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Hinrichtung von Ringer Navid Afkari
"Sportverbände dürfen nicht schweigen"

Weil er einen Sicherheitsmann getötet haben soll, ist der iranische Ringer Navid Afkari hingerichtet worden. FDP-Politiker Bijan Djir-Sarai ist sich sicher, dass sein Geständnis unter Folter erzwungen wurde. Vom Sport fordert er eine klare Positionierung und konkrete Maßnahmen gegen den Iran.

Bijan Djir-Sarai im Gespräch mit Matthias Friebe |
Bild des hingerichteten iranischen Ringers Navid Afkari bei einer Demonstration außerhalb der iranischen Botschaft in London am 12. September 2020.
Die Hinrichtung des iranischen Ringers Navid Afkari sorgte für große Bestürzung. (AFP - Justin Tallis)
Der Fall Navid Afkari schockiert die Sportwelt. Der iranische Ringer ist am Samstagmorgen trotz großer Proteste hingerichtet worden. Nach Angaben der iranischen Justiz hatte Afkari im Jahr 2018 bei einer Demonstration in Schiras einen Sicherheitsbeamten getötet. Sein Geständnis sei jedoch durch Folter erzwungen worden, wie der Sportler, seine Familie und Menschrechtsorganisationen anführten. "Der Fall konnte nie untersucht werden. Im Iran gibt es eine Reihe solcher Fälle, die außerordentlich grausam und problematisch sind", sagte der in Teheran geborene FDP-Politiker Bijan Djir-Sarai im Dlf. "Man kann absolut nichts glauben, was die iranische Justiz sagt. Viele Geständnisse kommen unter Folter zustande. Ich bin fest überzeugt, dass es auch in diesem Fall so war."
Bijan Djir-Sarai (FDP) spricht während einer Sitzung im Bundestag zum Thema "70 Jahre NATO". 
Bijan Djir-Sarai im Deutschen Bundestag (dpa / picture alliance / Jörg Carstensen)
Der Aufschrei im Sport war groß. IOC-Präsident Thomas Bach etwa hatte per Brief ein Gnadengesuch an die politische Führung des Iran gerichtet und zeigte sich nach der Hinrichtung "geschockt". Der Verein "Athleten Deutschland" richtete einen Appell an den Ringer-Weltverband, sich "entschieden gegen Menschenrechtsverletzungen zu stellen"
"Stimme des Sports kann einiges bewirken"
"Die Stimme des Sports kann einiges bewirken", ist sich Djir-Sarai sicher. "Sport hat etwas mit Fairness und Toleranz zu tun. Internationale Sportverbände dürfen nicht schweigen, wenn eklatante Menschrechtsverletzungen stattfinden. Einen Dialog mit dem Iran hält der 44-Jährige für nicht zielführend. "Zu glauben, dass man beim Thema Menschenrechte mit einem verbrecherischen Regime in einen Dialog treten kann, ist ein Witz. Die deutsche Seite sollte klar machen, dass Menschenrechte für uns universell und unteilbar sind. Und da wird es keinen Dialog geben."
Alexander Zhukov (3.v.r.), Leiter der International Olympic Committee's Evaluation Commission, schüttelt einem Mitglied des Komitees der Olympischen Spiele 2022 in Peking die Hände vor dem National Aquatics Center.
"China und der olympische Gedanke passen nicht zusammen"
Anderthalb Jahre vor den olympischen Winterspielen in Peking werden in China Menschenrechtsverletzungen begangen. Wenzel Michalski von Human Rights Watch erwartet, dass sich das IOC wegduck.
Vom Sport fordert er, neben der klaren Verurteilung der Tat, konkrete Maßnahmen bis hin zum Ausschluss von internationalen Wettbewerben. "Ein solcher Staat dürfte nicht auf internationaler Bühne auftreten dürfen." Ob sich der Iran aber von solchen Sanktionen beeindrucken ließe, könne man nicht sagen, so Djir-Sarai. "Aber das Schweigen wäre viel problematischer und das Schlimmste, was man den Menschen in den Gefängnissen antun kann."
"Sport soll klar machen, dass Menschenrechte unteilbar sind"
Das gelte aber nicht nur für den Iran. Auch bei Ländern wie China, Austragungsort der olympischen Winterspiele 2022, müsse der Sport die Stimme erheben. "Es geht nicht darum, dass der Sport Weltpolizei spielt. Sport soll sich nicht einmischen, aber Sport sollte schon klar machen, dass Menschenrechte universell unteilbar sind und dass der Sport mit Flagge vorangeht und ein Zeichen setzt für Menschenrechte und Toleranz.