Nahost
Hinweise auf bevorstehenden Angriff auf Israel mehren sich - Kritik an Netanjahu

Israel hat seine Sicherheitskräfte einem Bericht zufolge in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Man rechne damit, dass die vom Iran und der libanesischen Terrororganisation Hisbollah angedrohten Attacken über mehrere Fronten erfolgen, berichtet der israelische Fernsehsender "Channel 12". Unterdessen gehen die internationalen Bemühungen um eine Deeskalation weiter.

    Der israelische Verteidigungsmnister Gallant steht mit einem israelischen Soldaten auf einem Panzer.
    Der israelische Verteidigungsminister Gallant beim Besuch der Technologiebrigade des Bodenkorps, deren Aufgabe es ist, die Truppen im Feld mit den entsprechenden technischen Mitteln auszustatten. (IMAGO / ZUMA Press Wire / IMAGO / Ariel Hermoni / Israel Mod)
    Hintergrund ist eine Vergeltungs-Drohung des Irans nach den Anschlägen auf Hamas-Anführer Hanija in Teheran und einen hochrangigen Funktionär der Hisbollah-Miliz in Beirut. Nach Angaben des Kommandeurs der iranischen Revolutionsgarde, General Salami, werden sich an den Attacken auch verbündete Milizen beteiligen. Dazu zählen die Huthi im Jemen und die Hisbollah im Libanon. Iran-treue Kämpfer gibt es zudem im Irak und in Syrien.

    Sorge vor Großangriff - GPS-Signal in Israel gestört

    Zur Zeit wird aus Israel eine Störung des GPS-Navigationssignals gemeldet. Betroffen seien nicht mehr nur grenznahe Gebiete zum Libanon, sondern auch bevölkerungsreiche Regionen im Zentrum des Landes, berichteten israelische Medien. Beim letzten Angriff des Irans hatte das israelische Militär das Satellitensignal gezielt gestört, um feindliche Drohnen in die Irre zu leiten.
    Als weiterer Hinweis auf einen möglicherweise kurz bevorstehenden Angriff des Irans und verbündeter Milizen wird die Ankunft des Oberbefehlshabers des US-Regionalkommandos Centcom, General Kurilla, in Israel gewertet. Das berichtete das US-Nachrichtenportal "Axios". Kurilla war auch kurz vor dem iranischen Großangriff im April nach Israel gereist. Zudem haben die USA nach Angaben des Pentagons zusätzliche Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge in die Region verlegt.

    Hisbollah-Miliz beschießt Norden Israels mit Raketen

    Irans Vertreter bei den Vereinten Nationen kündigte laut einem Medienbericht an, die libanesische Miliz werde Israel auch "in der Tiefe" angreifen und sich nicht auf militärische Ziele beschränken. Laut einem Artikel der iranischen Zeitung "Kayhan" zählen die israelischen Küstenstädte Tel Aviv und Haifa zu den Zielen.
    Unterdessen hat die militant-islamistische Hisbollah-Miliz im Libanon den Norden Israels mit Raketen beschossen. Die israelische Armee teilte mit, rund 30 Geschosse seien in der Nacht aus dem Südlibanon abgefeuert worden, von denen die meisten abgefangen worden seien. Schäden wurden nicht gemeldet. Zuvor hatte die vom Iran unterstützte Hisbollah erklärt, die Siedlung Beit Hillel zum ersten Mal "mit Dutzenden Raketen" beschossen zu haben. Es handele sich um eine Reaktion auf die israelischen Angriffe auf libanesische Ortschaften, bei denen Zivilisten verletzt worden seien. Nach den Angaben der Miliz wurden dabei zwei ihrer Kämpfer getötet.

    Teheran-Besuch des jordanischen Außenministers

    Vor dem Hintergrund der wachsenden Spannungen zwischen dem Iran und Israel ist der jordanische Außenminister Safadi in die iranische Hauptstadt Teheran gereist. Er traf zunächst seinen iranischen Amtskollegen Bagheri. Es ist war erste Mal seit mehr als 20 Jahren, dass ein hochrangiger Regierungsvertreter Jordaniens iranischen Boden betrat.
    Das jordanische Königshaus teilte derweil mit, dass König Abdullah II. mit dem französischen Präsidenten Macron telefoniert habe. Darin sei es darum gegangen, "noch mehr Chaos im Nahen Osten zu vermeiden". Jordanien kooperiert unter anderem mit den US-Streitkräften. Beim Drohnenangriff des Irans auf Israel im April unterstützte das Land die israelische Flugabwehr.

    Kritik an Kriegs-Kommunikation Netanjahus

    Der ehemalige Sprecher des israelischen Militärs, Kochav, kritisierte angesichts der angespannten Lage die Kommunikation seiner Regierung. Im israelischen Fernsehsender "Channel 2" sagte Kochav nach Angaben der ARD, man wisse als Land, als Nation und als Armee nicht, was das gewünschte Ziel sei. Weder Premierminister Netanjahu noch andere Regierungsmitglieder hätten die Absicht, der Öffentlichkeit zu erklären, warum Israel binnen weniger Tage vor dem drohenden Ausbruch eines großen Kriegs stehe. "Was wollen wir?", fragte Kochav. "Wollen wir einen völligen Krieg gegen die Iraner? Nach zehn Monaten Kämpfen in Gaza und im Libanon? Wollen wir aus allen Richtungen angegriffen werden? Wollen wir im Jemen angreifen?"

    Gespräche über Waffenruhe im Gazastreifen

    Nach ägyptischen Angaben gehen trotz der jüngsten Entwicklungen die Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gazastreifen weiter. Eine israelische Delegation sei in Kairo eingetroffen, teilte ein ägyptischer Regierungsvertreter mit. Ein Thema der Gespräche ist die Forderung der Hamas nach einem sofortigen Rückzug israelischer Truppen aus der Philadelphi-Passage. Der fast 14 Kilometer lange Landstreifen, der auf der Gaza-Seite der Grenze zu Ägypten verläuft, wurde bis Mai von Ägypten kontrolliert. Dann nahm die israelische Armee die strategisch wichtige Pufferzone ein.

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    Diese Nachricht wurde am 04.08.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.