Barfuß und mit der Zigarette in der Hand sitzt Osama el-Susi vor seinem Laptop. Er schaut das neueste Musik-Video an. Das wollen die "Revolution Makers", seine Band, noch heute Abend hochladen.
Osama el-Susi: "Wir machen ja politische Songs. Es geht um unsere Gefühle, unsere Wut und unsere Freude hier in Gaza. Und drumherum sind alle Probleme, die Geschichte, die politische Lage, die Armut."
Es wird dunkel in der kleinen Wohnung über den Dächern des Shatil-Flüchtlings-Viertels von Gaza-Stadt. Strom gibt es nur stundenweise. Osama und seine "Revolution Makers" sitzen um die Laptops herum, alle rauchen. Im neuesten Song singt Osama mit seinem Bruder Mohammed "Öffne dein Herz". Klingt erstmal kitschig. Osama spricht darin mit seiner Heimat Gaza. Als ob sie eine schwierige Freundin wäre.
"Mit dem Elend der Leute kannst du deine eigene Traurigkeit nicht überdecken
da brauchst du meine Probleme nicht auch noch
ich bitte dich nur, dass du meine Träume in dein Herz schließt
und gib mir die Chance, dir Hoffnung zu geben
was ich will, ist nicht unerreichbar
es ist nicht verwerflich, das zu erträumen
verwerflich wäre es, erreichbare Träume zu begraben"
da brauchst du meine Probleme nicht auch noch
ich bitte dich nur, dass du meine Träume in dein Herz schließt
und gib mir die Chance, dir Hoffnung zu geben
was ich will, ist nicht unerreichbar
es ist nicht verwerflich, das zu erträumen
verwerflich wäre es, erreichbare Träume zu begraben"
"Mach dein Herz auf"
"Wir leben hier in Gaza als Unterdrückte. Wir können nicht raus, wir haben keine Arbeit, die Wirtschaft ist kaputt. Die Leute denken vor allem darüber nach, wie sie an Brot kommen, ob es Strom oder Wasser gibt. Wir appellieren an Gaza selbst, aber auch an die Welt: Mach dein Herz auf und lebe einfach mal, lebe wieder wie alle anderen auf der Welt auch."
Bisher haben die "Revolution Makers" noch keinen öffentlichen Auftritt in Gaza gehabt. Dafür hätten die Leute ja auch weder Geld noch Nerven, sagt Osama. Überhaupt, aus dem Gaza-Streifen bekommen sie kaum Kommentare zu ihrer Musik, dafür umso mehr von draußen, aus dem Westjordanland, von Palästinensern in Israel und im ganzen Nahen Osten.
"Wir haben so lange zusammengelebt
aber meine Träume sind für immer verflogen
ich gehe weg von hier, ich muss leben, träumen, fliegen
aber ich verspreche, ich werde an dich denken
ich werde dich immer im Herzen tragen
und ich werde zu Gott ihn bitten, dieses Land zu retten und zu beschützen
es reicht, ich bin fertig"
aber meine Träume sind für immer verflogen
ich gehe weg von hier, ich muss leben, träumen, fliegen
aber ich verspreche, ich werde an dich denken
ich werde dich immer im Herzen tragen
und ich werde zu Gott ihn bitten, dieses Land zu retten und zu beschützen
es reicht, ich bin fertig"
Zukunft im eigenen Land
Osama el-Susi: "In dem Song geht es ja auch um meine Pläne, wegzugehen von hier. Irgendwohin. Damit ich Träume verwirklichen, mir eine Zukunft aufbauen kann. Mein Bruder vertritt die andere Seite, er singt davon, dass seine Zukunft hier im eigenen Land liegt, er will nicht weggehen."
Osama ist 21, schlägt sich mit Aushilfs-Jobs bei einer Werbeagentur durch. In seinem Song geht es auch darum, dass man keine Träume aufgeben darf. Millionär wird er nicht, sagt er, aber er hofft, dass es wieder Hoffnung in Gaza gibt, auf ein besseres Leben.