"Das ist der Block. Hier ist Christopher Wallace aufgewachsen. Hier haben sie auch einen Film über sein Leben gedreht."
Ein regnerischer Tag im April. LeRoy McCarthy hat ein Straßenschild dabei. Darauf steht: "Christopher Wallace Way". McCarthy zeigt mit dem Finger nach oben in den grauen Himmel über Brooklyn. Da soll es hin, das Schild, an die Ecke Fulton Street, St. James Place.
"1997, als Christopher Wallace gestorben ist, ist der Leichenzug hier durchgezogen. Die ganze Nachbarschaft war auf den Beinen".
Christopher Wallace war besser bekannt als The Notorious B.I.G., Biggie Smalls oder bloß Biggie. Wallace war einer der berühmtesten Rapper der 90er-Jahre. Vor 17 Jahren wurde er in Los Angeles erschossen. In Brooklyn erinnert man sich noch heute an das pummelige Kid, das nicht nur eine große Klappe hatte, sondern auch einen Sinn für Nachbarschaftshilfe.
"Er war ein guter Junge. Er hat auf meine Großmutter aufgepasst. Sie war Pflegerin im Krankenhaus und kam oft spät nachts nach Hause. Biggie hat sie dann von der U-Bahnstation abgeholt. Mit meinem Mann hat er allerdings oft Unfug getrieben. Ich erzähle Ihnen lieber nicht, was sie alles angestellt haben."
Antrag abgelehnt: Texte mit zuviel Gewalt und Sex
In LeRoy McCarthys Wohnung steht ein großes Bild des berühmten Rappers. The Notorious B.I.G. ist dort als Heiliger dargestellt. Lokalpolitiker sehen das allerdings anders. Der erste Antrag auf Unbenennung der Straße wurde abgelehnt. Die Begründung: zu viel Gewalt und Sex in den Texten. Ein Einwand, den McCarthy nicht gelten lässt.
"Hip Hop ist die Sprache der Straße. Die Raps reflektieren, was tatsächlich passiert. Das ist nicht immer schön, aber es ist real. Man muss Hip Hop nicht mögen. Aber man sollte seine kulturelle Leistung respektieren."
Der Widerstand hat LeRoy McCarthy erst so richtig motiviert. Nun will er für jeden Stadtteil eine Hip Hop Straße: Wu Tang Clan für Staten Island, die Beastie Boys für Manhattan und Big Pun für die Bronx. Queens hat bereits seit vier Jahren einen "RUN DMC Jaymaser J Way".
"Diese Rapper haben unterschiedliche Hintergründe und Lebensgeschichten. Sie repräsentieren den kulturellen Mix und die Vielfalt der Stadt. Sie sind einfach New York."
Kriterien: Tod und positiver Effekt auf Community
Die Kriterien für eine Straßenumbenennung in New York: Der Künstler muss verstorben sein – im Fall eines Kollektivs mindestens ein Mitglied davon. Und das Wirken muss einen positiven Effekt auf die Community gehabt haben.
"Hip Hop hat die Stadt ökonomisch, gesellschaftlich und künstlerisch bereichert. Denken Sie allein an die Jobs, die hier geschaffen wurden – in der Musik- und Videoproduktion aber auch der Mode."
Für sein Vorhaben hat LeRoy McCarthy Tausende Unterschriften im Netz und auf den Straßen gesammelt. Vorerst liegen die Anträge bei den sogenannten Community-Boards der einzelnen Boroughs. Diese haben sich zwar bereits gegen den Christopher Wallace Way und Beastie Boys Square ausgesprochen. Ihre Entscheidung hat allerdings bloß empfehlende Wirkung. Jetzt kommt es auf den Stadtrat und Bürgermeister Bill de Blasio an. Bis im Juni soll sich dann entscheiden, ob die Straßen New Yorks ihren Hip-Hop-Helden ein Stückchen Respekt zurückgeben. Immerhin hat der Punk mit dem Joey Ramone Place in der Lower East Side auch einen Ehrenplatz im Herzen der Stadt bekommen.