Matthias Treder und sein Team der Berlin Brain Interface, einer interdisziplinären geistes- und naturwissenschaftlichen Forschungsgruppe, die daran arbeitet, das menschliche Gehirn direkt mit dem Computer zu verbinden, haben eine Versuchsanordnung aufgebaut: Sie haben, mittels zahlreicher Kabel, an deren Ende sich Elektroden befinden, drei Laptops mit den Köpfen dreier Schüler des Bioleistungskurses der Schule Spandau verbunden. Ohne einen Muskel zu bewegen, sogar ohne zu blinzeln, allein durch die Kraft des Denkens, sollen die Schüler ihren Namen schreiben. Lena ist eine von ihnen.
Was in der Realität dazu entwickelt wird, um beispielsweise Patienten nach einem Schlaganfall oder einer Krankheit des Muskelapparates dazu zu verhelfen, wieder in Kontakt mit der Umwelt zu treten, sorgt bei den Schülern zunächst mal für Verblüffung. Zuvor hatte sie schon Professor Gabriel Curio vom Klinikum Charité in den Räumlichkeiten der Humboldt Graduate School begrüßt und sie anschließend mit optischen Täuschungen und Trugbildern, die das Gehirn erzeugt, zunächst auf den Holzweg und dann zur Erkenntnis geführt.
"Ein wichtiger Punkt bei dieser Brain Awareness Week ist, dass alle diese Konzepte erfahrbar sein sollen, das heißt, es soll nichts Abstraktes sein, kein Lehrbuch sein, das man wie eine Art Vorlesung dann nur vorträgt, sondern es soll demonstrieren, dass das Hirn etwas ist, was in seinen verschiedenen Funktionen für jeden Einzelnen erlebbar wird, dadurch, dass man zum Beispiel Illusionen erzeugt. Es ist etwas, was in vielen verschiedenen Bereichen gezeigt werden kann, ein Anlass heute früh war gewesen die visuelle Wahrnehmung, das Sehen von Bildern, das Verstehen von Bildern zu beleuchten mit Beispielen, die die Schüler direkt verstehen konnten, zum Beispiel bestimmte Farbnacheffekte, bestimmte Bewegungsnacheffekte, die Verarbeitung komplexer Reize zum Beispiel in Gesichtern."
In verschiedenen Workshops sollen die Schüler nicht nur erfahren, was ihr Gehirn mit ihnen macht, wenn es ihnen "einen Streich spielt" sondern auch verstehen, wie sie ihr Gehirn beeinflussen können, indem sie beispielsweise bestimmte Regionen trainieren oder bestimmte Nahrungsmittel zu sich nehmen. Ein Thema, das nicht nur Jugendliche interessiert.
"Jenseits dieser Brain Awareness Week ist Hirnforschung eines der wichtigsten Themen in unserer Gesellschaft. Eine Vielzahl von Erkrankungen bestimmt das Leben vieler Patientinnen und Patienten, die aufgrund von Hirnstörungen zustande kommen. Im Bereich der Neurologie sind die wichtigsten in einer alternden Gesellschaft zu nennenden Erkrankungen Schlaganfall, Epilepsie, Bewegungsstörungen, im Bereich der Psychiatrie Depressionen und Schizophrenie. Und alle diese Erkrankungen haben als Hintergrund Störungen in einzelnen Bereichen des Gehirns.
Das kann auf ganz verschiedenen Ebenen liegen. Beim Schlaganfall ist es die Blutversorgung des Gehirns, bei psychiatrischen Erkrankten hochwahrscheinlich sind es Störungen im Transmitterstoffwechsel, alle diese Prozesse schrittweise aufzuklären, wird am Ende dazu verhelfen, Patienten zu unterstützen, ihr Leiden zu lindern."
Wie man mit dem eigenen Lebensstil Erkrankungen des Gehirns vorbeugen kann, ist deshalb das Thema einer stark besuchten Veranstaltung in den Räumen der Erwachsenenbildungsstätte Urania. Die Kochbuchautorin Cynthia Barcomie diskutiert mit dem Neurologen Professor Ulrich Dirnagel und dem Kognitionswissenschaftler Arno Villringer, der auch anschließend noch von Fragenden umlagert wird.
Allheilmittel gibt es nicht, meint Arno Villringer und rät dazu, dem Gefühl für den eigenen Körper zu trauen.
"Das Wichtigste ist, dass die Messwerte, die Parameter, die wir alle kennen: Mein eigenes Gewicht, mein eigener Blutdruck, aber auch so etwas wie mein eigenes Wohlbefinden, geht es mir gut, schlafe ich gut, ist meine Stimmung gut, wenn Sie all diese Dinge mit Ja beantworten können, dann machen Sie alles richtig, dann lassen Sie sich nicht einreden Sie sollten anders leben, anderes essen anders trinken, mehr trinken, das ist erstmal ne Grundregel, nach der jeder verfahren kann. Schwieriger wird es, wenn bestimmte Krankheiten vorliegen, es ist keine Frage, dass man einen hohen Blutdruck behandeln muss, dass man nicht rauchen soll, dass man Übergewicht, exzessiven Alkoholkonsum vermeiden soll, das sind Dinge, wo wir klare Vorgaben den Menschen geben können, klare Regeln geben können. "
Allerdings räumt der Neurowissenschaftler, der am Leipziger Max-Planck-Institut und der Berlin School of Mind and Brain arbeitet, auch ein, dass die Hirnforschung in vielen Fragen noch ganz am Anfang steht:
"Wir wissen viel weniger nicht, als wir positiv wissen. Einfach, weil die vielen Faktoren, die es zu untersuchen gäbe, miteinander zusammenhängen. Wir können manchmal Korelationen erkennen, wir können aber nicht 100 Prozent sagen, dass hier ein kausaler Faktor, also ein die Krankheit wirklich verursachender Faktor ist, wenn wir nicht eine sogenannte Interventionsstudie durchführen also, wenn wir diesen Faktor nicht ändern. Insofern ist es sehr sehr schwierig , diese verschiedenen Einflussfaktoren, diese Lebensstilfaktoren isoliert zu identifizieren."
Ebenfalls noch sehr am Beginn stehen die Sozialen Neurowissenschaften. Professor Tania Singer, Direktorin am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig gibt einen Einblick in ihre Forschungsarbeiten, an denen Psychologen, Philosophen und Naturwissenschaftler beteiligt sind.
"Soziale Neurowissenschaften gibt es, seitdem es den Wunsch gibt, dass man Gehirne nicht nur in der Isolation untersucht, sondern in Interaktion miteinander.
Die Frage der Sozialen Neurowissenschaften ist zum Beispiel: wie verstehen wir einander, wie kommt die soziale Komponente in mein Gehirn, wie weiß ich, was ein anderer fühlt, was er denkt, was er vorhat zu tun."
Da gilt es zunächst einmal, Begriffe zu klären. So gibt es einen gravierenden Unterschied zwischen Empathie und Mitgefühl.
"Empathie ist zunächst mal nur unsere Fähigkeit, in Resonanz mit jemanden zu treten, das heißt, Sie leiden-ich leide. Sie freuen sich-ich freue mich. Das heißt, ich fühle mich ein in Sie und ich teile das Gefühl, weiß aber, dass es nicht mein Gefühl ist, ich fühle es stellvertretend. Empathie ist selbst noch nicht gut oder schlecht, wenn Sie zu viel Empathie hat, dann kann es auch dazu führen, wenn Sie Stress haben kann es dazu führen, dass ich Ihren Stress zu stark mitfühle und weiß nicht, was ich damit machen soll, dann kann das zu empathischem Stress führen, was eigentlich nicht ne gute Sache ist.
Mitgefühl ist eine Qualität, die sehr viel mit Liebe zu tun hat, mit Sorge und Fürsorge für jemand, eigentlich ein ganz warmes und positives Gefühl, was ich für jemanden habe. Zum Beispiel: Sie sind eifersüchtig, dann teile ich ja nicht ihre Eifersüchte, das würde auch gar keinen Sinn machen, aber ich kann mitfühlen, ich kann mir wünschen, dass es Ihnen besser geht, so wie eine Mutter zu ihrem schreienden Kind."
Empathie aktiviert im Gehirn andere Regionen als das Mitgefühl. Und diese Regionen kann man trainieren- wie einen Muskel.
"Zum Beispiel Anfängerübung wäre, Sie sagen einer Mutter oder einem Vater: Stellen Sie sich erstmal als Einfachstes das Bild ihres Kindes vor, wenn es Sie so unschuldig anlächelt, und da geht fast bei allen das Herz auf, das ist das Einfachste, wie man dieses Bindungsgefühl erst mal generieren kann.
Und dann kann man sie eben verstärken, und durch andere Mittel aktivieren, und kann sie dann nicht nur auf Leute beziehen, wo es einfach ist, sondern eben auch auf Leute, die Sie gar nicht kennen, oder sogar in einer schwierigeren Übungsphase auf Leute, die sie gar nicht mögen oder die Ihnen Leid zugefügt haben, wo es schwieriger wird das Gefühl zu entwickeln als für ihr eigenes Kind, was natürlich die basiale Grundsubstanz für dieses Gefühl ist.
Das kann man trainieren sozusagen, dass es sich ausweitet zur Menschheit im Gesamten."
Da das Pflegen sozialer Kontakte ebenfalls eine Methode ist, Erkrankungen des Gehirns zu vermeiden, könnte das Mitgefühlstraining also eine Vorbeugemaßnahme werden, allerdings befindet sie sich noch in der Erprobungsphase. Für die Besucher der Brain Awarness Week eine Gelegenheit, einen kleinen Einblick in das "Handwerkszeug" der Hirnforschung zu erhalten.
Was in der Realität dazu entwickelt wird, um beispielsweise Patienten nach einem Schlaganfall oder einer Krankheit des Muskelapparates dazu zu verhelfen, wieder in Kontakt mit der Umwelt zu treten, sorgt bei den Schülern zunächst mal für Verblüffung. Zuvor hatte sie schon Professor Gabriel Curio vom Klinikum Charité in den Räumlichkeiten der Humboldt Graduate School begrüßt und sie anschließend mit optischen Täuschungen und Trugbildern, die das Gehirn erzeugt, zunächst auf den Holzweg und dann zur Erkenntnis geführt.
"Ein wichtiger Punkt bei dieser Brain Awareness Week ist, dass alle diese Konzepte erfahrbar sein sollen, das heißt, es soll nichts Abstraktes sein, kein Lehrbuch sein, das man wie eine Art Vorlesung dann nur vorträgt, sondern es soll demonstrieren, dass das Hirn etwas ist, was in seinen verschiedenen Funktionen für jeden Einzelnen erlebbar wird, dadurch, dass man zum Beispiel Illusionen erzeugt. Es ist etwas, was in vielen verschiedenen Bereichen gezeigt werden kann, ein Anlass heute früh war gewesen die visuelle Wahrnehmung, das Sehen von Bildern, das Verstehen von Bildern zu beleuchten mit Beispielen, die die Schüler direkt verstehen konnten, zum Beispiel bestimmte Farbnacheffekte, bestimmte Bewegungsnacheffekte, die Verarbeitung komplexer Reize zum Beispiel in Gesichtern."
In verschiedenen Workshops sollen die Schüler nicht nur erfahren, was ihr Gehirn mit ihnen macht, wenn es ihnen "einen Streich spielt" sondern auch verstehen, wie sie ihr Gehirn beeinflussen können, indem sie beispielsweise bestimmte Regionen trainieren oder bestimmte Nahrungsmittel zu sich nehmen. Ein Thema, das nicht nur Jugendliche interessiert.
"Jenseits dieser Brain Awareness Week ist Hirnforschung eines der wichtigsten Themen in unserer Gesellschaft. Eine Vielzahl von Erkrankungen bestimmt das Leben vieler Patientinnen und Patienten, die aufgrund von Hirnstörungen zustande kommen. Im Bereich der Neurologie sind die wichtigsten in einer alternden Gesellschaft zu nennenden Erkrankungen Schlaganfall, Epilepsie, Bewegungsstörungen, im Bereich der Psychiatrie Depressionen und Schizophrenie. Und alle diese Erkrankungen haben als Hintergrund Störungen in einzelnen Bereichen des Gehirns.
Das kann auf ganz verschiedenen Ebenen liegen. Beim Schlaganfall ist es die Blutversorgung des Gehirns, bei psychiatrischen Erkrankten hochwahrscheinlich sind es Störungen im Transmitterstoffwechsel, alle diese Prozesse schrittweise aufzuklären, wird am Ende dazu verhelfen, Patienten zu unterstützen, ihr Leiden zu lindern."
Wie man mit dem eigenen Lebensstil Erkrankungen des Gehirns vorbeugen kann, ist deshalb das Thema einer stark besuchten Veranstaltung in den Räumen der Erwachsenenbildungsstätte Urania. Die Kochbuchautorin Cynthia Barcomie diskutiert mit dem Neurologen Professor Ulrich Dirnagel und dem Kognitionswissenschaftler Arno Villringer, der auch anschließend noch von Fragenden umlagert wird.
Allheilmittel gibt es nicht, meint Arno Villringer und rät dazu, dem Gefühl für den eigenen Körper zu trauen.
"Das Wichtigste ist, dass die Messwerte, die Parameter, die wir alle kennen: Mein eigenes Gewicht, mein eigener Blutdruck, aber auch so etwas wie mein eigenes Wohlbefinden, geht es mir gut, schlafe ich gut, ist meine Stimmung gut, wenn Sie all diese Dinge mit Ja beantworten können, dann machen Sie alles richtig, dann lassen Sie sich nicht einreden Sie sollten anders leben, anderes essen anders trinken, mehr trinken, das ist erstmal ne Grundregel, nach der jeder verfahren kann. Schwieriger wird es, wenn bestimmte Krankheiten vorliegen, es ist keine Frage, dass man einen hohen Blutdruck behandeln muss, dass man nicht rauchen soll, dass man Übergewicht, exzessiven Alkoholkonsum vermeiden soll, das sind Dinge, wo wir klare Vorgaben den Menschen geben können, klare Regeln geben können. "
Allerdings räumt der Neurowissenschaftler, der am Leipziger Max-Planck-Institut und der Berlin School of Mind and Brain arbeitet, auch ein, dass die Hirnforschung in vielen Fragen noch ganz am Anfang steht:
"Wir wissen viel weniger nicht, als wir positiv wissen. Einfach, weil die vielen Faktoren, die es zu untersuchen gäbe, miteinander zusammenhängen. Wir können manchmal Korelationen erkennen, wir können aber nicht 100 Prozent sagen, dass hier ein kausaler Faktor, also ein die Krankheit wirklich verursachender Faktor ist, wenn wir nicht eine sogenannte Interventionsstudie durchführen also, wenn wir diesen Faktor nicht ändern. Insofern ist es sehr sehr schwierig , diese verschiedenen Einflussfaktoren, diese Lebensstilfaktoren isoliert zu identifizieren."
Ebenfalls noch sehr am Beginn stehen die Sozialen Neurowissenschaften. Professor Tania Singer, Direktorin am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig gibt einen Einblick in ihre Forschungsarbeiten, an denen Psychologen, Philosophen und Naturwissenschaftler beteiligt sind.
"Soziale Neurowissenschaften gibt es, seitdem es den Wunsch gibt, dass man Gehirne nicht nur in der Isolation untersucht, sondern in Interaktion miteinander.
Die Frage der Sozialen Neurowissenschaften ist zum Beispiel: wie verstehen wir einander, wie kommt die soziale Komponente in mein Gehirn, wie weiß ich, was ein anderer fühlt, was er denkt, was er vorhat zu tun."
Da gilt es zunächst einmal, Begriffe zu klären. So gibt es einen gravierenden Unterschied zwischen Empathie und Mitgefühl.
"Empathie ist zunächst mal nur unsere Fähigkeit, in Resonanz mit jemanden zu treten, das heißt, Sie leiden-ich leide. Sie freuen sich-ich freue mich. Das heißt, ich fühle mich ein in Sie und ich teile das Gefühl, weiß aber, dass es nicht mein Gefühl ist, ich fühle es stellvertretend. Empathie ist selbst noch nicht gut oder schlecht, wenn Sie zu viel Empathie hat, dann kann es auch dazu führen, wenn Sie Stress haben kann es dazu führen, dass ich Ihren Stress zu stark mitfühle und weiß nicht, was ich damit machen soll, dann kann das zu empathischem Stress führen, was eigentlich nicht ne gute Sache ist.
Mitgefühl ist eine Qualität, die sehr viel mit Liebe zu tun hat, mit Sorge und Fürsorge für jemand, eigentlich ein ganz warmes und positives Gefühl, was ich für jemanden habe. Zum Beispiel: Sie sind eifersüchtig, dann teile ich ja nicht ihre Eifersüchte, das würde auch gar keinen Sinn machen, aber ich kann mitfühlen, ich kann mir wünschen, dass es Ihnen besser geht, so wie eine Mutter zu ihrem schreienden Kind."
Empathie aktiviert im Gehirn andere Regionen als das Mitgefühl. Und diese Regionen kann man trainieren- wie einen Muskel.
"Zum Beispiel Anfängerübung wäre, Sie sagen einer Mutter oder einem Vater: Stellen Sie sich erstmal als Einfachstes das Bild ihres Kindes vor, wenn es Sie so unschuldig anlächelt, und da geht fast bei allen das Herz auf, das ist das Einfachste, wie man dieses Bindungsgefühl erst mal generieren kann.
Und dann kann man sie eben verstärken, und durch andere Mittel aktivieren, und kann sie dann nicht nur auf Leute beziehen, wo es einfach ist, sondern eben auch auf Leute, die Sie gar nicht kennen, oder sogar in einer schwierigeren Übungsphase auf Leute, die sie gar nicht mögen oder die Ihnen Leid zugefügt haben, wo es schwieriger wird das Gefühl zu entwickeln als für ihr eigenes Kind, was natürlich die basiale Grundsubstanz für dieses Gefühl ist.
Das kann man trainieren sozusagen, dass es sich ausweitet zur Menschheit im Gesamten."
Da das Pflegen sozialer Kontakte ebenfalls eine Methode ist, Erkrankungen des Gehirns zu vermeiden, könnte das Mitgefühlstraining also eine Vorbeugemaßnahme werden, allerdings befindet sie sich noch in der Erprobungsphase. Für die Besucher der Brain Awarness Week eine Gelegenheit, einen kleinen Einblick in das "Handwerkszeug" der Hirnforschung zu erhalten.