Es muss auch wirklich schön gewesen sein, ein Hippie und Rebell zu sein, unbekümmert und jung in den Siebzigern. Trisha Browns Stück "Accumulation" beginnt mit kleinen Wendungen der Daumen, Drehungen in den Handgelenken, und baut dann immer mehr Körperpartien in den Bewegungsfluss ein. Minimalistisch in der Art der Kompositionsweisen von Musikern wie Steve Reich ist an Browns frühen Tänzen, wie kleine Phrasen durch minimale Verschiebungen und Additionen quasi unmerklich verändert werden.
So entsteht ein scheinbar endloser tänzerischer Fluss im Unterschied etwa zu konventionelleren Ansätzen, denen eine Dramaturgie zugrunde liegt, die auf Ausdruck, Spannungsbögen und erzählerischen Linien beruht. Seit einigen Jahren wächst das Interesse junger zeitgenössischer Tänzer an den Arbeiten der New Yorker "Judson Church" und den Begründern der postmodernen Rebellion. Tino Sehgal, Jochen Roller oder Sebastian Matthias versuchen Trisha Browns, Steve Paxtons oder Yvonne Rainers Ästhetiken für die Gegenwart neu zu formulieren.
Alltagsbewegungen machten den Tanz in den 70er-Jahren verständlicher und zeitgemäßer. Die Verbannung des Dramas aus der Choreographie – hohe Beine, viele Pirouetten, große Sprünge – das Verlassen des klassischen Bühnenraums als Aufführungsort und schließlich die Suche nach engem Anschluss an die Kunstwelt revolutionieren den Tanz. Die Unschuld dieses Aufbruchs lässt die "Early Works" von Trisha Brown, die jetzt im Hamburger Bahnhof zu erleben waren, noch immer strahlen. Weißgekleidete Tänzer vermessen den Museumsraum mit ihren Körpern, schmiegen sich in einen spanischen Tanz zu einem süßen Tausendfüßler zusammen oder experimentieren mit der Raumwahrnehmung der Zuschauer, in dem sie sich mit Holzlatten aus dem Baumarkt zu Skulpturen zusammenstellen.
Der delikate Bewegungsgestus und der feine bildnerische Witz Browns sind unnachahmlich. Beim Eröffnungsabend des Festivals "Tanz im August" folgte auf ihre Stücke ein Soloabend, den ihr einstiger ästhetischer Weggefährte Steve Paxton 1982 schuf.
"Bound" - gebunden, wurde jetzt von Jurij Konjar ausgezeichnet getanzt, körperlich entspannt und innerlich in einem faszinierenden Performance-Modus gestimmt, der für eine intensive Jack-Nicholson-hafte Ausstrahlung des schönen Tänzers sorgte. Ist Browns Gestus intelligent, verspielt und feminin, so ist Paxtons Solo "Bound" dunkel gestimmt, maskulin verschlossen und geheimnisvoll und in manchen Passagen von bedrückender Intensität – Paxton dachte an Vietnam-Veteranen, als er das Solo in Rom entwickelte. Camouflage-ähnliche Projektionen auf einer Rückwand und einzelnen Kleidungsstücken und Objekten erzeugen eine seltsam unwirkliche Stimmung.
Paxton, dessen Contact Improvisation heute in allen wichtigen zeitgenössischen Tanzausbildungen gelehrt wird, zeigt sich hier als sensibler Erfinder von Bildern, die Samuel Becketts Werk korrespondieren. Die Sinnlosigkeit und Absurdität der irdischen Existenz, die schwindende Zeitspanne zwischen Wiege und Schaukelstuhl fasst Paxtons Stück so ernst und einfach, dass es niemanden ungerührt lässt. Gerade in einer Gegenwart der ästhetischen Orientierungslosigkeit ist es intellektuell aufbauend, Positionen wie die von Paxton und Brown neu zu sehen und zu begreifen, dass es ohne echtes Interesse an tänzerischer Bewegung irgendwie sinnlos ist, sich Choreograph zu nennen.
"The heart of my work is movement."
So entsteht ein scheinbar endloser tänzerischer Fluss im Unterschied etwa zu konventionelleren Ansätzen, denen eine Dramaturgie zugrunde liegt, die auf Ausdruck, Spannungsbögen und erzählerischen Linien beruht. Seit einigen Jahren wächst das Interesse junger zeitgenössischer Tänzer an den Arbeiten der New Yorker "Judson Church" und den Begründern der postmodernen Rebellion. Tino Sehgal, Jochen Roller oder Sebastian Matthias versuchen Trisha Browns, Steve Paxtons oder Yvonne Rainers Ästhetiken für die Gegenwart neu zu formulieren.
Alltagsbewegungen machten den Tanz in den 70er-Jahren verständlicher und zeitgemäßer. Die Verbannung des Dramas aus der Choreographie – hohe Beine, viele Pirouetten, große Sprünge – das Verlassen des klassischen Bühnenraums als Aufführungsort und schließlich die Suche nach engem Anschluss an die Kunstwelt revolutionieren den Tanz. Die Unschuld dieses Aufbruchs lässt die "Early Works" von Trisha Brown, die jetzt im Hamburger Bahnhof zu erleben waren, noch immer strahlen. Weißgekleidete Tänzer vermessen den Museumsraum mit ihren Körpern, schmiegen sich in einen spanischen Tanz zu einem süßen Tausendfüßler zusammen oder experimentieren mit der Raumwahrnehmung der Zuschauer, in dem sie sich mit Holzlatten aus dem Baumarkt zu Skulpturen zusammenstellen.
Der delikate Bewegungsgestus und der feine bildnerische Witz Browns sind unnachahmlich. Beim Eröffnungsabend des Festivals "Tanz im August" folgte auf ihre Stücke ein Soloabend, den ihr einstiger ästhetischer Weggefährte Steve Paxton 1982 schuf.
"Bound" - gebunden, wurde jetzt von Jurij Konjar ausgezeichnet getanzt, körperlich entspannt und innerlich in einem faszinierenden Performance-Modus gestimmt, der für eine intensive Jack-Nicholson-hafte Ausstrahlung des schönen Tänzers sorgte. Ist Browns Gestus intelligent, verspielt und feminin, so ist Paxtons Solo "Bound" dunkel gestimmt, maskulin verschlossen und geheimnisvoll und in manchen Passagen von bedrückender Intensität – Paxton dachte an Vietnam-Veteranen, als er das Solo in Rom entwickelte. Camouflage-ähnliche Projektionen auf einer Rückwand und einzelnen Kleidungsstücken und Objekten erzeugen eine seltsam unwirkliche Stimmung.
Paxton, dessen Contact Improvisation heute in allen wichtigen zeitgenössischen Tanzausbildungen gelehrt wird, zeigt sich hier als sensibler Erfinder von Bildern, die Samuel Becketts Werk korrespondieren. Die Sinnlosigkeit und Absurdität der irdischen Existenz, die schwindende Zeitspanne zwischen Wiege und Schaukelstuhl fasst Paxtons Stück so ernst und einfach, dass es niemanden ungerührt lässt. Gerade in einer Gegenwart der ästhetischen Orientierungslosigkeit ist es intellektuell aufbauend, Positionen wie die von Paxton und Brown neu zu sehen und zu begreifen, dass es ohne echtes Interesse an tänzerischer Bewegung irgendwie sinnlos ist, sich Choreograph zu nennen.
"The heart of my work is movement."