Napoleon sei 1806 nach Preußen gekommen und habe damit auch die Ideen der französischen Revolution von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit und mehr Beteiligungsrechten mitgebracht. Dies sei eine Zeit gewesen, in der neue Ideen - "neue Hoffnungen vor allen Dingen" - ins Land gekommen seien, sagte der Historiker Jürgen Luh im Deutschlandfunk. Denn die Ideen seien ein Gegensatz zu dem Obrigkeitsdenken des preußischen Staates gewesen.
Zum Teil sei später behauptet worden, dass die Ideen der französischen Revolution in Preußen mehr Eindruck hinterlassen hätten als in Frankreich selbst. Am Anfang sei das sicherlich richtig gewesen, so Luh. Die Franzosen seien mit frischen Gedanken gekommen und damit in Preußen "auf fruchtbaren Boden gefallen". Andererseits hätten die Franzosen durch ihr "harsches Besatzungsregime viel von dem Guten, was sie mitgebracht haben, wieder verwischt und ins Gegenteil verkehrt".
In der Zeit sei auch ein "eigenes selbstständiges preußisches Bewusstsein" entwickelt worden, das es vorher so nicht gegeben habe. Das bedeute auch eine breitere Beteiligung der Bevölkerung am Staat und letztlich die Idee einer eigenen Verfassung, betonte Luh. Das seien die Hoffnungen gewesen, die sich mit dem Kommen und dem Sieg bei Napoleon verbunden hätten. Das Verfassungsversprechen, das Kaiser Friedrich Wilhelm III. dann gab, sei jedoch nicht eingelöst worden. Vielmehr geschah das Gegenteil, wie Luh darlegte: Die Rechte auf freie Meinung seien immer weiter eingeschränkt worden. Erst dreißig Jahre später, 1848, seien die Ideen wieder hochgekommen.
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