Nahost-Krieg
Hisbollah will Kampf gegen Israel fortsetzen - Libanon ruft Bürger zu Abgabe von DNA-Proben auf

Die Außenminister der Europäischen Union beraten auf einer Sondersitzung über die jüngsten Entwicklungen im Nahen Osten. Im Vordergrund der Videokonferenz stehen die anhaltenden Luftangriffe Israels im Gazastreifen und im Libanon sowie der Beschuss israelischer Ziele durch die Terrormilizen Hamas und Hisbollah.

    Rauch steigt nach einem israelischen Angriff über der Stadt Hiyam in der Region Nabatieh im Libanon auf.
    Im Libanon gehen die israelischen Angriffe weiter. (picture alliance / Anadolu / Ramiz Dallah)
    Die 27 EU-Länder haben derzeit keine gemeinsame Position im Nahost-Konflikt und deshalb auch weniger Einfluss in der Region als etwa die USA.
    Allein im Libanon sind durch israelische Angriffe nach offiziellen Angaben seit gestern Früh mindestens 125 Menschen getötet worden. Die meisten Opfer habe es im Süden des Landes und an der Grenze zu Syrien gegeben, teilte das libanesische Gesundheitsministerium mit. Nach Angaben des UNO-Flüchtlingshilfswerks in Genf sind rund 100.000 Menschen vor den Angriffen nach Syrien geflohen. Mehr als die Hälfte davon seien Syrer, die zuvor im Libanon Zuflucht vor dem Bürgerkrieg in ihrer Heimat gesucht hatten.

    Sonderflug der Bundeswehr

    Die Bundesregierung hat inzwischen Personal der deutschen Botschaft im Libanon ausfliegen lassen. Nach Informationen des Deutschlandfunks hob in Beirut ein Airbus der Bundeswehr mit etwa 110 Passagieren ab. An Bord sind auch Mitarbeiter von zivilen Organisationen sowie besonders bedrohte Menschen - vor allem aus dem Süden des Libanon.

    Hisbollah will weiter gegen Israel kämpfen

    Erstmals nach der Tötung von Hisbollah-Chef Nasrallah im Libanon hat sich die Spitze der islamistischen Miliz zu Wort gemeldet und ihre Kampfbereitschaft bekräftigt. "Wir wissen, dass der Kampf lang dauern könnte, und sind auf alle Möglichkeiten vorbereitet", sagte der stellvertretende Hisbollah-Chef Kassim in einer Rede im Fernsehen. Wer die Hisbollah anführen soll, sagte er nicht. Im Libanon spitzt sich die humanitäre Notlage derweil zu.
    Der Libanon ist nach Worten von Übergangsministerpräsident Mikati bereit, eine UNO-Resolution aus dem Jahr 2007 umzusetzen und dafür Truppen in den Süden des Landes zu entsenden. Darüber berichten libanesische Medien. Die Resolution regelt den Waffenstillstand und definiert eine Pufferzone im Südlibanon. Ihr zufolge müssen sich Milizen der Terrorgruppe Hisbollah zurückziehen und sich damit von der Grenze zu Israel entfernen. Libanesisches Militär soll im Gegenzug im Süden stationiert werden. Faktisch wurde die Resolution bislang nie umgesetzt.

    Israels Verteidigungsminister bringt Bodeneinsatz in Spiel

    Israels Verteidigungsminister Galant spielt inzwischen auf einen möglichen Bodeneinsatz im Libanon an. Die Tötung Nasrallahs sei ein wichtiger Schritt, aber noch nicht alles, sagte Galant bei einem Besuch gepanzerter Truppen an der Nordgrenze. "Wir werden alle unsere Fähigkeiten einsetzen."
    Ziel sei weiterhin, die Rückkehr von 60.000 Israelis zu ermöglichen, die seit Monaten durch die Hisbollah-Angriffe aus Gebieten entlang der Grenze vertrieben sind.

    UNO: Schon 100.000 vom Libanon nach Syrien geflohen

    Nach UNO-Angaben sind seit Beginn der massiven israelischen Luftangriffe im Libanon bereits rund 100.000 Menschen nach Syrien geflohen. 60 Prozent seien Syrer, die einst im Libanon Zuflucht gesucht hatten, 40 Prozent Libanesen, berichtete das UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR in Genf. Nach den Bombenangriffen am Freitag verdoppelte sich demnach die Zahl der Flüchtenden am nordwestlichen Grenzübergang Richtung Homs in Syrien. Die meisten Menschen fliehen aber über den Grenzübergang rund 70 Kilometer südwestlich von Beirut Richtung Damaskus.

    Libanon ruft zu DNA-Proben auf

    Im Libanon wurden derweil die Angehörigen von Vermissten nach den israelischen Luftangriffen zur Abgabe von DNA-Proben aufgefordert. Diese würden dann mit noch unidentifizierten Leichen abgeglichen, hieß es vom libanesischen Inlandsgeheimdienst. Bei den israelischen Luftangriffen auf weite Teile des Landes sind nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums in knapp zwei Wochen mehr als 1.000 Menschen getötet worden.
    Diese Nachricht wurde am 30.09.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.