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Historie der Musikschule
Identitätsbildung durch Musikunterricht

Musikalische Bildung dürfe nicht auf das Lernen eines Instruments verkürzt werden, sagte Hans-Joachim Rieß vom Verband deutscher Musikschulen in Hessen im Dlf. Sie trage zur Persönlichkeitsbildung bei und damit auch zur Weiterbildung einer demokratischen Gesellschaft.

Hans-Joachim Rieß im Gespräch mit Jochen Hubmacher |
    Drei Kinder spielen vor Notenständern auf ihren Blockflöten.
    1,5 Millionen Menschen besuchen aktuell öffentliche Musikschulen in Deutschland (picture alliance / JOKER / Ralf Gerard)
    Denn im Bereich der kulturellen Bildung würden Freiräume geschaffen, in denen der Einzelne über seinen Alltag hinauswachsen könne, um Perspektiven für die Zukunft zu entwickeln, so Hans-Joachim Rieß. Er hat eine Dissertation verfasst, die sich mit der Entwicklung der Musikschul-Landschaft in Deutschland auseinandersetzt. Die Dissertation ist unter dem Titel "Die öffentliche Musikschule in Deutschland im Begründungszusammenhang kultureller Bildung" erschienen.
    1905 sei die Augsburger Singschule eröffnet worden, so Rieß. "Das war die allererste Musikschule, die an der Schnittstelle zwischen dem schulischen Musikunterricht und den privaten Unterrichtsangeboten angesiedelt war." Damals sei man - parallel zum Volkshochschulwesen - bestrebt gewesen, eine umfassende humanistische Bildung anzubieten. Die Musikschulen seien dann im Nationalsozialismus rassistisch indoktriniert worden, so Rieß.
    Buchinfo:
    Hans-Joachim Rieß: "Die öffentliche Musikschule in Deutschland im Begründungszusammenhang kultureller Bildung.
    Eine ideengeschichtliche Untersuchung vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart"
    Bosse 2019, 453 Seiten, 39,95 Euro.