als Religion gekidnappt, von Leuten, die behauptet haben, für alle Muslime zu stehen. Bei uns wurde jetzt der Hinduismus gekidnappt von solchen Fanatikern. Und deshalb ist es die Pflicht der Hindus in unserem Land, ihn diesen Leuten wieder zu entreißen.“